Mittwoch, 21. September 2016

Daniel Josefsohn: Widerstand kleidet und Punk sei Dank

Ein Screenshot der Website von Deutschlandradio Kultur zum Beitrag Christoph Amend und Julian Röder im Gespräch über den Fotografen Daniel Josefsohn © Daniel Josefsohn, ZEITmagazin und Deutschlandradio Kultur

Anlässlich der Photokina wollen wir an dieser Stelle einen schon jetzt unsterblichen, rotzfrechen, herrlich subversiven Künstler würdigen: Den stets Punk und Kind gebliebenen Künstler Daniel Josefsohn, der als Fotograf das Bild der deutschen Fotografie seit den 1990er Jahren wesentlich prägte und vor fünf Wochen verstarb.
 

Da aus dem traurigen Anlass schon viele Nachrufe und treffende Charakterisierungen des Erfinders der legendären Miststück-Kampagne für den Musiksender MTV geschrieben wurden, belassen wir es an dieser Stelle mit einem ausführlichen Zitat von Lothar Gorris und einer Linkssammlung für all jene, die dem Werk des Künstlers Daniel Josefsohn näher kommen wollen.

Strangulieren tut gar nicht weh…


Nach seinem Besuch bei Josefsohn verfasste Lothar Gorris einen ausführlichen Artikel. Aus diesem stammt die folgende Beschreibung des Wintergartens, der Josefsohn seit seinem Schlaganfall zugleich als Studio diente:

Hier ‚lehnt eine Kalaschnikow an der Wand, er hat sich das Ding im Internet gekauft, es funktioniert nicht mehr. "I love Jews" steht eingraviert auf dem Schaft, die Schrift gold, das Herz rot. Gegenüber das Foto eines palästinensischen Attentäters mit Sprengstoffgürtel, Josefsohn hat es vor Jahren aus Las Vegas mitgebracht, wo es auf einem Schießstand als Zielscheibe neben einem Foto von Bill Clinton diente, es hat Einschusslöcher. Nun ist es eine Art Fotokasten, schaltet man ihn ein, schießt das Bild rote Laserstrahlen aus den Löchern in den Raum. Auf einem Schrank ein verrosteter Wehrmachtshelm, den er aus einem Baustellenloch in der Nähe seiner alten Wohnung in Friedrichshain geholt hat, auch der Helm hat Einschusslöcher...‘

Angst macht keinen Lärm…


Der letzte aus Beitrag aus Josefsohns 52-teiliger Kolumne Am Leben, die er nach seinem Schlaganfall ein Jahr lang für das ZEITmagazin schuf, ist eine Aufnahme vom 17. August 2013. Es war Josefsohns erster Ausflug ins Kulturleben. Ein Besuch im Berliner Museum Hamburger Bahnhof, zehn Monate nach seinem Schlaganfall. Das Foto zeigt Josefsohn im Rollstuhl mit seinem Sohn vor einem Kippenberger-Selbstporträt mit Rollstuhl.

Josefsohn beschreibt die Situation wie folgt: ‚Die Ironie der Ironie der Ironie. Der erste gute Moment. Danke, Kippi. You made my day.‘ Und wir sind uns sicher, dass das Werk des Künstlers Daniel Josefsohn – wie das Martin Kippenbergers – leider erst posthum seiner Bedeutung entsprechend gewürdigt wird.

Service und Links 

- Deutschlandradio Kultur: Christoph Amend und Julian Röder im Gespräch über den Fotografen Daniel Josefsohn, hier 
- Der Spiegel: Georg Diez über Daniel Josefsohn, hier 
- Jan Böhmermann in der Süddeutschen Zeitung über Daniel Josefsohn, hier  
- Tobias Rüther für die FAZ über Daniel Josefsohn, hier 
- Daniel Josefsohns 52-teilige Kolumne Am Leben für das ZEITmagazin, hier  
- Sebastian Hammelehle über Daniel Josefsohn, den Erfinder des MTV-Miststücks(2015), hier 
- Der Spiegel: Lothar Gorris über den Fotografen Daniel Josefsohn (2014), hier  
- ARTE Metropolis über Daniel Josefsohn, hier 
- die offizielle Website von Daniel Josefsohn, hier

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