Freitag, 23. Dezember 2016

Dauerwerbesendung - Jetzt ist aber endlich Schluss damit...

Immerhin deutlich gekennzeichnet, die Werbung bei kunstlich.com...
Über die ganzen Feiertage, bis zum Jahresende wird kunstlich.blogspot.de a.k.a. kunstlich.com diese Dauerwerbesendung ausstrahlen. In Fachkreisen wird bereits über die Insolvenz des Unternehmens spekuliert. 

Wir finden Dauerwerbesendungen wie diese immer noch besser als fakenews oder Anzeigen, die als redaktioneller Anteil getarnt daherkommen, und fahren - dank der immensen Werbeeinnahmen in den wohlverdienten 3-Sterne-Urlaub...

Alles Gute für die Festtage und einen guten Start ins neue Jahr! *

Dienstag, 20. Dezember 2016

Jetzt aber schnell: Noch bis zum 8. Januar - Köln - Wir lieben es und nennen es Ludwig ...

Ein Blick in das Reflection Room genannte Zelt von Meschac Gaba
© Museum Ludwig und
Minerva Cuevas, Foto: Gerd Mörsch

Wie versprochen haben wir zuletzt an dieser Stelle in loser Folge ausgewählte Arbeiten und künstlerische Positionen aus dem Kölner Museum Ludwig vorgestellt. Das ist unser Geschenk für die Institution, die in diesem Jahr ihr 40jähriges Bestehen feiert und sich selbst und uns eine spannende Ausstellung schenkte.

Mit dem heutigen Beitrag schließen wir die Reihe ab. Natürlich konnten wir nur eine Auswahl der anlässlich des Geburtstags des Kölner Museums Ludwig geschaffenen Werke vorstellen. Meschac Gaba ist einer der eingeladenen Künstler. Er wurde unter anderem durch die 2012 von ihm unter dem Pseudonym Citoyen du Monde (Weltbürger) entwickelte Flagge bekannt geworden, die alle Nationalflaggen vereint.

Für die Geburtstagsausstellung des Museum Ludwig hat er einen sogenannten Reflection Room entwickelt, ein riesiges, buntes Zelt, siehe oben. Und die äußere Hülle, die Zeltplane von Gabas Architektur zeigt das Muster, die Struktur der von ihm entworfenen, multinationalen Flagge. In dem von ihm geschaffenen Raum im Museumsraum sollen vor allem Kinder (aber auch Erwachsene!) ihre im Rahmen des Ausstellungsbesuchs gewonnenen Eindrücke verarbeiten.

Es ist sicher kein Zufall, dass das von Gaba geschaffene Zelt sehr zeitgenössische Flüchtlingsunterkünfte erinnert...


Ein Blick auf einen Ausschnitt einer Arbeit von Avery Singer, die die Lücke der Arbeiten von Joan Mitchell nicht gänzlich überdecken kann und will. Die Künstlerin erlaubt somit einen Blick auf die Rückseite ihrer Leinwänd und in den nächsten Raum. © Museum Ludwig und Avery Singer, Foto: Gerd Mörsch

Die Werke der jungen US-amerikanischen Malerin Avery Singer erinnern viele sicher zunächst an Picassos kubistische Phase, an konstruktivistische Malerei oder zumindest solche aus dem frühen 20. Jahrhunderts.

Allerdings handelt es sich um eine äußerst zeitgenössische Technik, den Singer startet digital, in dem sie 3-D-Modelle mit Hilfe eines digitalen Grafikprogramms kreiert. Aus diesen rein virtuellen Welten überträgt die Künstlerin dann die von ihr geschaffenen Räume und Figuren mit Hilfe von Airbrush, Acryl und Klebeband auf die reale Leinwand.

Fernab von den produktionstechnischen Details und philosophischen Referenzen Singers handetl es sich bei den zur Zeit im Musuem Lufdiwg gezeigten Arbeten zugleich um eine subtile Hommage, eine Referenz an eine bekannte Malerin des 20. Jahrhunderts: Joan Mitchell. Denn Singers Werke hängen genau dort, wo sich vor nicht allzulanger Zeit Werke von Mitchell befanden.

Letztere wurden im Rahmen der großen Joan Mitchell-Retrospektive hier gezeigt (Joan Mitchell - Retrospective. Her Life and Paintings, 14.11.2015 – 21.2.2016). Singer schnitt aus zwei Wänden jeweils ein Fenster in den exakten Maßen der dort gezeigten Gemälde von Joan Mitchell aus. Dann ließ sie ihre eigenen Werke über diesen Ausschnitten installieren. Eine sehr persönliche, vielschichtige, berührende und somit überzeugende Geste...


Ein Blick in die Vitrine von Christopher Williams mit Materialien und dokumentarischen Fotos zu seiner Auseinandersetzung mit der Worpsweder Landschaft. © Museum Ludwig und Christopher Williams, Foto: Gerd Mörsch

Christopher Williams setzt sich für die Kölner Jubiläumsausstellung intensiv mit einem sehr bekannten Werk auseinander: Die Worpsweder Landschaft von Paula Modersohn-Becker aus dem Jahr 1903.

Zum einen greift er in die Inszenierung des Gemäldes in Köln ein, hintergfragt also dessen Präsentation (mit wem wird es in einem Raum gemeinsam an einer Wand gezeigt und wie genau wird es präsentiert, Höhe etc.) Durch eine von ihm initiierte Umhängung greift der Künstler in das Kerngeschäft des Museumsbetriebs ein und macht es zugleich zum - oft übersehenen oder gar vergessenen? - Thema.


Die Vitrine von Christopher Williams mit den Materialien und dokumentarischen Fotos von seiner Auseinandersetzung mit der Worpsweder Landschaft. Hinten an der Wand (auf dem gedrehten Foto rechts) ist Oldenburgs, 'eigentlich für Köln bestimmtes' Mouse Museum zu sehen © Museum Ludwig und Christopher Williams, Foto: Gerd Mörsch


Zum anderen beauftragt Christopher Williams einen Kunsthistoriker sich intensiv mit dem Werk auseinanderzusetzen. Und dass diese Auftragsarbeit die erste vertiefte Auseinandersetzuing mit dem Werk überhaupt sein soll, wie es die Informationstafel neben der von Christopher Williams geschaffenen Vitrine behauptet, verwundert dann doch.
 

