Dienstag, 18. Mai 2010

MARTA Herford: Stephan Mörsch - Landnahme

Ausstellungsflyer © Stephan Mörsch und MARTA Herford

Endlich feiert man die fantastischen Werke Stephan Mörschs mit der ersten Einzelausstellung des Künstlers in einem deutschen Museum. Das wurde aber auch Zeit, mögen manche zurecht munkeln.

Aber halt! Bedenkt man, dass der von
kunstlich.com bereits im Rahmen des Sammlungskataloges rattus norvegicus erwähnte Stephan Mörsch 1974 geboren wurde, relativiert sich der Einwand doch ein wenig. Mörsch ist eben nicht der typische bestselling Youngster der Kunstwelt der vergangenen Jahre, eher ein 'alter' Geheimtipp für Eingeweihte. Und wie sagt man so schön, gut Ding will Weile haben.

Hier vorab der Pressetext des MARTA Herford:

'Innen- und Außenräume, urbane wie ländliche Orte tauchen in den Grafitzeichnungen von Stephan Mörsch aus dem Dunkel auf. Wie Schemen der Erinnerung reiht der Künstler seine virtuos ausgeführten grafischen Blätter aneinander. Einzelne Partien verschwimmen zur Vagheit (alb)traumhafter Beobachtungen oder zur Bewegungsunschärfe flüchtiger Reisebetrachtungen.

Die Graphitzeichnung (Ohne Titel, 2005/2006) ist Teil einer Installation im Besitz der Sammlung Dahlmann (Installationsansicht siehe weiter unten).
© Stephan Mörsch, Sammlung Dahlmann, Anne Gold, Aachen (Foto)

Ganz in der Tradition des Film Noir zeigen die filmischen Bildsequenzen Ausschnitte aus der Kameraperspektive und beschwören beunruhigende oder melancholische Szenen herauf.
So sind auch seine Modelle nicht nur detailgetreue Nachbilder, sondern entwickeln zugleich eine atmosphärische Dichte: Die leeren Hüllen verlassener Behausungen bestehen aus einfachen, fast ärmlichen Materialien. Scheinbar belanglose Architekturen wie Hochsitze, Strandhäuser, Bunker oder Gartenhäuser lassen Prinzipien einfacher Bauten nachvollziehen, die jenseits professioneller Entwürfe zunehmend unseren Alltag prägen.

Auch diese Graphitzeichnung (Ohne Titel, 2005/2006) ist Teil des Werks der Sammlung Dahlmann (Installationsansicht siehe weiter unten).
© Stephan Mörsch, Sammlung Dahlmann, Anne Gold, Aachen (Foto)

Das Nebeneinander von Architektenhaus und kreativem Heimwerkertum, Ikone und improvisiertem Unterschlupf, wie es uns allerorts begegnet, lässt die Frage aufkommen, inwiefern der Baumarkt als neues Formendiktat zunehmend eine modernistische Tradition ablöst. Entwickeln sich offizielle und private Bebauung immer weiter auseinander? Wem gehören bestimmte Räume und wer beherrscht sie? Mit Zeichnungen und Modellen rückt die Ausstellung „Landnahme“ von Stephan Mörsch diesen Fragen zu Leibe, indem sie unterschiedliche Arten der Raumerkundung, -eroberung oder -aneignung untersucht. Nach zahlreichen Einzelpräsentationen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland richtet das Marta Herford Stephan Mörsch, der an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg u.a. bei Bogomir Ecker, Gunnar Reski, Alexander Roob und Pia Stadtbäumer studiert hat, seine erste Einzelausstellung in einem deutschen Museum aus.'

Großstadtszenen und Tiefgaragentristesse

Hier ein Blick auf die Werke in der Hamburger Sammlung Dahlmann und der Text von Tobias Lenartz aus dem Katalog rattus norvegicus.


Wie die Sequenzen eine Films wurden unzählige Graphitzeichnung (alle Ohne Titel, 2005/2006) zum Teil einer Installation Stephan Mörschs im Leopold-Hoesch-Museum Düren 2006. Die Zeichnungen zeigen Szenen in oder im Umfeld einer Tiefgarage. Ein Geschoss der Architektur wurde vom Künstler als Modell aus Styropor geschaffen (Ohne Titel 2005). Beide Werke - die Serie von Zeichnungen und das Modell - sind im Besitz der Hamburger Sammlung Dahlmann und wurden im Rahmen der Ausstellung rattus norvegicus gezeigt.
© Stephan Mörsch, Sammlung Dahlmann, Anne Gold, Aachen (Foto)

So sah ich nach oben
Fand noch nicht einmal den Mond
Und diese Stadt war leise
Fast so still und sanft wie der Tod

Einen guten Überblick über das Werk Stephan Mörschs kann man neben Herford auch bei der Galerie Sfier-Semler gewinnen.

Service:
noch bis 1. August
Öffnungszeiten:
Di - So: 11 – 18 Uhr
jeden 1. Mittwoch im Monat bis 21.00 Uhr
lobenswert: freier Eintritt jeden 1. Mittwoch im Monat
MARTA Herford
Goebenstraße 4 - 10
32052 Herford

Keine Kommentare: