Montag, 31. Juli 2017

documenta Tipp - Überblick...

Um den Überblick zu behalten oder um einfach mal zu entspannen, sollte man die Dachterrasse des Kaufhof mitten in Kassel entdecken. OK, zugegeben, es ist kein ganz so neues Konzept, aber wir sind halt in Kassel und es ist documenta, da spielt die Mittelstadt Kunstmetropole und dazu gehört ein loungiger Platz, wie man heute wohl sagt. Und allen aufmerksamen Lesern und Beobachtern des - übrigens durch Anklicken auch groß einblendbaren - Bildes sei gesagt: Es brennt nicht im Zwehrenturm, auch das ist Kunst!

Mittwoch, 26. Juli 2017

Münster - no cube - OHNE HINZUSCHAUEN - 31. Juli - 24. August

Ein Blick in die Ausstellung Ivo Weber + Ulrich Haarlammert - my cube, 2016 © nocube / Ulrich Haarlammert / Ivo Weber

Der Sommer geht schon bald in den Herbst über und in Kürze werden viele doch wieder einmal auf den letzten Drücker nach Kassel und Münster zu eilen, um dort mit tausenden anderen Menschen, auf den letzten Drücker zeitgenössische Kunst zu erleben. Denn die documenta endet am 16. September und die Münsteraner Skulptur Projekte 14 Tage später.

Da die Skulptur Projekte Münster schon seit einigen Jahren den Charakter einer Kunst-Schnitzeljagd angenommen haben, möchten wir an dieser Stelle den Fokus auf einen recht unbekannten, kleinen wie umtriebigen Ausstellungsort in Münster richten, der in Kürze zufällig eine Gruppenausstellugn eröffnen wird: no cube.

In Kürze werden dort im Rahmen der Reihe "in between/Zwischenzeit" Werke von Ragnar Kopka, Martina Muck, Candia Neumann, Thomas Prautsch und Olaf Thomas ausgestellt. Und hier folgen vorab ein paar Informationen aus der aktuellen Pressemitteilung:

''Martina Muck und Olaf Thomas entwickelten ihre Gemeinschaftsarbeit „ich“ für die Winterausstellung 2015 „artig“ im no cube. Seitdem haben sich weitere Individuen entschlossen, ihr persönliches „ich“ mit einem Leuchtkasten zu feiern. Einige davon leuchten aus dem Schauraum in die abgeschiedene Achtermannstraße und hoffen auf Entdeckung.

Thomas Prautsch vollendete bereits 2004 die Stadtansicht III, Öl auf Nessel, 200 x 150. Dieses Werk ist ein Beispiel für den virtuosen Umgang des Künstlers mit dem Phänomen Licht. Das Abendlicht bricht sich in diesem Gemälde auf Dach- und Gebäudeflächen und bringt, fast gespenstisch anmutend, Fenstern und glatte Flächen zum Glühen.

Ragnar Kopka und
Candia Neumann präsentieren zwei kurze, experimentelle Videostills, die ebenfalls das Thema Licht und Reflexion zum Thema haben. Zu sehen ist auch das Objekt „open House“, das als Drehort diente. Kopka ist Dokumentarfilmer und war Mitgründer des no cube. Candia Neumann leitet aktuell den Ausstellungsraum no cube.''

Die Ausstellung nahe des Bahnhofsviertels ist sicherlich ein interessanter Bruch zu den hochsubventionierten Positionen im Rahmen der Skulptur Projekte. Dank der großzügigen Fenster erlaubt der Ausstellungsauch besonders in den Abendstunden interessante Einblicke. 


Wer es nicht zur Eröffnung schafft, aber von den Schaufenstern erfolgreich geködert die Werke in Ruhe und mit Muße betrachten will, der sollte einen unverbindlichen VIP-private-overview-Termin vereinbaren - natürlich ganz exklusiv... Und wer andere Interessierte oder gar Involvierte treffen will, den verweisen wir auf die sog. Wiedersehensfeier im nocube am Freitag, den 18. August, um ab 19 Uhr.

Service und Links
OHNE HINZUSCHAUEN 
Gruppenausstellung, 31. Juli - 24. August
no cube
achtermannstr. 26, 48143 münster
www.nocube.net - info@nocube.net - 0157 8203 0409


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Montag, 24. Juli 2017

Köln - Stadtlabor 2017 - 14. August - 19 Uhr

© Stadtlabor 2017

Kunst im öffentlichen Raum ist aktuell nicht nur in Münster Thema. Im Rheinland ist StadtLabor aktuell der Titel eines vom Kunstbeirat der Stadt Köln initiierten Projekts für Kunst im öffentlichen Raum. Künstlerteams werden zu Interventionen im Stadtraum eingeladen. Der räumliche Fokus ist jedes Jahr ein anderer, 2017 sind es die sog. Kölner Ringe.  

Hier folgen ein paar Informationen aus einer aktuellen Pressemitteilung von Stadtlabor 2017: 
 
UMTaufen des Hohenstaufenrings, Montag, 14. August, 19 Uhr, Kiosk am Ytzak-Rabin-Platz, Hohenstaufenring

Das Herz der Stadt Köln ist fest umklammert von deutschen Herrscher- und Adelsdynastien (Hohenstaufen- Habsburger- und Hohenzollernring) und lenkt unseren Blick auf Historisches (Ubier-, Karolinger-, Salier- , Sachsenring etc.). Unser Verhalten beim Orientieren ist geprägt vom Aufschauen zu Macht und Historie. Warum?

Wie können wir den Menschen Aufmerksamkeit schenken, die sich gegenwärtig, auf Augenhöhe und jenseits von Kommerz, Verkehr und Amüsierbetrieb auf den Kölner Ringen für Lebensqualität, Flair, Atmosphäre und Wärme einsetzen? Ein Projekt zur Erforschung alternativer Möglichkeiten zur Beschilderung der Stadt.

Das UMTaufen des Hohenstaufenrings ist die erste von neun Aktionen zum UMTaufen der gesamten Kölner Ringe im Rahmen des diesjährigen StadtLabors.

Das StadtLabor 2017 Team bilden Uschi Huber und Boris Sieverts / Frank Bölter / Matthias Hoffmann, Johanna Reich und Jan Rothstein.


Weitere Informationen unter
www.stadtlabor-koeln2017.de

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Freitag, 21. Juli 2017

Performance - PAErsche - INTERVAL eXtended - networkmeeting 18. - 20.8.2017

© PAErsche

Nach der großen, eben erst beendeten Performance_Kunst_Konferenz in Köln lädt PAErsche nun zu einem Netzwerktreffen in den Pott. Genauer gesagt, das Netzwerk und Aktionslabor lädt ein, vernetzt sich weiter, diskutiert und interveniert in Oberhausen, Duisburg, Essen und Gelsenkirchen.

Hier zunächst einmal die Pressemitteilung mit den grundlegenden Informationen:  

Feel warmly invited to Interval eXtended networkmeeting with 
ACCION!MAD, BBEYOND, PAB and PAErsche 
18. – 20.8.2017 @ kitev in Oberhausen 

For Interval eXtended-B, representatives of the network-knots of Accion! MAD from Madrid, Bbeyond from Belfast and PAB from Bergen are coming together with PAErsche Aktionslabor.

The main topic is here the networking with theoretical and performative elements. In addition to open artistic processes, conceptual experimental arrangements and a physical presence, there is the big need and wish to talk about how we can exchange and cooperate as network partners throughout Europe.

PAErsche has invited the following representatives to this network-meeting: Nieves Correra & Abel Lureda (Accion!Mad), Siobhan Mullen & Brian Patterson (Bbeyond), Pavana Reid, Jan-Egil Finne & Anette Friedrich Johannessen (PAB)

Interventions in public space:
18.8. | 17.00h Innenhafen, Duisburg
19.8. | 16.00h Viehoferstrasse, Essen
20.8. | 15.00h Halde Rungenberg, Gelsenkirchen

Infos & Contact: www.paersche.org fb: PAErsche +49 176 235 12 133 


© PAErsche

Hintergund PAErsche: Wer, was, warum?

Das PAErsche Netzwerk und Aktionslabor entstand 2010. Es ist eine freie, private Initiative, aktuell bestehend aus ca. 30 Künstlern und sowie einer Gruppe von rund 50 assoziierten. PAErsche legt großen Wert darauf, keine geschlossene Gruppe zu sein, sondern eine offene Plattform, ein Labor für regionale und internationale Performance-Kunst.

PAErsche verfügt über ein ehrenamtlich arbeitendes Organisationsteam. Doch die im Laufe der Jahre stetig gewachsenen, internationalen Kooperationsanfragen sind auf diese Weise nicht mehr zu bewältigen. Daher wurde jüngst, direkt nach der einleitend erwähnten Konferenz in Köln, der "Förderverein PAErsche Aktions-Labor" gegründet. Eine gemeinnützige Institution, die nachhaltige Strategien für eine Förderung der Aktivitäten udn Ziele von PAErsche entwickelt.  


PAErsches Ursprung, Verwaltungssitz und Hauptaktionsort ist die Stadt und Region Köln. In den letzten 6 Jahren hat PAErsche ca. 100 Veranstaltungen mit rund 200 Künstlern organisiert. Die internationale Ausrichtung von PAErsche ist keine Floskel, wie die Zahlen belegen: Rund 100 der bisher eingeladenen, partizipierenden Künstler stammen aus Länden wie Argentinien, China, Chile, Dominikanische Republik, Indonesien, Irak, Irland, Israel, Mexiko, Myanmar, Philippinen und Taiwan. Die andere Häfte aus Deutschland und europäischen Nachbarländern wie Belgien, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweiz, Spanien.
 

PAErsche organisiert temporäre Workshops, Konferenzen, Netzwerktreffen wie das hier einleitend beworbene und Interventionen an Orten wie Galerien, Kulturzentren, Museen und vor allem im öffentlichen Raum, um ein möglichst breites Publikum außerhalb der üblichen Kultur- und Kunstszene zu erreichen.

PAErsche hat sich zu einer lebendigen, durchlässigen und doch zuverlässig funktionierenden Struktur entwickelt. Das Gerüst eines offenen Labors, die Idee eine Aktionslabors, ermöglicht PAErsche, Brücke zwischen den Generationen zu sein. Junge Künstler agieren gemeinsam mit erfahrenen Performern.
Als Plattform bietet PAErsche lokalen, nationalen und internationalen KünstlerInnen einen Anlaufpunkt und wird von vielen PerformerInnen, die sich aufgrund anderer Projekte in Europa befinden oder explizit von PAErsche eingeladen werden, genutzt.

Die Dokumentation der PAErsche-Aktivitäten - Stichwort ephemere Kunst - und die Kooperation mit dem in Köln beheimateten, von Boris Nieslony gegründeten Performance-Archiv "Die schwarze Lade" dient der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung. Das international bekannte Archiv ist eine bedeutende Inspirationsquelle für perfomative Praxis und kunstwissenschaftliche Untersuchungen zugleich.


Mehr Informationen über den Verein, weitere Veranstaltungen und Möglichkeiten der Unterstützung von PAErsche in Kürze hier und unter www.paersche.org.

Mittwoch, 19. Juli 2017

Montag, 17. Juli 2017

Nairy Baghramian - documenta 14 - Kassel - Landesmuseum

Ein Blick auf Nairy Baghramians zentral im Landesmuseum inszeniertes Werk 'Drawing Table (Homage to Jane Bowles)' von 2002.
© Nairy Baghramian, VG Bild-Kunst 2017, Foto Gerd Mörsch

Ist das Kunst oder... Die verspielt und zugleich abstrakt anmutende, 'Drawing Table (Homage to Jane Bowles)' genannte Installation von Nairy Baghramian ist - wie der Titel andeutet - eine Hommage. Eine an die 1973 verstorbene amerikanische Schriftstellerin und Dramatikerin Jane Bowles

Die Künstlerin macht es dem in diesem Jahr von so viel moderner Kunst Geplagtem also etwas leichter, ihren Gedanken, Bildern udn Assoziationen nachzuspüren... Oder ist das etwas ein Finte? Machen Sie sich selbst einen Eindruck.  

Eines wollen wir an dieser Stelle aber einmal anmerken: Während die ganze Kunstwelt über die zu belehrende documenta 14 schimpft und von der offensichtlichen Inszenierungsunfähigkeit ihrer Kuratoren spricht, scheint uns dagegen zumindest Nairy Baghramians eiserner Tisch an dieser Stelle gut positiert und inszeniert. Was meinen Sie? 

Da fällt uns noch was ein, ein Hinweis in eigener Sache, denn wir freuen uns über Kommentare. Feedback und Kritik sind uns wichtig. Wer einen Kommentar hinterlassen will, kann dies natürlich zu jedem Beitrag tun. Einfach unten auf 'Keine Kommentare:' klicken und lostippen...    

Aber jetzt zurück nach Kassel, über Jane Bowles titelgebendes Werk schreibt die documenta auf ihrer Website für Baghramian das Folgende:
 
"In ihrer Kurzgeschichte „The Iron Table“ (1943) beschreibt Jane Bowles ein Paar bei der Auseinandersetzung darüber, ob die Frau mit einem Leben in der Wüste, zu dem es den Mann zieht, glücklich werden könnte. Die beiden sitzen an einem beiläufig erwähnten eisernen Tisch, unweit einer „zwischen Pfosten gespannten Schnur, die das Hotelgrundstück vom Bürgersteig trennte“. 


Dieser titelgebende Tisch erweist sich nicht nur als Spielfeld des richtungslosen, mit Hintersinn betriebenen Gesprächs, sondern auch als Symbol dessen, was die Frau „Zivilisation“ nennt. 

Immer wieder bringt die Erzählung in der Folge die Dualität von hier und dort durcheinander, bis nicht nur „die Zivilisation“ und „die Wüste“, sondern auch die Wunschvorstellungen und Sehnsüchte der Figuren beinahe schon selbst zu Räumen geworden sind."
 

documenta 14 (Kassel) @ Hessisches Landesmuseum:
Nairy Baghramian: The Iron Table (Homage to Jane Bowles),
2002, bemaltes Holz, bemaltes Metall, Sand, Schnur, Draht, Aluminiumstange, zwei Strahler
540 × 320 × 530 cm


Mehr Informationen über documenta, das Hessische Landesmuseum und
Nairy Baghramian, hier.

Donnerstag, 13. Juli 2017

Performance Art Conference - PAErsche Lab17 - noch bis zum 16. Juli - all for free - just be there


... Performance in Theorie und Praxis im Rahmen von PAErsche LAB17, der noch bis Sonntag in Köln stattfindenden internationalen PERFORMANCE KUNST KONFERENZ

Kulturbunker Köln (Mülheim) - Berliner Str. 20 - 51063 Köln
lobenswert: Eintritt frei, Anmeldung und Spenden erbeten

 
Anmeldung
paersche@googlemail.com
Programm  
http://paersche.org/portfolio/paersche-lab17-performance-art-conference/
PAErsche
 
http://paersche.org und https://www.facebook.com/PAErsche/

Mittwoch, 12. Juli 2017

Berlin: KM Galerie - five years changing & growing

© KM

Eine kleine aber feine Galerie in Berlin feiert ihren fünften Geburtstag mit einer umfangreichen Gruppenausstellung und einem Umzug in neue Räume. Wir sagen: Weiter so, herzlichen Glückwunsch und wünschen der KM Galerie alles Gute.

Hier folgt eine kurze Einleitung aus dem Pressetext zur Ausstellung:

''Die  Ausstellung five years changing & growing vereint achtzehn Haltungen. Die Werke erzählen Geschichten, lassen Chiffren entstehen und machen Räume sichtbar. Sie spielen mit den Möglichkeiten von Verwandlung, Vergänglichkeit und Übergang. Unterschiedliche Zustände von Landschaften und Menschen werden abgebildet, geometrische Formen werden körperlich.

Wiederkehrende Signale sprechen den Betrachter mit sich wandelnden Akzenten an. Gespräche finden zwischen den Werken statt. Aus verschiedenen Quellen schöpfend scheinen sie sich doch zu verstehen, denn Sprachen jenseits der geschriebenen Form bilden meist ihre Grundlage.

Durch seine Architektur öffnet sich der Galerieraum zum Außenraum des Mehringplatzes. Die von Werner Düttmann nach dem Plan von Hans Scharoun ausgeführte Architektur öffnet den Stadtraum als sozialen Raum der Interaktion von Flaneuren. 

Die Ausstellung spiegelt diese Offenheit wieder und thematisiert Transformation und organisches Wachstum. Die Utopie eines schrankenlosen öffentlichen und sozialen Raumes und die Wirkung von Grenzen spielen immer wieder eine zentrale Rolle.''

Service und Links 

five years - changing & growing 
noch bis zum 22. Juli

KM  
Mehringplatz 8  
10969 Berlin   

Mittwoch - Samstag 14.00-18.00 Uhr und nach Vereinbarung
www.km-galerie.com

Montag, 10. Juli 2017

Düsseldorf: imai - VIDEO BOX - Von Robotern und Tieren - 12. Juli 19 Uhr

 Ein aktueller Screenshot der Website des Künstlerduos Hörner/ Antlfinger, zu sehen ist ein Filmstill der Arbeit KRAMFORS © Hörner/Antlfinger 2017

Videokunst ist ein recht junges Phänomen. In die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts verorten viele Experten seine Ursprünge. Die documenta 8, die zweite von Manfred Schneckenburger (auf den letzten Drücker) kuratierte, weil Harald Szeemann und Edy de Wilde ihre inhaltlichen Differenzen nicht überwinden konnten, gilt vielen als Video-documenta.