Statt Bildern hier ein paar Zitate aus Hans Haackes Arbeit über den Pralinenmeister Peter Ludwig

Die Guerilla Girls haben es ja - siehe dazu die ausführlichere Besprechung vom November 2016 - deutlich an die Fassade des Museums geschrieben, Kunstmäzene sind nicht immer so altruistisch, wie sie gern von sich selbst behaupten.

Hans Hacke hat dies - fokussiert auf den damals international wirkmächtigen Sammler Peter Ludwig - bereits 1981 mit einer Arbeit deutlich gemacht. Wir zitieren an dieser Stelle ein zwei aussagekräftige Passagen aus Haackes 14-teiliger Arbeit 'Der Pralinenmeister':

Tatort Aachen: Als die Stadt Aachen, die den dort mit seinen Fabriken ansässigen Ludwig sehr gerne dazu bewogen hätte, auch seine prominente Kunstsammlung in Aachen zu dauerhaft zu installieren, also in einem Museum zu präsentieren, 1976 die (vergleichsweise niedrige) Gewerbesteuer anhob, reagierte Ludwig wie folgt:

'Mit der Verdummbeutelung muss ein Ende sein... Mit Steuererhöhungen will ich aber kein Museum!'   

 
Tatort Köln: Im Kontext der nicht minder schwierigen Verhandlungen über einen Museumsneubau in der Domstadt für seine Sammlung zitiert Haacke Peter Ludiwg wie folgt:

'Dass die Sammlung heute 45 Millionen wert ist, ist vor allem dem Umstand zu danken, dass sie jahrelang in einem so prominenten Haus wie dem Wallraf-Richartz-Museum gezeigt wurde. Ich habe für die Bilder und Objekte zusammen nicht mehr als 5 Millionen ausgegeben.'



Ei Akawaras Hommage an Michael Buthe © Museum Ludwig und Ei Akawara, Foto: Gerd Mörsch

Der Künstler Ei Arakawa schafft einen komplexen Dialog mit zwei Werken des Kölner Künstlers Michael Buthe aus der Sammlung des Museum Ludwig.

Die Installation des japanischen Künstlers Arakawa bezieht sich ganz klar auf die beiden durchaus spirituell anmutenden Werke Buthes. Arakawa spiegelt die Werke auf seinen LED-Leinwänden, aus denen zugleich ein Lied, erklingt.
Ausgehend von seinem Interesse an den homosexuellen Beziehungen Buthes zu afrikanischen Männern und dem Einfluss dieser auf sein Werk ließ Arakawa von David Louis Zuckermann und Dan Poston den Song komponieren. Letztere ist stark von der spirituellen Gnawa-Musik aus Marokko beeinflusst.

Ei Akawaras Installation spiegelt und reagiert auf zwei Werke von Michael Buthe © Museum Ludwig und Ei Akawara, Foto: Gerd Mörsch

Außerdem lud er den Filmemacher Michel Auder ein, Auszüge seiner Werke 'Chronicles Morocco' und 'Michael Buthe' zu zeigen, in denen er einen Freund Buthes portraitierte. Eine komplexe, weil vielschichtige Hommage an den Kunst-Schamanen Michael Buthe, der zuletzt in einer Ausstellung in München umfassend gewürdigt wurde.

...to be continued... 

Teil der Jubiläumsausstellung Wir nennen es Ludwig sind die folgenden Künstler: Ge­orges Adéag­bo, Ai Wei­wei, Ei Arakawa & Michel Au­d­er, Min­er­va Cue­vas, Maria Eich­horn, An­drea Fras­er, Meschac Ga­ba, Guerilla Girls, Hans Haacke, Dian­go Hernán­dez, Can­di­da Höfer, Bodys Isek Kin­gelez, Kuehn Malvezzi, Chris­tian Philipp Müller, Mar­cel Oden­bach, Ah­met Ögüt, Claes Ol­d­en­burg, Pratchaya Phin­thong, Ger­hard Richter, Av­ery Singer, Jür­gen Stoll­hans, Rose­marie Trock­el, Vil­la De­sign Group, Chris­to­pher Wil­li­ams. 

Service und Links
- die Website des Museum Ludwig zur Ausstellung, hier
- die Website der Peter und Irene Ludwig Stiftung, hier 

- kunstlich.com über mexikanische Künstlerin Minerva Cuevas im Museum Ludwig, hier
- kunstlich.com über die Guerilla Girls im Museum Ludwig (11.2016), hier
- kunstlich.com über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (11.2016), hier
- kunstlich.com über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (09.2016), hier
- Michael Köhler über das Jubiläum und die Ausstellung im Museum Ludwig, hier
- Kunstkritikerin Christiane Vielhaber über das Museum Ludwig, den Mäzen und die Geschichte des Hauses, hier
- Kunst ist Trumpf: 40 Jahre Museum Ludwig, Sabine Oelze über das Museum Ludwig, hier
- Mäzene und Museen - Dörte Hinrichs über das vielschichtige Verhältnis am Beispiel des Kölner Museum Ludwig, hier
- Barbara Engelbach, Kuratorin der Fotosammlung des Museum Ludwig im Gespräch, hier
- das Video zur Kölner Geburtstagsausstellung – Wir nennen es Ludwig, hier
- Museen von Köln bis Peking, der Name Ludwig steht für eines der größten Kunstimperien der Welt, eine aktuelle WDR-Dokumentation, hier
- Ein Museum zieht sich um, eine Multimediareportage von Thomas Köster und Philipp J. Bösel, hier
- Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, im Gespräch mit Britta Bürger über die Bedeutung der Sammlung Haubrich,
hier

Freitag, 16. Dezember 2016

Buchtipps: Schattenseiten der Wohlstandsgesellschaft und Frauen in der Kultur

Frauen kommen zwar häufiger ins Museum als früher, doch ihre Kunstwerke sind wie Frauen in Führungspositionen noch immer relativ selten. Für Gleichberechtigung und Transparenz im Kunstbetrieb kämpfen die Guerilla Girls seit Jahrzehnten © courtesy Guerilla Girls www.guerrillagirls.com

Zugegeben, das sind harte Themen und es ist bald Weihnachten. Ja aber. Kuscheln kann man woanders und für die heile Welt sollte man Soaps und Telenovelas schauen, Kitschromane lesen oder Trump wählen. Also Punkt. Kulturpolitik ist Gesellschaftpolitik. 

