Freitag, 12. März 2010

Junge Positionen - Schnell nach Bonn, Köln und Düsseldorf

Abbildung: Dorthe Goeden, O.T., Papierschnitt 2008

Im Rheinischen Kunstkosmos sind zur Zeit drei große Überblicksausstellungen zu sehen, die einen guten Überblick auf aktuelle Positionen bieten: Die Große Kunstausstellung NRW sowie die Klassen von Walther Dahn (Akademie Braunschweig) und Leiko Ikemura (UdK Berlin). Dem Kunstflaneur bieten sie einen spannenden Einblick in die Produktion von Studierenden, frischen Absolventen und bereits mehr oder weniger etablierten Kunstschaffenden.

Im Sinne der Übersichtlichkeit und der gebotenen Eile - Düsseldorf schließt schon bald - zuerst einmal die Daten:

Düsseldorf: Große Kunstausstellung NRW - bis zum 14. März im museum kunst palast.

Bonn: La bonne horse - Klasse Walther Dahn - bis zum 28. März im Bonner Kunstverein.

Köln: This is red - Klasse Leiko Ikemura - noch bis zum 28. März in der Halle Zehn - CAP Cologne e.V., Clouth-Gelände
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Düsseldorf:
Große Kunstausstellung NRW - museum kunst palast.

Also erstmal mal schnell nach Düsseldorf, denn die dortige, wahrhaft große Ausstellung (157 Künstler und rund 300 Werke) zeigt unzählige Werke von Größen wie dem Kölner Fotografen Boris Becker (eine wunderbare Aufname von 11 monströsen LKW, die wie Spielzeug ordentlich gereiht an der Kippe einer Grube parken) aber auch filigranes wie die drei Papierschnitte von recht unbekannten Künstlern wie etwa Dorthe Goeden (weitere Arbeiten von ihr sind ebenfalls bis zum 14. März auch in der Mainzer Rheingoldhalle zu sehen). Aprospos: Die Papierschnitt-Technik ist auffällig gut in der Düsseldorfer Ausstellung vertreten.

Foto: KugelSchückensZöllner live am 11. März

Außerdem sehr schön: Hier gibt es endlich auch Mal einen Preis, den Künstler vergeben: Den Kunstpreis der Künstler - schöner Titel - und damit einen hervorgehobenen Ausstellungsraum erhielt der Düsseldorfer Maler Hermann Josef Kuhna. (Seine pointillistisch anmutenden Werke verleiten dazu endlich nach Frankfurt in die Schirn zu fahren und die große Werkschau Georges Seurat zu sehen.)

Den Förderpreis der Großen Kunstausstellung erhält die Aquarellistin und Bildhauerin Flora Hitzing. Sie studierte in Düsseldorf bei Prof. Tony
Cragg, der sie 2009 zur Meisterschülerin ernannte. Doch fernab von der Qualität der Arbeiten fühlt sich zweimal Düsseldorf bei den Auszeichnungen irgendwie dann doch nicht so groß an...

Foto: KugelSchückensZöllner live am 11. März

Auch sehr schön war/ist das umfangreiche Begleitprogramm, wie etwa das Klangexperimentkonzert von KugelSchückensZöllner mit Klaus Kugel (Drums), Reinald Schückens (Bassklarinette), Stefan Zöllner alias fatagaga (Live-Elektronik).
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Bonn:
La bonne horse - Klasse Walther Dahn - noch bis zum 28. März im Bonner Kunstverein.

Hier ein paar visuelle Eindrücke vom Bonner Rundgang: Einen interessanten, sympathisch vertrauten Einblick kann der Besucher in einem kleinen Séparée gewinnen.

Ungewöhnlich ist besonders die kleine Auswahl an Arbeiten aus der Hand des Klassenlehrers Dahn.


Seine Schüler dagegen positionieren verschiedene Objekte - Fotos, Schallplatten, Bücher, Filme, Glücksbringer etc. anonym im Raum.


Wie in einem Ratespiel kann man versuchen, Beziehungen zu den ausgestellten Werken herzustellen.

Doch fernab von diesem spekulativen Assoziationsspiel gewinnt man durch die verschiedenen, teils sehr privat anmutenden Gegenstände einen feinsinnigen Überblick auf die ausstellende Generation.

Welche Schallplatten und Gegenstände aus der Kindheit sind den Künstlern wichtig? Welche Zeitschriften, Autoren und Filme? Das Kabinett vermittelt ein Gefühl, erlaubt ein Gespür für die prägenden Einflüsse zu entwickeln.

Der seit dem Umbau und der Erweiterung quasi museale Bonner Kunstverein bietet ausreichend Platz.

Neben Objekten, Malerei, Zeichnung und Video schmückt auch eine große temporäre Wandarbeit die Ausstellungshalle.
Bei der Mehrzahl der präsentierten Werke handelt es sich um Malerei und Zeichnung.

Doch so verschieden die gewählten Medien und Themen auch sind, eine besonders deutlich in dem kollektiven Environment (das Séparée) spürbare, seltene Vertrautheit und Stimmigkeit verbindet die Arbeiten und zeichnet die Bonner Ausstellung aus.

Das charmante Spiel mit bewusst inszenierter Flohmarktatmosphäre war in Delmenhorst, wo die Ausstellung zuvor gezeigt wurde, leider nicht zu sehen.

Zu sehen sind Werke von:


DRAGUTIN BANIC, CARINA BRANDES, PHILIPP CLASEN, EVELINE CZAIKA, WALTER DAHN, SOPHIA DOMAGALA, NSCHOTSCHI HASLINGER, TOULU HASSANI, FRÄNZE HOPPE, CHRISTOF JOHN, PAUL SIMON KRÜGER, CHRISTOF MASCHER, ULRICH PESTER, LEA ROCHUS, RALPH SCHUSTER, MALTE STRUCK, SARRA TURAN UND ANNA VIRNICH


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Köln: This is red - Klasse Leiko Ikemura -
noch bis zum 28. März in der Halle Zehn - CAP Cologne e.V., Clouth-Gelände

Hier zunächst ein paar visuelle Eindrücke vom Kölner Rundgang.

Abbildung eins: Ausschnitt aus Anita Regli: At Dawn (2), C-Print, 2007.

Als Professorin Leiko Ikemura während der Vernissage einleitend anhand einer Anekdote aus dem japanischen Kino über den Sinn des Ausstellungstitels begründete, warum sich so wenig Rot in der Halle Zehn e.V. findet, schien sie vor sympathischer Aufgerung einige der Arbeiten ihrer Schüler aus den Augen verloren zu haben.

Abbildung zwei: Überblick auf drei dadaistisch anmutende Kleinplastiken von Sako Kojima - wurde gefressen....wird in Kürze wieder eingestellt.

Abbildung drei: Innenansicht - Verkehrte Welt: Gleich zu Beginn der Ausstellung wird der Betrachter in einen an Schwitters Merzbau erinnernden, fantastischen Raum von Linda Franke gelockt. Doch die Neugier wird enttäuscht. Im monoton grauen Innernraum wartet nur ein Auge: Es scheint die Eindringlinge zu überwachen.

Für verführerische 8 Euro gibt es einen Katalog zur Ausstellung. Doch auch wenn die Ausstellung in den Clouth-Werken nicht mit der musealen Präsentation des Bonner Kunstvereins mithalten kann, was den Betrachter unbewusst nicht unwesentlich beinflussen dürfte, muss sich die Klasse von Leiko Ikemura nicht vor einem Vergleich scheuen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke sehr an den Autor.

Gruss Nanna