Das war 1982 und zumindest in (documenta-)Kassel war Videokunst zuvor noch nie so prominent vertreten. In Düsseldorf widmet sich eine Institution dieser Form von Medienkunst: Die Stiftung imai – inter media art institute. Für einen Videokunstabend, der sich auf Werke des Künstlerduos Hörner/Antlfinger konzentiert wirbt das Institut wie folgt:

''Kurz vor der Sommerpause findet noch eine Veranstaltung im Rahmen der VIDEO BOX-Reihe statt. Der Kunstwissenschaftler Dr. Gerd Mörsch hat unsere Einladung angenommen und das Programm mit Videos des Künstlerduos Hörner/Antlfinger kuratiert. Ein Gespräch zwischen Dr. Gerd Mörsch und dem Künstler Mathias Antlfinger wird die Videos begleiten.


Im Dialog mit menschlichen und nichtmenschlichen Existenzen im „Kunstsystem“ und im „AllesAndereSystem“, so Hörner/Antlfinger, erforschen die seit den 1990er Jahren zusammenarbeitenden Künstler politisch brisante Themen und entwickeln kritische Perspektiven auf die Gegenwart. Das Politische und die Utopie des gleichberechtigten Umgangs zwischen Mensch, Tier und Maschine ist ein wiederkehrendes Thema in ihren Arbeiten. 

Ute Hörner (*1964, Studium Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Stuttgart und Postgraduiertenstudium Medienkunst KHM Köln) lehrte von 1998 bis 2008 Medienkunst an der HKD Halle. 

Mathias Antlfinger (*1960, Studium Bildhauerei, Mathematik und Kybernetik an der Akademie der bildenden Künste Stuttgart und der Kunstakademie Düsseldorf) war von 2000 bis 2006 künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HKD Halle. 

Seit 2009 haben sie zusammen eine Professur für Transmediale Räume an der KHM Köln.''

Vor dem Gespräch werden die folgenden Werke gezeigt:

Three short videos (2000, ca. 6 Minuten)
1. Kagoshima 

2. Monkey King 3. Lunch in Cross-species-household 
4. L’apresmidi d’un Avatar (2001, einen Ausschnitt von ca. 8 Minuten)

sowei zwei jüngere Arbeiten, die noch nicht im IMAI-Archiv bzw. dort online recherchierbar sind

5. KRAMFORS (2012, ca. 4,5 Minuten)
6. Hasen - Sich ein Bild machen. Etwas zu Ende denken (Teil 1: Friesoythe (Niedersachsen), 2012, ca. 11 Minuten)

Service und Links 

VIDEO BOX 4.4. Hörner/Antlfinger
12. Juli 19:0

Haus der Universität
Schadowplatz 14
40212 Düsseldorf


- lobenswert ist der freie Eintritt
- die Website des Künstlerduos Hörner/ Antlfinger, hier
- die
Website der Stiftung imai – inter media art institute, hier 

Hintergrund
imai – inter media art
 
Die Stiftung imai – inter media art institute besteht seit 2006. Sie wurde gegründet, um in Deutschland eine Institution zu etablieren, die sich dem Vertrieb, der Erhaltung und der Vermittlung von Medienkunst widmet. Auf Initiative der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Kölner Medienkunstagentur 235 Media wurde die Stiftung ins Leben gerufen. Mit nachhaltiger Unterstützung der Kunststiftung NRW und der Kulturstiftung der Länder sowie in Kooperation mit dem NRW-Forum und der Stiftung Museum Kunstpalast wurden die umfangreiche Videokunst-Sammlung und die dazu gehörige Vertriebsstruktur, die 235 Media seit den 1980er Jahren aufgebaut hat, auf die eigenständige, gemeinnützige Stiftung imai übertragen.

Archiv 

Das Archiv des imai umfasst rund 3.000 künstlerisch und dokumentarisch wertvolle Werke, die einen weitgefassten Überblick über die Entwicklung der Videokunst geben: von ihrer Pionierzeit in den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Auf Anfrage ist der Archivbestand zugänglich für Recherchen und wissenschaftliche Arbeiten: Kuratoren, Dozenten, Studierende und alle Interessierten sind eingeladen, den umfangreichen Bestand an Kunstvideos für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen.

Online-Archiv 

Das Online-Videoarchiv umfasst annähernd 1.300 Videos, die in voller Länge abgespielt werden können. Es stellt ein fundiertes Informations- und Rechercheinstrument über die Entwicklung der Videokunst von den 1960er Jahren bis heute dar und bietet Wissenschaftlern, Studierenden und alle Interessierten einen beachtlichen Fundus an kunsthistorisch bedeutsamen, audiovisuellen Kunstwerken und Dokumentationen.

Vertrieb 

Das Vertriebsprogramm zählt zu den wesentlichen Aufgabenbereichen der Stiftung imai, um VideokünstlerInnen und ihre audiovisuellen Werke zu fördern und nachhaltig in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern. Über den imai-Vertrieb können deshalb annähernd 1.500 audiovisuelle Werke von über 120 internationalen Künstlerinnen und Künstlern ausgeliehen und angekauft werden.

Erhaltung und Vermittlung 

Die Erhaltung von Medienkunst in der Zukunft sicherzustellen, ist eine Herausforderung für alle Institutionen, die diese Kunstform sammeln. Die Stiftung imai beteiligt sich mit eigenen Studien, mit Worksshops, Symposien und Veröffentlichungen an der Diskussion und Weiterentwicklung von Lösungsansätzen bei der Konservierung und Restaurierungen von Medienkunst. Die Vermittlung von Medienkunst findet durch regelmäßige Vorträge, Screenings und Ausstellungen der Stiftung imai statt.

Freitag, 7. Juli 2017

documenta - Bombennächte und Relikte des 19. Jahrhunderts

Die verhüllten Gebäude sind eine Installation, oder besser Intervention?, von Ibrahim Mahama. Er hüllt die historisch bedeutsamen Gebäude in gebrachte Jutesäcke, was in Kassel sofort an die verheerenden Bombennächte der 1940er Jahre denken lässt...