Diese These der 1970er Jahre hat sich zunehmend als Erkenntnis politisch Verantwortlicher durchgesetzt. Zumindest in Vorträgen und Absichtserklärungen. Denn als freiwillige Leistung der Kommunen wird Kultur und kulturelle Bildung meist nur budgetabhängig spendiert. Doch angesichts der aktuellen, gesellschaftlichen Herausforderungen wird kulturelle Bildung - nicht nur - in der Bundesrepublik zunehmend als eine wesentliche Voraussetzung für eine emanzipierte, gesellschaftliche Teilhabe begriffen.

Da war doch was, aprospos Teilhabe... 

Eigentlich sollte der für gesellschaftliche Teilhabe nicht unwesentliche Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesrepublik schon im Sommer 2016 publiziert werden. Aber kurz vor der Weihnacht 2016 heisst auf der Website des Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesrepublik nun: Unter der Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wird die Bundesregierung die 2001 begonnene Bestandsaufnahme der sozialen Lage in Deutschland fortsetzen und im Jahr 2017 den Fünften Armuts- und Reichtumsbericht (5. ARB) vorlegen.

Oder hat Putin etwa wieder seine Finger im Spiel?

Pünktlich nach der Wahl 2017 wird der 5. ARB veröffentlicht, sticheln Experten. Wenn die Russen und andere böse Kräfte aus dem Darknet ihn nicht vorher hacken, prophezeien andere. Wir wollen postfaktischen Diskussionen hier - ausnahmsweise - mal nicht so viel Raum geben. Oder doch?

Der Verdacht liegt schon nahe, dass die Zahlen und die aus Ihnen kreierbaren, ernüchternden Thesen zur Entwicklung von Armut und Reichtum in der Bundesrepublik bewusst aus dem beginnenden Bundestagswahlkampf herausgehalten werden.
 

Wirklich alle? Nein, ein 'kleiner' Verband leistet Widerstand...

Zum Glück gibt es Alternativen, den aktuellen Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands etwa. Der ist schon jetzt verfügbar und gibt detailliert Auskunft. Franz Köger, Autor der kulturpolitischen mitteilungen, fasst den Bericht wie folgt zusammen: 'Trotz aller Erfolgsmeldungen ist ein beachtenswerter Teil der Bevölkerung in seinen gesellschaftpolitischen Partizipationsmöglichkeiten materiell erheblich eingeschränkt.'    

Wie arm ist meine Stadt? Die Postleitzahl gibt Auskunft...

Machen wir es doch mal konkret: In Köln sieht die Entwicklung der Armut laut Deutschem Paritätischen Wohlfahrtsverband wie folgt aus: 2009: 14,7%, 2010: 15,1%, 2011: 16,3%, 2012: 16,4%, 2013: 17,5%, 2014: 16,3%. Als arm gilt, wer über weniger als 60% des Durschnittseinkommens verfügt. Die Zahlen für 2015 dürften besonders spannend sein, denn, so formuliert es Franz Köger vorbildlich deutlich:
  
'Wenn aber die positive Wirtschaftsentwicklung kaum noch Einfluss auf den Abbau von Armut in Deutschland hat, dann bleiben staatliche Transferleistungen für die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse unausweislich.' Wir danken Autoren wie Köger für die klaren Worte und sind gespannt, wie die neuen Zahlen aussehen und vor allem, wann sie denn veröffentlicht werden. Und jetzt widmen wir uns dem zweiten Thema und Buch.

Klare Zahlen: Frauen in der Kultur

Die vom Deutschen Kulturrat finanzierte Studie zur Situation von Frauen in der Kultur ist zunächst einmal lobenswert. Denn eine Studie, die es sich erlaubt, 20 Jahre - 1994-2014 - für die Entwicklung der Geschlechtergerechtigkeit als Basis zu wählen, macht viel Arbeit. Die Situation der Frauen in den Kultursparten, den entsprechenden Studienfächern, in den Kultureinrichtungen, in den Medien, in der Freiberuflichkeit, bei den öffentlichen Förderungen und in den Bundeskulturverbänden ist das Thema.

Und die Zahlen sind, wen wundert es, wenn er in der Szene tätig ist, ernüchternd. OK, die Zahl der weiblichen Studierenden in den künstlerischen Fächern hat sich in den letzten Jahrzehnten auf insgesamt 60% erhöht und immerhin 40 Prozent der Lehrkrafte in den Fächern Kunst und Kunstwissenschaft sind inzwischen weiblich. Auch in den Kultureinrichtungen sind Frauen an der Spitze - und im Mitelbau - nicht ungewöhnlich. Gleichverteilt oder gar -berechtigt sind sie aber noch lange nicht.

Fazit: Es bleibt noch einiges zu tun...

Die empirisch anspruchsvolle Studie liefert wichtiges Material zur Analyse der Geschlechterverteilung im Kulturbereich und beleuchtet zugleich die Entwicklung vor dem Hintergrund der erfolgten, rechtlichen Maßnahmen - Stichwort Gleichstellungspolitik. Wie war das doch gleich? Kulturpolitik ist Gesellschaftpolitik, es handelt sich also um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Also packen wir's oder im Sinne der Guerrilla Girls prangern wir's an.

Links
- der Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands, hier
- die Website der Bundesregierung zum 5. Armuts- und Reichtumsbericht, hier
- die Buchvorschau des Deutschen Kulturrates: Frauen in der Kultur, hier
- Analyse und Kommentar: Julia Schröder über das Buch Frauen in der Kultur, hier
- Eva von Schirach über die Situation der kulturellen Bildung in der Bundesrepublik, hier
- weitere spannende (politische) Buchtipps, hier
- Informationen über die kulturpolitischen mitteilungen, hier
- Informationen zu den Aktionen der Guerilla Girls, hier
 
PS: Die Zitate von Franz Köger stammen aus seinem Artikel 'Schattenreiche der Wohlstandsgesellschaft' in den kulturpolitischen mitteilungen, Nr. 154, Heft III/2016, S. 13.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Der postfaktische Stand der Dinge: Meinungsmache mit Social Bots bei Facebook und Co

Ein Screeenshot der Website von Deutschlandfunk zum Thema Meinungsmache im Netz ©
Deutschlandfunk

Wir hatten zuletzt über den Forscher Michal Kosinski berichtet, dessen Psychometrik-Forschungen entgegen aller seiner Warnungen u.a. von Firmen wie Cambridge Analytica für Manipulation im Sinne von individualisierter Fehlinformation und Propaganda eingesetzt werden. Noch vor der Psychometrik-Debatte waren Social Bots ein Thema. 

