Samstag, 30. Juli 2016
Avantgarde und NS-Propaganda
‚Vom Avantgardisten zum Diener der Macht, vom Pionier zum Kollaborateur - so könnte man den Werdegang des Regisseurs Walter Ruttmann beschreiben‘ formuliert Katja Nicodemus zurecht vorsichtig. Denn so leicht lässt sich über die Verstrickung bedeutender Künstler im NS-Regime nicht urteilen.
Ruttmanns Film "Berlin. Die Sinfonie der Großstadt" von 1927 gehört zu den bedeutendsten Filmwerken dieser Zeit und wurde international beachtet. Weniger bekannt ist jedoch der Werdegang Ruttmann im NS-Regime, für das er zahlreiche Propaganda-Filme drehte, bevor er 1941 starb.
Vom Pionier zum Propagandisten
Diese Entwicklung lässt sich auch im Leben des jüngeren Film- und Fotografiepioniers Alfred Ehrhardt verfolgen. Und er konnte nach dem Untergang des NS-Regimes sogar wieder an seine frühen Erfolge anknüpfen. So drehte der Bauhausschüler Alfred Ehrhardt 1959 etwa zwei Filme über die documenta II in Kassel.
Doch dass der Vertreter der Schule des „Neue Sehens“ Ehrhart, der bei Josef Albers, Oskar Schlemmers und Wassily Kandinskys lernte, mit der filmischen Dokumentation der avangardistischen Kunstausstellung documenta II beauftragt wurde, ist aufgrund seiner Propaganda-Filme für das NS-Regime auf den ersten Blick überraschend.
Kein leichter Stoff für schnelle Urteile…
An den Biografien von Ruttmann und Ehrhardt lässt sich die nicht immer eindeutige Verstrickung, der teils fragwürdige Überlebenskampf der nicht ins Exil geflüchteten, deutschen Avantgarde im NS-Regime stellvertretend verfolgen.
Links
- Katja Nicodemus‘ Beitrag über den Filmpionier Walter Ruttmann, hier
- Gerd Mörsch: Vortrag über die beiden documenta Filme von Alfred Ehrhardt, hier
- Die Website der Alfred Ehrhardt Stiftung, hier
- Walter Ruttmann bei medienkunstnetz.de, hier
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