Die beiden Gebäude flankieren prominent den Beginn der Wilhelmshöher Allee und sind daher den meisten Kassel-Besuchern vertraut. Wer von Wilhelmshöhe aus kommend mit der Bahn oder dem Auto ins Zentrum fährt, passiert die beeindruckende, sogenannte Torwache. Relikte aus einer anderen Zeit... 

Die documenta 14 schreibt auf ihrer Website das Folgende über den Ausstellungsort Torwache:

''Die heutige Torwache ist das Relikt eines palastartigen Bauprogramms, das aufgrund der Napoleonischen Kriege und Invasionen des frühen 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde. Entworfen vom Kasseler Architekten Heinrich Christoph Jussow, der vor allem für seine Entwürfe für Schloss Wilhelmshöhe und die Umgestaltung des Bergparks Wilhelmshöhe bekannt ist, waren die zwei die Torwache bildenden Gebäude als Klammer konzipiert, die die königliche Residenz und die Spazierwege im Bergpark mit dem mittelalterlichen Kasseler Stadtkern verbinden sollte. 

Die Torwache krönt den beeindruckenden Ausblick, den man von der Wilhelmshöher Allee aus genießt – ein Ausblick, der auch bei den oberen Nazi-Militärs beliebt war, die sich in großartigen Plänen die sogenannte Gauhauptstadt Kassel erträumten.

Das Denkmal für die Opfer des Faschismus in Auschwitz-Birkenau von Oskar Hansen und Bilder von Edi Hila im Innern der Torwache beschäftigen sich mit den ideologischen Verflechtungen von hochfliegender städtebaulicher Planung und der Politik axialer Anordnung. Das Äußere des Gebäudes ist in eine Installation von Ibrahim Mahama gehüllt, dessen zusammengenähte Jutesack-Collage unzählige Geschichten des globalen Handels in sich trägt, individuelle Erzählungen von Besitz und Enteignung, Narben einer größeren Narration von Migration wie auch Techniken der Maskierung und Tarnung.''


Die folgenden Künstler sind mit dem Ausstellungsort Torwache verbunden bzw. dort vertreten:

Oskar Hansen
Edi Hila
Ibrahim Mahama
Annie Vigier & Franck Apertet (les gens d’Uterpan)
Lois Weinberger


Und wer wissen will, wie die Gebäude heute eigentlich aussehen, schaut bitte hier

Mehr in Kürze...

Donnerstag, 6. Juli 2017

documenta - Nizzablocker - historische Linien des Terrors

Man könnte es auf den ersten Blick als eine Stolperfalle, eine hinterlistige, an die wilden 1960er oder 1970er erinnernde Installation interpretieren... als Kunst noch weh tat und Künstler sich für jene - wie Günter Brus - im wahrsten Sinne des Wortes zu zerreißen drohten...

Wären die beiden minimalistisch anmutenden Betonkuben nicht durch ein massives Stahlseil verbunden, könnte es ein eben erst für die documenta-Besucher frisch gekärchertes altes documenta-Kunstwerk sein. Hatte Jimmie Durham nicht mal zwei kubische Felsen hier gelassen? Aber die waren doch rot...


Nein, Durham hat seine beiden Felsen, Überbleibsel der Hoetschen documenta von 1992, nach der Neu-Inszenierung im Rahmen seines documenta 13-Beitrags in der Karlsaue abgezogen, leider. Ein großer Verlust, der zum Spekulieren über die Hintergründe des Entzugs anregt... Denn Durham ist nicht dafür bekannt, dass die Erlöse auf dem Kunstmarkt Einfluss auf sein Werk haben. Aber zum Glück hat er 2012 neue, fruchtbare Spuren in Kassel hinterlassen, einen Apfelbaum nahe der Orangerie.

Jetzt zurück zum vermeintlichen Minimal-Art-Werk der aktuellen documenta. Das angebrachte Label auf den Betonklötzen scheint echt zu sein. F B S ist die Abkürzung für Fahrzeug - Blockier - System. In Kassel sagt man dazu kurz Nizzablocker, ein zynischer Neologismus, den viele schnell verstehen. Und auch das ist ein Teil der aktuellen  documenta in Kassel, sichtbare Spuren der Angst.

Aber letztere soll doch kein guter Ratgeber sein... Being safe is scary steht in großen Lettern, prominent platziert über den Säulen des Fridericianums, dem traditionellen Hauptausstellungsort der documenta.
Diese Intervention wird von vielen mit 'sicher zu sein, macht Angst' übersetzt, sicher zusein ist beängstigend trifft es aber besser. Ist die FSB-Installation nun also doch auch ein Kunstwerk? Spielt hier jemand ein zynisches Spiel?

Die Nähe der hier nur zum Teil abgebildeten FSB-Sicherheitsinstallation zum ausgetauschten Fridericianums-Schriftzug von Banu Cennetoglu gibt zu denken. In Athen widmete sich Cennetoglu der prokurdischen Journalistin Gurbetelli Ersöz, eine frühere Freiheitskämpferin. Freiheit, Sicherheit, Angst. FSB ist übrigens auch die Abkürzung für den russischen Geheimdienst. Ist das alles nur Zufall oder sublime Irritation oder besser subtile Provokation?

Andere Baustelle: Die als Teil der documenta 14 ganz offiziell proklamierte Versetzung des Denkmals von Wadim Sidur für die Opfer der Gewalt aus dem Jahr 1974, also genau in dem Jahr als Sidur von der KPdSU ausgeschlossen wurde, bringt auf diese Idee. Denn das Wandern bzw. Versetzen von Kunst im öffentlichen Raum ist Teil der d14. Sidurs Werk in Kassel ist übrigens einer Bürgerinitiative zu verdanken. Sie sammelte das Geld dafür, um basierend auf Sidurs kleinformatigem Entwurf ein großes Werk für den öffentlichen Raum zu schaffen.

Statt wie gewohnt nahe der Tramstation inmitten der Konsummeile zu verweilen, konfrontiert die documenta 14 Sidurs eindringliches Mahnmal auf dem Friedrichsplatz nun mit der übergroßen Figur des Landgrafen Friedrich II. Und eben jener ist u.a. für seine Söldner bekannt, die er Meistbietenden gerne zur Verfügung stellte...