Die offenen, meist gegen Russland gerichteten Vorwürfe einzelner Staaten oder der EU nach der immer noch andauernden Analyse der erschreckend geendeten US-Wahl machen deutlich, welches Potential von Programmen ausgeht, die vorgeben, Menschen zu sein. Turing lässt grüßen…

Zensur? Soziale Netzwerke müssen als wirkmächtige Medien begriffen und kontrolliert werden 


Die Debatte und die rechtliche Auseinandersetzung um das vermeintliche Zitat einer prominenten Grünen-Politikerin bringt es auf den Punkt. Nicht erst seit der Wahl des Wortes postfaktisch zum Wort des Jahres 2016 wird die Macht der sozialen Netzwerke, deren komplexes Verhältnis zur Meinungsbildung in demokratischen Gesellschaften und somit auch ihr Einfluss auf den Ausgang von Wahlen öffentlich diskutiert. Endlich! 




Die Schattenseite der Schattenseite: Aufklärung in Sicht…

Social Bots und gezielte Konsum- und Wahlkampfmanipulation auf der Basis von psychometrisch feinjustierter Desinformation kommen mehr und mehr zum Einsatz, ja sie sind längst Realität. Zuletzt hat der Millionen Kunden sensibilisierende Angriff auf die Infrastruktur eines bedeutenden IT-Dienstleisters gezeigt , wie real die Warnungen der Experten des BSI sind.

Lesen Sie bitte die Packungsbeilage oder … 


Über den Einsatz von Social Bots, die selbstständig bestimmte Meinungen oder Informationen verbreiten und somit den öffentlichen Diskurs beeinflussen, in den sozialen Netzwerken hat die Autorin Stefanie Seiffert nun für Deutschlandfunk ein lesens- und hörenswertes Feature produziert. Viele der von den Bots verbreiteten Informationen sind falsch und die Unterscheidung zwischen Mensch oder Maschine wird immer schwieriger, mit unabsehbaren Folgen für politische Debatten, so die Autorin.

Links
- die Macht der Social Bots – das Feature von Stefanie Seiffert für Deutschlandfunk zum Nachlesen, hier
- die Macht der Social Bots – das Feature von Stefanie Seiffert für Deutschlandfunk zum Nachhören, hier
- kunstlich über Psychometrik, Michal Kosinski und Cambridge Analytica und das gefährliche Potential von sozialen Netzwerken in Wahlkämpfen, hier
- der Tagesanzeiger-Artikel über Michal Kosinski und Cambridge Analytica, hier
- Alexander Nix erklärt die Methode der Firma Cambridge Analytica, hier
- wie soziale Netzwerke missbraucht werden, um zu manipulieren, DLF-Feature, das Beispiel der Kölner Sylvesternacht 2015, making of Apokalypse 2.0, hier
- kunstlich über Datenkraken im Netz (2010), hier

 - kunstlich über facebook und die ägyptische Revolution (2012), hier
- kunstlich über memoto lifelogging cloud services (2013), hier

Montag, 12. Dezember 2016

S.M.ART consulting: Kunst(-sammeln) macht Spaß, aber auch viel Arbeit...​

Ein Screenshot der Website von S.M.ART consulting © S.M.ART consulting.

Nicht nur Kunst, auch das Sammeln von Kunst macht Spaß. Aber auch viel Arbeit, wenn man seine Schätze nachhaltig lagern, inventarisieren und ausleihen will.​ Und so gilt das vielzitierte Bonmot von Karl Valentin nicht nur für die Kunstproduzenten, sondern auch für jene, deren Leidenschaft das Sammeln, Bewahren, Präsentieren und Erforschen von Kunst ist.

Daher bietet S.M.ART consulting spezifische Lösungen, um Ihre Ziele im Umgang mit öffentlichen oder privaten Sammlungen zu realisieren – natürlich unter Beachtung der etablierten ICOM-Standards und innerhalb von klaren Zeit- und Budgetrahmen. 

Dank des andauernden Wohlstands und der daraus resultierenden, immensen Kunstproduktion bewegt sich eine wahrhaftige Kunstlawine auf uns zu. Zahlreiche Privatpersonen, Kommunen und Institutionen haben das Glück, Kunstwerke und -sammlungen oder ganze Nachlässe zu erben. Doch nicht alle sind für die vielfältigen Aufgaben gewappnet, die ein solches Erbe mit sich bringt.

Die projektspezifischen Teams mit erfahrenen Experten von S.M.ART consulting stellen sich dieser Situation, ermöglichen ein umfassendes Leistungsspektrum, garantieren Vertraulichkeit und einen effizienten Workflow für eine nachhaltigen Umgang mit Kunstschätzen, -sammlungen und Nachlässen.

Interessiert? Weitere Informationen findet man hier 
www.s-m-art-consulting.de

Freitag, 9. Dezember 2016

Kunst und Utopie - Die Stiftung für internationale Verständigung im Kölner Museum Ludwig

Das Bild zeigt die aktuelle, von Mondrian inspirierte Installation der mexikanischen Künstlerin Minerva Cuevas für die Geburtstagsausstellung im Kölner Museum Ludwig © Museum Ludwig und Minerva Cuevas, Foto: Gerd Mörsch

Hohoho. Noch bis zur Weihnacht stellen wir in loser Folge ausgewählte Arbeiten und künstlerische Positionen aus dem Kölner Museum Ludwig vor. Das ist unser Geschenk für die Institution, die in diesem Jahr ihr 40jähriges Bestehen feiert und sich selbst und uns eine spannende Ausstellung schenkte.

