Montag, 13. Juni 2016

Düsseldorf K20: Henkel - Die Kunstsammlung - noch bis zum 14. August

Screenshot der Website des K20 zur Ausstellung Henkel - Die Kunstsammlung, © Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, zu sehen ist ein Werk von Mary Heilmann, My Best Friend, 1979, Acryl auf Leinwand, 183 x 122,5 x7,5 cm, Sammlung Henkel, © Mary Heilmann
Zugegeben, es ist toll, dass es nun erstmals eine Ausstellung mit Werken aus der Henkel-Kunstsammlung gibt. Richtig ist es auch, dass man der Sammlung und ihrer Mutter Gabriele Henkel einen prominenten Raum dafür bietet. Das Düsseldorfer K20 mit seiner hochkarätigen Sammlung und seinem Renommee ist der richtige Ort dafür.

Zum einen bietet die Kunstsammlung NRW – wenn man denn in kunsthistorische Arbeit investieren würde – spannende Anknüpfungspunkte, mit denen interessante Dialoge, also Kunst-Geschichten, zwischen den beiden Sammlungen entwickelt werden können. Zum anderen ist die Düsseldorfer Mäzenin wesentlich an der Erweiterung des K20 beteiligt gewesen. Auch vor diesem Hintergrund musste die erste Henkel-Sammlung-Präsentation außerhalb der Konzernräume hier stattfinden, um nicht Vermutungen über ein Zerwürfnis zu provozieren.

Leverkusen, WDR und Co. - NRW blamiert sich auf breiter Front 

Aber es gibt leider auch einiges zu kritisieren, zu hinterfragen. Warum etwa hat man der Sammlerin nicht kunsthistorischen Sachverstand zu Seite gestellt? Ein öffentliches Museum ist auch in Zeiten des nach wie vor stattfindenden Ausverkaufs von Sammlungen, die mit Steuergeldern - Stichwort WDR - erworben wurden, und den immer wieder auftauchenden Schließungsdebatten um renommierte Institutionen - Stichwort Leverkusen - immer noch eine Bildungsinstitution. In diesem Sinne hätte man der Sammlerin respektvoll, höflich aber bestimmt zur Seite stehen müssen.

Wo ist der Ausstellungskatalog oder das Ausstellungsbegleitheft, das Hintergründe zu den Werken und zur Sammlungsgeschichte liefert? Sogar in der sicherlich nicht wohlhabenden Stadt Wuppertal leistet sich das städtische Von der Heydt-Museum ein Begleitheft zur Tony Cragg Retrospektive, dass es Interessierten erlaubt, auch ohne den Kauf des umfangreichen Katalogs ein wenig Hintergrundinformationen zu den Werken und dem Künstler zu erhalten.

Präsentation statt Information?

Die Ansammlung der Gemälde von Delaunay, Ozenfant, Kelly, Heilmann, Stella, Richter, Klapheck, Knoebel und Co. wirkt ohne sinnstiftende, die Auswahl begründende Begleittexte für viele beliebig. Und auch der im Pressetext beschriebene, ‚spannungsvolle Dialog mit der faszinierenden, oft abstrakten Ornamentik außereuropäischer Textilien‘ bleibt ohne Audioguides oder Texte für viele interessierte Besucher nur eine Behauptung. Von den kaum vorhandenen Informationen auf den Tafeln zu den Textilien ganz zu schweigen… 

Auch von einem Sammlungskatalog, der die kunstwissenschaftliche Aufarbeitung der Henkel-Sammlung als ein sicher für beide Seiten gewinnbringendes, zukunftsweisendes Projekt zwischen der Kunstsammlung NRW und dem Unternehmen Henkel symbolisieren könnte, fehlt jede Spur. Und das traurige daran ist, am Geld kann das eigentlich nicht liegen. Der Umsatz des Henkel-Konzerns lag 2015 bei rund 18 Milliarden EUR. 

Pleite oder Portokasse? Es war einmal die Unabhängigkeit...

Oder muss der Henkel-Konzern sich doch aus finaziellen Gründen von Werken trennen und präsentiert diese nun so prominent, um sie anschließend gewinnbringender veräußern zu können? Carl Friedrich Schröer lässt in seinem Lobgesang für die Düsseldorfer Ausstellung und deren Kuratorin Gabriele Henkel (KUNSTZEITUNG, Mai 2016, S.15) leider keinen Platz für Kritik oder Zweifel an dieser One-Woman-Show.