Mittwoch, 5. Juli 2017

documenta - Start am unterirdischen Kulturbahnhof

Welcome in Kassel - hier, am in Kürze nicht mehr existenten unterirdischen Bahnhof soll die Exkursion, die Entdeckung der documenta 14 beginnen.

Let's go underground... Der Künstlerische Leiter Adam Szymczyk schlägt einen Parcours für den Besuch der documenta 14 in Kassel vor. Nicht nur wenn man um die Bedeutung des heutigen Kulturbahnhofs weiß, von dessen großer Zeit die herrlichen Bali-Kinos noch immer zeugen, leuchtet dies ein. Zwar hat man Probleme, sein Gepäck hier irgendwo zu verstauen, aber mit Humor kommt man weiter...

Also Szymczyks Parcours beginnt hier, am Kulturbahnhof, einer Ikone der 1950er und 1960er Jahre in Kassel. Zeiten, in denen die (Kunst-)Welt hier ankam - mit dem Zug. Auch fernab von der documenta waren hier und in den mondänen Hotels um die Ecke die Kinostars zu Gast. Filmstars reisten zu den Deutschlandpremieren ihrer jüngsten Produktionen hier an. Auch die meisten Gastarbeiter dürften hier zunächst angekommen sein...

Bedenkt man, was Szymczyk zu Beginn in Kassel im Rahmen seiner Einleitung im Jahre 2013, seiner ersten, öffentlichen Vorstellung des 'learning from Athens' Konzeptes sagte, ist dies eine konsequente Entscheidung. Kassel ist eben nicht nur der inzwischen so begehrte Vordere Westen oder die verstaubte, aber noch immer wohlhabende Wilhelmshöhe und der Herkules...


100% Kassel, der Charme der 1950er, 1960er und späten 1970er, teils marode, teils sanierte Bauten, viele Baustellen und Verkehr, der Fußgänger gern in den Untergrund schickt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Stadt verabschiedet sich zunehmend sichtbar von ihrem lange gültigen Zonenrandgebiet-Mauerblümchen-Klischee und boomt. Immobilienhaie haben das schon Jahren erkannt. Hier am rechten Rand dieser Aufnahme der Zugangcontainer, also ab in den Untergrund.

Hier den Startpunkt zu setzen, an einem geisterhaften Bahnhof, inmitten von Spielhalle, Burgerking und Handwerkskammer ist ein interessantes, kluges Statement. Statt wie Jonathan Barofskys 'man walking to the sky', ein von vielen Bürgern der Stadt als Himmelsstürmer geliebtes Überbleibsel der documenta IX von Jan Hoet, gehen wir in den Untergrund.

Schon der Eingang mutet seltsam an. Über den ehemaligen Eingang zum unterirdischen Bahnhof auf dem Vorplatz des heutigen Kulturbahnhofs haben die documenta-Macher einen handelsüblichen Container gestellt. Keine Farbe, kein Kaschieren - ein ehrliches Statement. Dort geht man hinein und gelangt - dank des entfernten Bodens der stählernen Ikone postmodernen Transports oder der sogenannten Globalisierung? - zur Treppe, die in den Untergrund führt.


Auf den ersten Blick ein Kunstwerk, mit dem Zweiten sieht man aber besser bzw. deutlich, dass es doch kein documenta 14 Beitrag ist. Obwohl der Titel doch recht gut ins politische Programm der diesjährigen Ausgabe passt...


Seltsam zeitgemäß mutet die seit über 10 Jahren stillgelegte, unterirdische Bahnstation trotz des Staubes und der eingerosteten Rolltreppen an. Wie in einem Horrorfilm. Eine perfekte Kulisse für das zuletzt wieder beliebte Zombiegenre... Nur die alten Plakate und Mülleimer, deren Typ sich im heutigen Kasseler Stadtmobiliar kaum noch findet, zeugen vom Beginn des Stillstands an diesem Ort. 

Hier unten, auf der Zwischenetage, die zu den beiden Gleisen führt, findet man auch ein historisches Kunstwerk: Die "Gläserne Stadt" des Arnold Bode-Schülers Dieter von Andrian. Leider fehlt dem Werk der Titel documenta-Kunstwerk. Es ist eine gläserne Wandarbeit, ein Stadtplan und eine Schande für eine Stadt, die alle 5 Jahre viel Geld für den Ankauf von Kunstwerken ausgibt, dieses Werk aber in Kürze mit dem gesamten unterirdischen Bahnhof zur Freude zukünftiger Archäologen zuschütten will...

Apropos: Zum Glück hat der inzwischen legendäre, ''Unten'' genannte Club nach dem Abriss des von der documenta 13 und anderen kreativen Bürgern der Stadt genutzten Nordbahnhofs einen passenden Alternativstandort gefunden. Hier unten, an diesem wie die Faust auf's Auge passenden Ort, wäre der Club sicher auch sehr gut aufgehoben. Denn Notausgänge und Lärmschutz wären hier wohl kein Problem, auch das Kunstwerk von Andrian wäre ein passender Einstieg für den Club... 


Ist das Kunst oder kann das weg? ''Begehrt auf, das Leben ist es wehrt'' schrieb ein anonymer, kunstaffiner Mensch vor oder um 2005 hier. Wir meinen, dieser Mülleimer ist ein Fall für's Kasseler Stadtmuseum, sollte die Bahnstation wie angekündigt wirklich verschüttet werden...

Auf der oberen Ebene des Untergrundbahnhofs befindet sich auch die ''Monday'' (2017) genannte Arbeit von iQhiya, eine Performance, die leider nur einmalig am 11. Juni stattfand, eine Installation mit Schulbänken und einer Videoprojektion. 

Nach dem wir den Schnitt im Videoloop erkannt haben, die Notizen entziffert und so ausreichend Hinweise für Spekulationen über
iQhiyas Intentionen gesammelt haben, gehen wir von hier aus die Treppen hinab, flankiert von den beiden stillgelegten Rolltreppen. Hier begegnen wir der ''The Course of Empire'' (2017) genannten, Vierzehnkanal-Digitalvideo-Installation von Michel Auder.  