Auch die mexikanische Künstlerin Minerva Cuevas setzt sich mit der Geschichte der Institution Museum Ludwig (Köln) und dem Sammlerpaar Peter und Irene Ludwig auseinander. Ausgehend von der Geschichte der heutigen Ludwig Stiftung, die 1982 (also vier Jahre vor der feierlichen Eröffnung des Kölner Museum Ludwig) unter dem Titel Ludwig Stiftung für Kunst und internationale Verständigung GmbH gegründet wurde, entwickelt die mexikanische Künstlerin eine Arbeit, die neben der sozialen Bedeutung einer Kunstsammlung auch nach dem gesellschaftlichen Einfluss von Kunst im Allgemeinen fragt.

Es lebe die Kraft der Utopie
 

Gemeinsam mit den Schreinern des Kölner Museums entwickelte Minerva Cuevas eine Ausstellungsarchitektur, die sich an Piet Mondrians Gemälde 'Tableau I' orientiert. Wie so oft war dessen Erwerb einst sehr umstritten, heute ist das Werk einer der Highlights der Kölner Sammlung. Über die Tradition des Kunstskandals haben wir an dieser Stelle ja bereits häufiger erinnert, siehe hier oder einfach die Suchfunktion des Blogs nutzen…

Ausgehend von dem ursprünglichen Titel der heutigen Ludwig Stiftung kam die Künstlerin zugleich auf die Idee, selbst eine öffentliche Stiftung zu gründen, die auf aktuelle soziale Probleme reagiert und Kunst als nachhaltigen Beitrag zu sozialen Veränderungen versteht. International Understanding Foundation, kurz IUF, nennt Cuevas diese Stiftung für internationale Verständigung.

Eine Hommage an die (Kölner) Progressiven
 

Teil ihrer an Mondrian angelehnten, aktuellen Installation im Kölner Museum Ludwig sind auch Kunstwerke und Dokumente von Künstlern wie Bertolt Brecht, Andy Warhol, Ljubow Popowa und Künstlergruppen wie die Kölner Progressiven. Auch Jimmie Durham ist mit einer Arbeit vertreten. Dessen 'Arc de Triomphe for Personal Use' (Triumphbogen zum persönlichen Gebrauch, 2007) ist aktuell im obersten Geschoss des Museums, nahe dem Treppenhaus, zu sehen.

Die leibliche Selbsterfahrung des Rezipienten und die Kraft der Musik
 

Auch eine Hymne der von Cuevas konzipierten Stiftung ist in dem allein ihrer Installation gewidmeten Ausstellungsraum zu hören. Und diese wird unter anderen von den Stimmen Museum-Ludwig-Chors gesungen. Ob der Chor nur für die Arbeit der Künstlerin gegründet wurde, ist den Informationen im Ausstellungsraum leider nicht zu entnehmen. 

Wir finden die utopische, medienübergreifende Kraft der Arbeit der 1975 geborenen Künstlerin positiv ansteckend und empfehlen den Besuchern der Kölner Jubiläumsausstellung auch Durhams Triumphbogen: Als leibliche Selbsterfahrung oder Hintergrund für eines der heute so beliebten (Museums-)Selbstportraits. Sie wissen schon, wir meinen die zeitgenössischen, kulturgeschichtlich aber recht alten Selfies...

Service und Links
- die Website des Museum Ludwig zur Ausstellung, hier
- die Website der Peter und Irene Ludwig Stiftung, hier 

- kunstlich über die Guerilla Girls im Museum Ludwig (11.2016), hier
- kunstlich über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (11.2016), hier
- kunstlich über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (09.2016), hier
- Michael Köhler über das Jubiläum und die Ausstellung im Museum Ludwig, hier
- Kunstkritikerin Christiane Vielhaber über das Museum Ludwig, den Mäzen und die Geschichte des Hauses, hier
- Kunst ist Trumpf: 40 Jahre Museum Ludwig, Sabine Oelze über das Museum Ludwig, hier
- Mäzene und Museen - Dörte Hinrichs über das vielschichtige Verhältnis am Beispiel des Kölner Museum Ludwig, hier
- Barbara Engelbach, Kuratorin der Fotosammlung des Museum Ludwig im Gespräch, hier
- das Video zur Kölner Geburtstagsausstellung – Wir nennen es Ludwig, hier
- Museen von Köln bis Peking, der Name Ludwig steht für eines der größten Kunstimperien der Welt, eine aktuelle WDR-Dokumentation, hier
- Ein Museum zieht sich um, eine Multimediareportage von Thomas Köster und Philipp J. Bösel, hier
- Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, im Gespräch mit Britta Bürger über die Bedeutung der Sammlung Haubrich,
hier

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Wanted: Altruistische Kunstmäzene - Christian Philipp Müller im Museum Ludwig

Das Bild zeigt die aktuelle Installation von Christian Philipp Müller für die Geburtstagsausstellung im Kölner Museum Ludwig © Museum Ludwig und Christian Philipp Müller, Foto: Gerd Mörsch

Bis zur Weihnacht stellen wir an dieser Stelle in loser Folge ausgewählte Arbeiten und künstlerische Positionen aus dem Kölner Museum Ludwig vor. Das ist unser Geschenk für die Institution, die in diesem Jahr ihr 40jähriges Bestehen feiert und sich selbst und uns eine spannende Ausstellung schenkte.

Wer sammelt heute in Köln mit Leidenschaft zeitgenössische Kunst? Und wer wäre bereit, so wie Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz im 19. Jahrhundert es taten, die besten Stücke ihrer Sammlung für immer von ganzem Herzen zu verschenken und in das Museum Ludwig integrieren zu lassen?

Die vergessenen Helden Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz


Diese Frage stellt der Schweizer Konzeptkünstler Christian Philipp Müller prominent, gleich zu Beginn der hier schon mehrfach beworbenen, weil spannenden Jubiläumsausstellung 'Wir nennen es Ludwig'. Riesige gläserne Spendenboxen als Teil einer pop-artigen Installation verkörpern Müllers subtile Frage nach den Mäzenen der Gegenwart.