Uns geht es hierbei nicht um eine persönliche Kritik an der Mäzenin, die sich - so Schröer - schon für den Aufbau der Henkel-Sammlung in den 1970er freie Hand wünschte und von Art Consultern nichts hält. Es geht vielmehr um das Verhalten des Gastgebers, die Wünsche oder besser formuliert, die für ein so renommiertes Museum wie das K20 so seltsam bescheidenen Auflagen.

Von einem Dialog auf Augenhöhe zeugt diese Ausstellung nicht. Ex-Gallerist Jörg Johnen beschreibt diese und ähnliche Situationen in einem Gespräch (Die Zeit, Nr. 55, S. 50) mit Weltkunst-Redakteur Tim Ackermann wie folgt:

Der allseits zunehmende Größenwahn hat auch damit zu tun, dass die Sammler für das Kunstsystem immer wichtiger geworden sind und sich selbst auch sehr viel wichtiger nehmen: Sie haben das Geld, die Macht, den Einfluss. Die Museen sind schon lange außen vor.            
 

Leider scheint Johnen mit der Analyse der Situationen richtig zu liegen… 

Zum Schluss der Pressetext des K20 zur Ausstellung:

''Erstmals gibt die Ausstellung Henkel – Die Kunstsammlung einen Einblick in die von der Düsseldorfer Mäzenin und Sammlerin Gabriele Henkel über Jahrzehnte kenntnisreich zusammengetragene Kunstsammlung. Im Fokus der im K20 zu sehenden Präsentation steht eine abstrakte Malerei, die sich beispielhaft in Werken der klassischen europäischen Moderne sowie der amerikanischen Kunst finden lässt. Ausgewählt hat Gabriele Henkel hierfür Gemälde von Robert Delaunay, Amédée Ozenfant, Ellsworth Kelly, Mary Heilmann oder Frank Stella ebenso wie Werke von Gerhard Richter, Konrad Klapheck oder Imi Knoebel. Diese Kunstwerke stehen im spannungsvollen Dialog mit der faszinierenden, oft abstrakten Ornamentik außereuropäischer Textilien. Sie sind Belege für den offenen, grenzüberschreitenden Blick der Sammlerin.

Bisher war die Kunstsammlung, die hochkarätige Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler sowie ethnografische Exponate aus der ganzen Welt umfasst, nahezu ausschließlich für Mitarbeiter und Besucher der Düsseldorfer Konzernzentrale sichtbar. Der  international agierenden Sammlerin, Kunstkritikerin, Professorin, Künstlerin und Mäzenin junger Kunst, die mit vielen der Künstler befreundet ist, war es immer wichtig, diese Kunstwerke allen Mitarbeitern zugänglich zu machen und damit wie selbstverständlich in die Arbeitswelt zu integrieren. Die für die Ausstellung im K20 ausgewählten Werke hängen bis heute in wechselnden Konstellationen in den Büros, Fluren, Treppenhäusern oder Konferenzräumen im Düsseldorfer Hauptsitz des weltweit tätigen Unternehmens, ermöglichen so auf ganz besondere Weise einen Zugang zur Kunst aus der ganzen Welt.

Die von Gabriele Henkel selbst kuratierte Ausstellung stellt im K20 in einer großzügigen räumlichen Offenheit mit rund 40 Werken die Höhepunkte der Sammlung vor. Das alles verbindende Leitmotiv ist dabei die Abstraktion in Verbindung mit dem Ornamentalen.''



Service:
K20 GRABBEPLATZ Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 
Grabbeplatz 5
40213 Düsseldorf
service@kunstsammlung.de

Öffnungszeiten:
- dienstags bis freitags 10.00-18.00 Uhr
- samstags, sonntags, feiertags 11.00-18.00 Uhr
- lobenswert: KPMG-Kunstabend, jeden 1. Mittwoch im Monat, Eintritt frei ab 18.00, geöffnet bis 22.00 Uhr
 

Links:
- WDR über die Henkel-Kunstsammlung in Düsseldorf
- Die Welt über die Ausstellung der Henkel-Sammlung im K20 und das Verhältnis Privatsammlung-Museum
- Die Ruhrnachrichten über Henkel - Die Kunstsammlung in der Kunstsammlung NRW
- Die Rheinische Post über die Kunstmäzenatin Gabriele Henkel und ihre Sammlung

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