Ein Still der ''The Course of Empire'' (2017) genannten, Vierzehnkanal-Digitalvideo-Installation von Michel Auder.

Quinn Latimer schreibt zu Auders Arbeit das Folgende: ''...Imperien, mit ihren schwachsinnigen Familien und kolonialistischen Invasionen, mit Landraub und der Ausbeutung von Ressourcen, sind keine Phänomene unserer Zeit. Ebenso wenig wie die imperialistische Instrumentalisierung von (Bild-)Sprache. Auders neue Videoinstallation ''The Course of Empire'' beruht auf einer Gemäldeserie gleichen Titels, die Thomas Cole von 1833 bis 1836 schuf. 

Ein „Textfilm“, bestehend aus iPhone-Bildern mit Schriften von James Baldwin, Donna J. Haraway und Arthur Rimbaud. The Course of Empire enthält zudem Auszüge aus dem Buch Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents, in dem sich Alexander von Humboldt mit dem Thema Sklavenhandel auseinandersetzt. 

In Auders Film notiert Humboldt: „[D]er Sklave [bleibt] in der Einsamkeit einer Pflanzung oder eines Pachthofes den größten Mißhandlungen preisgegeben, wenn auf demselben ein roher capataz, mit einem Buschmesser (machete) und einer Geißel, unbeschränkte Gewalt und Herrschaft übt!“ Und: „Der Matrose, auf der einsamen Seefahrt zu andauerndem Gehorsam gezwungen, übt gerne eine grausame Herrschaft gegen Thiere aus, sobald sich dazu Gelegenheit darbietet.“ Imperium und Sprache und all die Körper dazwischen.''

Zwei weitere Künstler bespielen mit ihren Arbeiten diesen ungewöhnlichen Ort, den wir als Auftakt für die Erkundung der documenta empfehlen möchten. Überhaupt macht dieser Start Lust auf mehr. Hat man alle Arbeiten gesehen, geht man dem Licht am Ende des Tunnels entgegen, dann geht es im Sinne
Szymczyk weiter. In die bunte, spannende, weil ehrliche Nordstadt, weiter über den klassischen Friedrichsplatz mit den etablierten documenta-Institutionen und Groß-Installationen, dann weiter in Richtung Süden bis zu der Torwache, dem unvollendeten Tor zur Stadt...

Zum Schluss hier zur Vor- und Nachbereitung die documenta 14-Links zu den Beiträgen aller Künstler_innen, die in der unterirdischen Bahnstation am Kulturbahnhof zu sehen sind:
 

Michel Auder
Nikhil Chopra
iQhiya
Zafos Xagoraris


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MUST SEE - Tracing Coyotes - Kassel


Tracing Coyotes – A dog crosses my way
 

Animationsfilm/Experimentalfilm, Kunsthochschule Kassel, 2016
Eeva Ojanperä & Theresa Grysczok


"Tracing Coyotes" - exhibition at "Fenster 9", during documenta 14, Kassel, Germany

Das oben eingefügte Bild verdanken wir der stimmigen Installation zum Film im Verwaltungsgerichtshof Kassel, sie ist im Rahmen der Ausstellung "vision/version" leider nur noch bis zum 7. Juli zu sehen. 

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Dienstag, 4. Juli 2017

documenta?

Eine unscheinbare Intervention eines unbekannten Künstlers oder ?

documenta I - Echte oder Fake-Nazis?

Ein Ausschnitt von Piotr Uklanskis "Real Nazis" genanntem Werk in der Neuen Galerie. Es erinnert deutlich an eine Inszenierung von Künstlerportraits im Rahmen der documenta III. 1964 präsentierte Bode im Fridericianum, im Erdgeschoss, eine Wand voller Künstlerprotraits. Zufall?

Spurensuche? Kennern fällt der junge Joseph Beuys, hier in der Mitte der unteren Reihe, sofort auf. In der aktuellen documenta Ausstellung ist dieses Kriegsportrait des späteren Künstlers prominent, weil genau im Raum vor dem Beuys-Raum der Kasseler Neuen Galerie als Teil der ''Real Nazis'' genannten Fotocollage von Uklanski zu sehen. 

Dass die Neue Galerie ausgerechnet jetzt ihren Beuys-Raum mit seinem berühmten Rudel für das Publikum sperrt, ist ärgerlich. Denn auch wenn Beuys inzwischen zumindest im Small-Talk bei allen Kunstfreunden und -kennern angekommen ist, das Werk selber verstört und hinterlässt noch immer viele fragend.

Genau hier setzt Andres Veiels lobenswerter, noch recht frischer Beuys-Film wohltuend an. Veiel lässt Beuys selber sprechen. Durch eine geschickte, zurückhaltende Collage des mannigfach vorhandenen Bild-, Ton- und Filmmaterials von und über Beuys gelingt es dem bereits für seinen Film ''Black Box BRD'' preisgekrönten Filmemacher, den sagenumwobenen, genialen Selbstinszenierer Beuys scheinbar wieder zum Leben zu erwecken. 

Allen Kennern und Interessierten sei dieser Film hiermit also ausdrücklich empfohlen, denn neben der Figur Beuys beleuchtet Veiel zugleich die noch recht junge BRD. Und somit liefert er zugleich auch viel zum Verständnis der documenta, der heutigen BRD und der aktuellen documenta-Ausgabe. Letztlich ist weder die junge noch die aktuelle BRD - so wie Beuys und die documenta - ohne die Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands zu verstehen.

Das zeigt nicht zuletzt der Streit um den Gurlitt-Nachlass, der nur eine Spitze eines Eisbergs ist, den viele bis heute nicht sehen wollen. Was würden wohl Bode und Co. zu den den bis heute nicht erforschten, geschweige denn restituierten Raubkunstbeständen in deutschen Museen sagen? ...     