Kunst als altruistisches Geschenk statt Steuersparmodell  


Diese freundliche Werbung um Spenden harmoniert im wahrsten Sinne des Wortes mit den Guerilla Girls, die nur wenige Meter von Müllers Arbeit entfernt – siehe hier – großflächig einige, vermeintlich großzügige Kunstmäzene aus aller Welt als Steuerhinterzieher und geschäftstüchtige Strippenzieher auf dem internationalen Kunstmarkt entlarvt. Sehr schön.

Mehr dazu an dieser Stelle, in Kürze...

In der Ausstellung 'Wir nennen es Ludwig' vertreten sind die folgenden Künstler: Ge­orges Adéag­bo, Ai Wei­wei, Ei Arakawa & Michel Au­d­er, Min­er­va Cue­vas, Maria Eich­horn, An­drea Fras­er, Meschac Ga­ba, Guer­ril­la Girls, Hans Haacke, Dian­go Hernán­dez, Can­di­da Höfer, Bodys Isek Kin­gelez, Kuehn Malvezzi, Chris­tian Philipp Müller, Mar­cel Oden­bach, Ah­met Ögüt, Claes Ol­d­en­burg, Pratchaya Phin­thong, Alexan­dra Piri­ci & Manuel Pel­muş, Ger­hard Richter, Av­ery Singer, Jür­gen Stoll­hans, Rose­marie Trock­el, Vil­la De­sign Group, Chris­to­pher Wil­li­ams.

Service und Links
- die Website des Museum Ludwig zur Ausstellung, hier
- kunstlich über die Guerilla Girls im Museum Ludwig (11.2016), hier
- kunstlich über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (11.2016), hier
- kunstlich über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (09.2016), hier
- Michael Köhler über das Jubiläum und die Ausstellung im Museum Ludwig, hier
- Kunstkritikerin Christiane Vielhaber über das Museum Ludwig, den Mäzen und die Geschichte des Hauses, hier
- Kunst ist Trumpf: 40 Jahre Museum Ludwig, Sabine Oelze über das Museum Ludwig, hier
- Mäzene und Museen - Dörte Hinrichs über das vielschichtige Verhältnis am Beispiel des Kölner Museum Ludwig, hier
- Barbara Engelbach, Kuratorin der Fotosammlung des Museum Ludwig im Gespräch, hier
- das Video zur Kölner Geburtstagsausstellung – Wir nennen es Ludwig, hier
- Museen von Köln bis Peking, der Name Ludwig steht für eines der größten Kunstimperien der Welt, eine aktuelle WDR-Dokumentation, hier
- Ein Museum zieht sich um, eine Multimediareportage von Thomas Köster und Philipp J. Bösel, hier
- Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, im Gespräch mit Britta Bürger über die Bedeutung der Sammlung Haubrich, hier

Montag, 5. Dezember 2016

Big Data and Brother: Firmen wissen, was wir denken und machen Politik


Der Schweizer Tagesanzeiger lieferte am Wochenende einen sehr lesenswerten Artikel über Big Data und deren Nutzen für den Wahlkampf. Wir berichteten bereits 2012 über den Missbrauch von sozialen Medien wie facebook und möchten an dieser Stelle erneut zur Aufklärung beitragen. Denn auch hier zeigt sich wieder die Macht der - in sozialen Medien – omnipräsenten Bilder.

Der Artikel, oder besser, die traurige Geschichte über den begabten, Forscher Michal Kosinski, dessen Warnungen vor dem Potential der Ergebnisse seiner Untersuchungen lange nicht verstanden wurden, sollte allen, die sich in sozialen Netzwerken bewegen, die Augen öffnen. Wir fassen im Folgenden die wesentlichen Ergebnisse des umfangreichen Artikels hier nur verkürzt zusammen.

Like it or not - and I tell you who you are 

Michal Kosinski ist einer der führenden Experten für Psychometrik, einem datenbasierten Nebenzweig der Psychologie. Dank seiner Forschungen ist es heute möglich, anhand der Daten aus Netzwerken wie facebook abzulesen, ob die Eltern einer Person bis zu deren 21. Lebensjahr zusammengeblieben sind oder nicht.



Unheimliche Aussagekraft – likes bei facebook

Kosinski gelang es, anhand von zehn facebooks-Likes eine Person besser einschätzen als ein durchschnittlicher Arbeitskollege. Es wird noch besser: Ganze 70 Likes reichen aus, um die Menschenkenntnis eines echten, menschlichen Freundes zu überbieten. Mit 150 Likes können gar die Kenntnisse der Eltern übertroffen werden. Und mit 300 Likes können Programme das Verhalten eines Menschen eindeutiger vorhersagen als dessen Partner.

Die digitale Wahrheit über das Ich

Wem das noch keine Angst macht, dem sei gesagt, dass mehr als 300 Likes ausreichen, um mehr über einen Menschen zu wissen, als dieser selbst von sich zu wissen glaubt – dies ist kein Scherz. Just an dem Tag, als Michal Kosinski seine Ergebnisse veröffentlichte, erhält er zwei Anrufe: Eine Klageandrohung und ein Stellenangebot. Beide von facebook…

Das Smartphone als mobile, immer aktive Datenkrake

Als der Kosinski begann, das negative Potential seiner Forschungen zu erfassen, versah er all seine Publikation mit Warnungen. Seine Aufsätze endeten stets mit dem Hinweis, dass seine Methoden «das Wohlergehen, die Freiheit oder sogar das Leben von Menschen bedrohen» könnten. Doch bis zum viele überraschenden Wahlausgang in den U.S.A. hörte niemand auf seine Warnungen.

Mit Social Bots und Mikrotargeting zum Sieg

Kosinskis Alptraum ist wahr geworden. 2014, nach einem verlockenden Angebot eines Unternehmens, das ihn skeptisch machte, recherchierte Kosinski über diese Firma, die von sich selbst auf ihrer Website sagt: ‚Wir sind eine weltweit agierende Wahl-Management-Agentur‘. Das Unternehmen betreibt Marketing mit dem Schwerpunkt Wahlbeeinflussung. Kosinskis Modelle und Erkenntnisse werden – entgegen aller Warnungen – eindeutig für politische Zwecke eingesetzt.



