Montag, 16. Januar 2017

Labyrinth des Schreckens unserer Zeit: Wand vor Wand von Gregor Schneider in Bonn

Ein Screenshot der Ausstellung Gregor Schneider: Wand vor Wand in der Bonner Bundeskunsthalle. © Gregor Schneider / VG-Bild und Bundeskunsthalle

Auf nach Bonn. Dort wird noch rund einen Monat eine große Solo-Show von Gregor Schneider zu sehen sein, kuratiert von Ulrich Loock. Wir werden uns die Ausstellung etwas genauer ansehen und detailliert berichten. Denn Schneider ist kunstlich.com bestens bekannt. 

Sein Werk wurde von Gerd Mörsch ausführlich unter dem Aspekt der Falle in der zeitgenössischen Kunst untersucht. Und davon, dass man sich in Schneiders unheimlichen bis horrorartigen Räumen häufig wie 'ziemlich fies in die Falle getappt' vorkommt, kann man sich in Bonn jetzt selber überzeugen.

Kinder in Müllsäcken und Leichen im Keller?


In diesem Sinne wollen wir klaustrophobische, empfindliche Gemüter an dieser Stelle ernsthaft warnen. Trotz der tollen versteckten, verschachtelten Räume, die zum Erforschen einladen, ist diese Ausstellung auch für Kinder wohl kaum etwas. Gregor Schneiders Kunst geht - zumindest beim ersten Mal - unter die Haut. Seine unheimlichen Folterkeller, Zellen und Duschräume sind traurige Spiegel unserer Zeit...

Hier folgen vorab ein paar Zeilen von Website der Bundeskunsthalle über die Bonner Schneider-Ausstellung:

Gregor Schneider wurde 1969 in Rheydt geboren. Schon mit dreizehn Jahren malte er Bilder, die er heute noch in seine Ausstellungen und Publikationen aufnimmt. 1985 hatte er seine erste Einzelausstellung in der damaligen Galerie Kontrast in Mönchengladbach und begann im selben Jahr mit der Arbeit an seinem Haus an der Unterheydener Straße 12 in Rheydt, dem Haus u r. Im Jahr 2001 erhielt Schneider den Goldenen Löwen für den deutschen Beitrag zur Biennale Venedig. Aus der Logik seines Werkes heraus kam es zu verschiedenen Projekten, die als Provokationen missverstanden, heftig diskutiert und teilweise mit Zensur belegt wurden. Die Verhinderung einer schwarzen kubischen Skulptur mit den Maßen der Kaaba in Mekka, die 2005 für den Markusplatz in Venedig geplant war, brachte ihn dazu, sich verstärkt mit der öffentlichen und politischen Dimension seines Werkes zu befassen.

 «Erfahrungen wenden sich an alle Sinne und beruhen auf einer unfassbaren Welt.» Gregor Schneider

In dreißig Jahren hat Gregor Schneider ein Werk aufgebaut, das an einige der empfindlichsten Schmerzpunkte der Gesellschaft rührt. Zu Beginn entwickelte er das Konzept einer künstlerischen Produktion, die ihre eigenen Resultate verschlingt, und stellte damit die Unterwerfung der Kunst unter den Zwang des Ökonomischen in Frage. Später hat er in dem geheimen, aseptischen Hochsicherheitsgefängnis von Guantánamo eine Übereinstimmung mit dem White Cube von Museen und Galerien gesehen. Schließlich veröffentlichte er 2008 seinen Sterberaum und den Wunsch, einen Sterbenden in einem Museum zu zeigen. Daraufhin erhielt er Morddrohungen. Sein persönlicher Sterberaum wird nun zum ersten Mal in Deutschland aufgebaut. Schneiders Überlegungen zum Sterben liegt die Frage zugrunde, ob der Tod ein absolutes Ende ist oder der Übergang zu etwas, das für immer unbekannt bleiben wird. Er hat kulturelle Überkreuzungen in Szene gesetzt, versucht, ein islamisches mit einem katholischen Heiligtum in Verbindung zu bringen und die Rückkehr des Geistes der Nazizeit mit der Pulverisierung des Geburtshauses von Goebbels beantwortet. Das Medium seines künstlerischen Denkens ist der Einbau von Räumen in die gleichen, schon bestehenden Räume; die Verdopplung von Räumen, Personen und Objekten; die Rekonstruktion eines für ihn unerreichbaren Bauwerks. Seine bekannteste Arbeit ist der Einbau von 24 Räumen von Haus u r in den deutschen Pavillon der Biennale Venedig von 2001.


Links

- die Website zur Ausstellung Wand vor Wand von Gregor Schneider, hier 
- Gerd Mörsch bespricht Gregor Schneider ausführlich in: Die Falle in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Täuschung, List, historische Fallen und Fanggeräte – Motivgeschichtliche Wurzeln des Fallenstellens, hier

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