Service und Links
- die documenta 14-Website zu Piotr Uklanski, hier
- Gerd Brehm bespricht für die HNA Uklanskis "Real Nazis", hier
- die Website für Andres Veiels zurecht preisgekröntem Beuys-Film, hier
- Barbara Möller bespricht für die WELT Veiels Beuys-Film, hier 

- auch nicht so alt, aber ein ganz anderer Film, Zeige deine Wunde - Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys von Rüdiger Sünner, hier
- mehr über Andres Veiels Film Black Box BRD, hier

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Montag, 3. Juli 2017

fellows network cologne - Hinweise - Tipps - Netzwerk - Kunst

Ein aktueller Screenshot der Website des fellows network cologne

Aus aktuellem Anlass möchten wir auf eine für das Rheinland, Köln und NRW wichtige Initiative hinweisen: Das aus gegebenem Anlass natürlich international benannte fellows network cologne. Das interkulturelle und interdisziplinäre Netzwerk verbindet Kulturinstitutionen und -produzenten, initiiert Dialoge, ist Ansprechpartner und Berater zugleich.

Das fellows network cologne möchte unabhängige Kunst- und Kulturproduzenten mit etablierten Kunst- und Wissenschaftsinstitutionen vernetzen - lokal wie international. Wir finden, das ist eine wunderbare, lohnenswerte Arbeit, die wir in diesem Sinne hier gerne vorstellen und unterstützen wollen.

Kein Wunder, dass die Stadt Köln, die Rheinenergie Stiftung für Kultur und die Akademie der Künste der Welt zu den Förderern fellows network cologne zählen. Denn die Initiative bewirbt und fördert spannende Kultur, ist ein wichtiger Wegweiser im Informationsdschungel.

Hier folgt nun die etwas detailliertere Selbstbeschreibung in englischer Sprache und der aktuelle Newsletter, dessen Abonnement wir Ihnen - wehrte lesende Kunstproduzenten, -interessierte und -vermittler - ans Herz legen möchten.

'The fellows network cologne/NRW is an intercultural and interdisciplinary platform encouraging dialogue among the various residency programs, fellows and artists in residence in Cologne and North Rhine-Westphalia (NRW). It aims to connect the independent art scene with established art and research institutions and functions as a general contact for fellows and artists in residence for any concerns. 

In order to develop a floating dialogue the network established regular meetings for fellows in various spaces and in close collaboration with our partner institutions in Cologne and NRW. The blog serves as an information pool: listing events, current fellows and artists in residence and providing links and helpful materials.'

Und hier der aktuelle fellows network cologne Newsletter, den man abonnieren oder auf der Website des fellows network cologne lesen kann:

'Don´t miss your last chance for PLAY-Festival, with four works of current and former CAT-Cologne artist in residence Rosalind Breen, Joël Verwimp, Sam Hopkins and BorderlessTV, a group initiated by Felipe Castelblanco.

Feel kindly invited to forward open calls by Pact Zollverein and RuhrResidence. I hope to see you on tuesday evening for the reading group with current Academy of the Arts of the World Fellow Jan Sowa and Hubert Gromny "Popular Culture against Fascism". 


Therese Schuleit

INVITATIONS:


PLAY: Joel Verwimp - A.L.R.E.A.D.Y. and former fellows

The score, D. Aftermath (2014) for Cologne by Lindsey Drury, extended by Joël Verwimp for CAT Cologne in the context of the PLAY, video and performance festival 2017.  


Popular Culture against Fascism

The fourth meeting of Academy’s reading group will be dedicated to the political potential of popular culture. We will analyze how movies, computer games, videoclips and TV series express political ideas and in which way they can promote anti-fascist agenda. 


Our examples will include South Park, Beyonce, Kendrick Lamar, Wolfenstein. The New Order and Iron Sky 2. The guests of the meeting, Hubert Gromny and Jan Sowa, will present their research in the field, especially a modification of a stategy war video game „Hearts of Iron IV“. 


OPEN CALLS:


Last Call - Pact Zollverein residencies

Running all year round since 2002, the residency programme is at the heart of PACT Zollverein’s day to day work. Open to professional artists from home and abroad who work in the areas of dance, performance, media arts or music and closely linked to PACT’s two other core strands of activity in presenting work and facilitating research and development, the programme is a key element in PACT Zollverein’s profile as an Artists’ House supporting lively exchange between practice and theory. While occupying their own designated space and essentially working independently, residents may choose to take advantage of various kinds of production support such as dramaturgy, technical assistance, project management as well as press and publicity.

The application deadline for residencies is 3rd of july 2017 at 5 pm (central European time). Read more.


 
Open Call - Ruhr Residence 2017

Envisioning the german ruhr-region as a field for experimentation, laboratory, room for possibility and feasibility, thekunstvereineruhr, a consortium of about 15 art societies and art houses in the ruhr-area, developed the concept for »ruhr.residence«. The format of residency is divided into the fields »go« and »return«. »go« applies to in-situ artists: in form of a scholarship, eight ruhr artists get the chance to travel to a country they deem relevant to their artistic advancement as artists.

»return« brings international artists living outside of the ruhr-area into the region: during a research phase that can last up to three months, they are given the opportunity to develop conceptsand crucial questions for new works of art. all residencies will be simultaneously documented on the website www.kunstvereineruhr.de as well as social media and, subsequently, will be available as a lasting online archive.


CURRENT ARTISTS IN RESIDENCE:
 

Jan Sowa - Academy of the Arts of the World

Sowa is the author and editor of numerous publications, including the volume of essays A Joy Forever: Political Economy of Social Creativity. In his articles, monographs and essays, he criticizes the interpretation and handling of Polish history.

Sowa counts as one of the most important voices of the European Left. He lives in Warsaw. Read more.

 


Niq Mhlongo is a Johannesburg-based journalist and novel- ist. After his novels Dog Eat Dog (Ohio University Press 2004) and After Tears (Ohio University Press 2007), Way Back Home (kwela 2013) is his first novel published in german. his most recent publication is Affluenza (Kwela 2016), a collection of short stories. In June 2017, Mhlongo is a fellow of the Academy of the Arts of the world.  

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