Der perfekte, opportunistische Algorithmus

Und das funktioniert etwa so: Für jeden einzelnen Wähler sendet man individualisierte Botschaften. Bereits im August bemerkte die Mathematikerin Cathy O’Neil, dass Donald Trump wie ein perfekt opportunistischer Algorithmus agiere, der sich nur nach Publikumsreaktionen richtet. Am Tag der dritten Präsidentschaftsdebatte versendeten das Cyber-Team des Milliardärs seine Argumente in 175 000 verschiedenen Variationen. Vor allem auf facebook…

Manipulation mit Hilfe von dark posts

Diese Botschaften unterscheiden sich meist nur in minimalen Details. Mit verschiedenen Titel, Farben, Untertiteln, Fotos und Videos sind sie psychologisch optimal auf die zuvor durchleuchteten Empfänger zugeschnitten. Das mikroskopische Zielen auf Wähler geht auch in die andere Richtung. Nicht nur die ‚eigene Klientel‘ wird manipuliert. Auch Wähler der Konkurrenz werden gezielt manipuliert, um sie von der Wahl abzuhalten.

facebook als ultimative Waffe

Konkret bedeutet dies etwa am Beispiel von jungen Afroamerikanern, also potenziellen Clinton-Wählern, dass sie mit sogenannten dark posts manipuliert werden. Letztere sind gekaufte facebook-Inserate in der Timeline, die nur User mit passendem Profil sehen können. So wurden jungen Afroamerikanern etwa gezielt Videos zugespielt, in denen Clinton schwarze Männer als Raubtiere bezeichnet.

 

Social Bots, Propaganda und Cambridge Analytica

facebook erwies sich als ultimative Waffe und effektiver Wahlhelfer und das in Deutschland der AfD gefallen, die mehr facebook-Freunde hat als CDU und SPD zusammen. Auch den Einsatz von Social Bots hat die AfD bereits offiziell angekündigt. Geschockt von der US-Wahl Michal Kosinski begonnen die Fortschritte und Anwendungen seiner Erkenntnisse zu analysieren.

Please, do not like…

Erste Ergebnisse zeigen, dass psychologisches Targeting, wie Cambridge Analytica es im Wahlkampf für Trump verwendete, die Clickraten von facebook-Anzeigen um über 60 Prozent steigerte. Die Konversionsrate, ein Indikator dafür, wie stark Menschen aufgrund von auf sie persönlich zugeschnittener Werbung im Sinne dieser handeln, also etwas kaufen oder jemanden wählen, steigerte sich um 1400 Prozent.

Der Forscher Kosinski wird mit Angriffen und Vorwürfen bombardiert. Doch er betont, dass es nicht seine Schuld sei: ‚Ich habe die Bombe nicht gebaut. Ich habe nur gezeigt, dass es sie gibt‘, so der Forscher in einem Interview (Das Magazin).

Links
- der Tagesanzeiger-Artikel über Michal Kosinski und Cambridge Analytics, hier
- Alexander Nix erklärt die Methode der Firma Cambridge Analytica, hier
- wie soziale Netzwerke missbraucht werden, um zu manipulieren, DLF-Feature, das Beispiel der Kölner Sylvesternacht 2015, making of Apokalypse 2.0, hier 
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Donnerstag, 1. Dezember 2016

Jeder sollte in der Lage sein, Kunst zu kaufen - Punkt


Hoho, das weihnachtet aber schon sehr... Zuletzt hatten wir die Ausstellung der artconnection - Köln beworben, um auf die Möglichkeit hinzuweisen, günstig und fair Kunst zu erwerben. In diesem Sinne widmen wir uns heute den Provinz-Editionen, deren Kunst gerade prominent in der Kunsthalle Recklinghausen präsentiert wird. 

Das Prinzip ist einfach: Jeder sollte in der Lage sein, Kunst zu erwerben. Getreu diesem Motto von Klaus Staeck arbeitet das PROVINZ-Editionen Team daran, immer wieder aufs Neue, große Kunst zu kleinen Preisen anbieten zu können. Das finden wir wunderbar und daher empfehlen wir das noch recht junge PROVINZ-Editionen-Projekt an dieser Stelle.

Hier folgen nun Ausschnitte aus der weihnachtlichen Pressemeldung der PROVINZ-Editionen:

'Wir schauen zurück auf ein bewegtes Jahr 2016 und danken allen KünstlerInnen, SammlerInnen, KollegInnen, MitarbeiterInnen und FreundInnen für zahlreiche gute und bleibende Momente. Wir freuen uns, Ihnen mit diesem Weihnachtsbrief nicht weniger als 17 neue Editionen, Mappenwerke und Unikatserien vorstellen zu können. 

Von Achim Duchow, dem Polke-Kollaborateur und Chronisten der Düsseldorfer Szene in den 1970er und 80er Jahren bis hin zum jüngsten „junger westen“- und „ars-viva“-Preisträger Jan Paul Evers reichen die künstlerischen Arbeiten, die das Motto der z.Zt. laufenden Retrospektive von PROVINZ in der Kunsthalle Recklinghausen eindrucksvoll belegen: „Jeder sollte in der Lage sein, Kunst zu erwerben“ (Klaus Staeck).

Bliebe zu ergänzen: Jeder sollte auch in der Lage sein, Kunst zu verschenken: Wir verpacken die Editionen noch weihnachtlich und versenden sie (Verfügbarkeit vorausgesetzt) rechtzeitig zum Fest!
 

Achim DUCHOW, Jeden Tag ein neues Abenteur, 1975-78, (12 Motive in Kassette), C-Print, je 20 x 30 cm, 10 + 3 EA mit Nachlassstempel, datiert, nummeriert, 3.000,- €
Jan Paul EVERS, Kameralistischer Obskurantismus, 2016, Pigmentierter Tintenstrahldruck auf Hahnemühle Photorag, 48,3 x 32,9 cm, 20 + 3 EA signiert, datiert, numeriert, 450,- €
Albrecht FUCHS, 61-73, 8 Porträts in geprägter Leinenkassette, C-Print, je 30 x 24 cm, 12 + 4 EA signiert, datiert, nummeriert, 2.500,- €
Nschotschi HASLINGER, Inmitten von Halunken und Getier, 2016, Radierung, Blatt 38 x 46,5 cm, 25 + 7 EA, signiert, datiert, nummeriert, 400,- €
Nschotschi HASLINGER, Pantoffel Margarita, 2016, 28 x 9 x 27 cm, Keramik glasiert (aus einer Serie von vier Unikaten), 2.200,- €
Judith HOPF, o.T., (Rabe) , 6-teilig, Keramik, Engobe, glasiert, 30 x 45 cm, 10 + 3 EA, 2.400,- €

