Donnerstag, 23. September 2010

Schön dunkel: Auf Leben und Tod im Kölner WRM

Mit diesem wunderbar zwiespältigen Motiv wirbt das WRM für die aktuelle Kölner Ausstellung 'Auf Leben und Tod'. Das Bild zeigt übrigens die Tochter des Fotografen und heisst schlicht 'Bag, November 2007' (C-Print auf Dibond, 108x87 cm)
© Hendrik Kerstens,
Teutloff Photo + Video Collection Bielefeld, WRM

Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum (WRM) - das sich leider nur noch Wallraf nennt, so dass sich der Stifter Johann Heinrich Richartz wohl im Grabe dreht, denn er stiftete einst den Museumsbau - hat sich nach den deutschen Impressionisten erneut auf eine große - alles in allem gelungene - Überblicksschau konzentriert.

Ein Blick in den ebenso gelungenen Katalog der Ausstellung, der den gewünschten Raumillusionismus deutlich macht, denn Fotografieren ist wie immer leider verboten © WRM und transportdesign Köln

Die ungewöhnliche Ausstellung, die Motive aus Malerei (natürlich und günstig aus den Beständen des WRM) und Fotografie (die Sammlung Teutloff) gegenüber- bzw. nebeneinander stellt, ist nicht zuletzt aufgrund des gelungenen Ausstellungsdesigns ein Muss.

Ein weiterer Blick in den Katalog der Ausstellung. Der gewünschte Raumillusionismus wird neben den Linien auch von der - für die verschiedenen Werke und deren Schutz unverzichtbaren - differenzierten Beleuchtung betont. © WRM und transportdesign Köln

Mit Hilfe von schlicht anmutenden (aber aufwendig realisierten) perspektivischen Zeichnungen auf den Wänden täuscht das Ausstellungsdesign verschiedene Raumtiefen vor - ein klassischer Trompe-l’œil-Effekt. Auf diese Weise gelingt es, den Kunstwerken trotz ihrer überwältigenden Anzahl (rund 120 Werke) den angemessenen Raum zu geben.

Malerei und Fotografie als Memory-Spiel?

Mehr und detailiertere Eindrücke von der Ausstellung 'Auf Leben und Tod' folgen wie gewohnt in Kürze. Als Köder oder neudeutsch Teaser sollten diese Zeilen und vor allem die Bilder jedoch erstmal genügen.

Diese treue Dame stammt aus dem Bestand des WRM. Es handelt sich um ein Werk von Bartholomäus Bruyn (der Ältere), das sogenannte 'Bildnis einer jungen Frau mit Nelke' (1537-39). Beim Memory-Spiel würde man sie wohl der oben gezeigten Tochter des Fotografen zuordnen, oder?

Hier vorab ein Pressetext:
(Quelle: kunstaspekte.de)

Auf Leben und Tod – Der Mensch in Malerei und Fotografie
Die Sammlung Teutloff zu Gast im Wallraf

Helmut Newton & Ingres, Nan Goldin & François Boucher, Jürgen Klauke & Tizian, Paul McCarthy & Wilhelm Leibl oder Jack Pierson & Bartholomäus Bruyn d. Ä. – So heißen fünf der rund fünfzig ungewöhnlichen Dialoge, die das Wallraf inszeniert.

Unter dem Titel „Auf Leben und Tod. Der Mensch in Malerei und Fotografie“ treffen herausragende Stücke der TEUTLOFF PHOTO + VIDEO COLLECTION auf ausgewählte Werke der Kölner Gemäldegalerie. Im Fokus der Ausstellung stehen Glanz und Elend der Gattung Mensch. Die Fotografien und Gemälde oszillieren zwischen den Polen Geburt und Tod, Glück und Leid oder Zuversicht und Verzweiflung.


Alte Bildformeln und Traditionsbrüche

Der direkte Vergleich zwischen Malerei und Fotografie zeigt, wie die alten Bild-, Kompositions- und Pathosformeln bis in die aktuelle Gegenwart fortdauern. Die Zitate in den Arbeiten von Anna und Bernhard Blume oder Boris Mikhailov belegen dies besonders eindeutig.

Gleichzeitig fallen aber auch die formalen und inhaltlichen Traditionsbrüche ins Auge, die bestimmte Foto-Arbeiten der Sammlung Teutloff auf teils schockierende Weise kennzeichnen. Sie legen eine Spur zu existentiellen Themen wie „Körperbewußtsein“ oder „Sexuelle Identität“, die in der alten Kunst so explizit dargestellt nicht denkbar gewesen wäre.


Insgesamt stellt das Wallraf rund 80 Exponate aus der thematisch wie qualitativ beeindruckenden Kollektion von Lutz Teutloff (Foto- und Videokunst des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts) rund 50 selten gezeigten Meisterwerken der eigenen Sammlung (europäische Malerei vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert) gegenüber.

Service:
Auf Leben und Tod
Der Mensch in Malerei und Fotografie - Die Sammlung Teutloff zu Gast im Wallraf
bis 9. Januar 2011
Wallraf-Richartz-Museum und Fondation Corboud
Martinstraße 39
50667 Köln

Öffnungszeiten:
Di bis Fr: 10 - 18 Uhr
Do auch: 10 - 22 Uhr
Sa - So: 11 - 18 Uhr

Lobenswert:
Freier Eintritt in der ständigen Sammlung für:

- Kölner Kinder bis 18 Jahre,
- alle Schulklassen (nur mit Anmeldung und Lehrern)
- KölnPass-Inhaber
- Geburtstagskinder mit Wohnsitz Köln ;-)
- alle Kölner am 1. Donnerstag im Monat (ausgenommen Feiertage)

Links:
Vorab-Kritik von Michael Kohler in der Stadtrevue

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