Julia HÜBNER, Flurfenster, 2016, C-Print, 82 x 88 cm, 10 + 2 EA, signiert, datiert, nummeriert, 450,- €
Anne KAMINSKY, o.T., 2014, Radierung, 22,5 x 25,5 cm, Unikat, signiert, datiert, 400,- €
Stefan KERN, Schlampe, 2016, Aluminium, Lack, Elektroinstallation, Diverse Maße ca. 50 x 50 x 20 cm, 5 Unikate, Signatur geprägt, datiert, nummeriert, je 6000,00 €
Svenja KREH, o.T., (pet blanket) 2016, Digitaldruck auf Stoff, 137, 16 x 96,52 cm, 25 + 5EA, signiert, datiert, nummeriert, 300,00 €
Alex MÜLLER, Bewegungen für eine Reise nach Recklinghausen, 2016, Tapete, Digitaldruck auf Papier, Offene Edition, Rolle 60 x 300cm, 190,- € / Rolle
Hans-Jörg MAYER, Fruhtrunk für Arme, 2016, Eitempera auf Papier, 6 Unikate, ca. 105 x 105 cm, 2.600,- €
Hans-Jörg MAYER , Märtyrer, 2016, Eitempera auf Papier, 8 Unikate, ca. 100 x 65 cm, 1.600,- €
Michael SAILSTORFER, P99, 2016, 5 x 4 x 3 cm, 99 + 20 EA, signiert, datiert, nummeriert auf Verpackungsschachtel, 300,- €
Max SCHULZE, Hunger (Eduardo Chillida), 2016, Siebdruck auf Fotografie, 20 x 30 cm, Auflage: 10 + 2 EA, 250,- €

Service und Links 

PROVINZ Editionen, Projekte
Provinz Editionen
Dr. Stephan Strsembski +49 (0) 177 553 5002
Büro Berlin: Vera Gliem +49 (0) 172 208 8902

mail@provinzeditionen.de

www.provinzeditionen.de

- das ausführliche Dossier zu allen hier Arbeiten finden Sie hier.
- die Website zur Ausstellung der Provinz-Editionen im RKM in Recklinghausen, hier
- kunstlich.com über Provinz-Editionen (2013), hier 

Montag, 28. November 2016

Köln: Georges Adéagbo - Wir nennen es Ludwig - noch bis zum 8. Januar

Eine der drei Interventionen von Georges Adéagbo im Kölner Museum Ludwig © Museum Ludwig und Georges Adéagbo, Foto: Gerd Mörsch

Bis zur Weihnacht stellen wir an dieser Stelle in loser Folge ausgewählte Arbeiten und künstlerische Positionen aus dem Kölner Museum Ludwig vor. Das ist unser Geschenk für die Institution, die in diesem Jahr ihr 40jähriges Bestehen feiert und sich selbst und uns eine spannende Ausstellung schenkte.

Bereits 2003 erwarb das Museum Ludwig die documenta-11-Arbeit des 1942, im heute so genannten Benin geborenen Künstlers Georges Adéagbo. Kennzeichnend für Adéagbo ist, dass er seine Installationen stets auf Neue aktualisiert

Anlässlich einer Ausstellung fügt er zum Beispiel neue Objekte zu den vorhandenen einer Installation hinzu. Auf diese Weise verändert, modifiziert Adéagbo seine Werke mit jeder neuen Präsentation und nimmt häufig auch Bezug auf die jeweiligen Ausstellungsprojekte.
 

So auch in der aktuellen Kölner Schau, der an dieser Stelle schon mehrfach beworbenen Jubiläumsausstellung 'Wir nennen es Ludwig'. Mehr dazu in Kürze...
 

In der Ausstellung 'Wir nennen es Ludwig' vertreten sind die folgenden Künstler: Ge­orges Adéag­bo, Ai Wei­wei, Ei Arakawa & Michel Au­d­er, Min­er­va Cue­vas, Maria Eich­horn, An­drea Fras­er, Meschac Ga­ba, Guer­ril­la Girls, Hans Haacke, Dian­go Hernán­dez, Can­di­da Höfer, Bodys Isek Kin­gelez, Kuehn Malvezzi, Chris­tian Philipp Müller, Mar­cel Oden­bach, Ah­met Ögüt, Claes Ol­d­en­burg, Pratchaya Phin­thong, Alexan­dra Piri­ci & Manuel Pel­muş, Ger­hard Richter, Av­ery Singer, Jür­gen Stoll­hans, Rose­marie Trock­el, Vil­la De­sign Group, Chris­to­pher Wil­li­ams.

Service und Links
- die Website des Museum Ludwig zur Ausstellung, hier
- kunstlich über die Guerilla Girls im Museum Ludwig (11.2016), hier 
- kunstlich über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (11.2016), hier
- kunstlich über Alexandra Pirici und Manuel: Public Collection (09.2016), hier
- Michael Köhler über das Jubiläum und die Ausstellung im Museum Ludwig, hier
- Kunstkritikerin Christiane Vielhaber über das Museum Ludwig, den Mäzen und die Geschichte des Hauses, hier
- Kunst ist Trumpf: 40 Jahre Museum Ludwig, Sabine Oelze über das Museum Ludwig, hier
- Mäzene und Museen - Dörte Hinrichs über das vielschichtige Verhältnis am Beispiel des Kölner Museum Ludwig, hier
- Barbara Engelbach, Kuratorin der Fotosammlung des Museum Ludwig im Gespräch, hier
- das Video zur Kölner Geburtstagsausstellung – Wir nennen es Ludwig, hier
- Museen von Köln bis Peking, der Name Ludwig steht für eines der größten Kunstimperien der Welt, eine aktuelle WDR-Dokumentation, hier
- Ein Museum zieht sich um, eine Multimediareportage von Thomas Köster und Philipp J. Bösel, hier
- Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, im Gespräch mit Britta Bürger über die Bedeutung der Sammlung Haubrich, hier