Mittwoch, 3. August 2016

Wien: RÜCK - BLICK Kinetika 1967 - noch bis zum 28. August


Screenshot der Website des 21er Haus in Wien. Zu sehen ist Martha Botos 'Exaltations lumineux alternées' von 1967 aus einer Privatsammlung in Bad Homburg, Foto: Belvedere, Wien / © Bildrecht Wien 2016


Ende Mai hatten wir bereits eine Vorankündigung an dieser Stelle zur Wiener Hommage an die erste internationale Op-Art-Ausstellung in Österreich, die noch drei Wochen zu sehen ist. Die kleine aber feine Ausstellung ist eine Referenz an die  Kinetika genannte Ausstellung, 1967 im Museum des 20. Jahrhunderts, der Vorgängerinstitution des heutigen 21er Haus, stattfand. 

Werner Hofmann, damaliger Direktor des Wiener Museum für das 20. Jahrhundert, konzipierte eine Gruppenausstellung, welche internationale, avantgardistische Kunstströmungen der 1960er Jahre, die ihren künstlerischen Ausgangspunkt in der Ratio und nicht im Genius sahen, erstmals in Wien versammelte. 

Die im deutschsprachigen Raum vor allem durch die Zero-Gruppe – also Mack, Piene und später auch Uecker – zuletzt wieder prominenter beworbene und präsentierte Kunstströmung spiegelt mit ihren Lichtspielen, optische Täuschungen, kinetischen Objekten und Wahrnehmungsmaschinen den Fortschrittsglauben der Nachkriegsjahrzehnte.

Schöne neue Kunst als Flucht vor der Realität?

Die ursprünglichen ZERO-Gründer, Heinz Mack und Otto Piene, wandten sich von vorherrschen Strömungen der Nachkriegskunst ab. Sie lehnten vorherrsche Richtungen wie Informel und Tachismus als überfrachtet ab. ZERO heißt bei Null anfangen. Kritische Zeitgenossen dagegen lehnten die Lichtspiele als kommerzielles, inhaltloses Geplänkel ab. Aber diese Idee eines radikalen Neustarts war natürlich kein deutsches Phänomen.


Galerist Alfred Schmela vor seiner Galerie Hunsrückenstraße 16 in Düsseldorf, 1961, Quelle: Zero foundation, Urheber: Otto Heinz Mack, © CC BY 3.0


Fusion von Kunst, Technik und Wissenschaft

Und so war ZERO Teil der sog. Neue Tendenzen (Nouvelles Tendances). Mit dieser Bezeichnung werden  avantgardistische  internationale Künstlergruppen aus den 1960er und 1970er Jahre zusammengefasst. 1961 in Zagreb und 1964 in Paris präsentierten zunehmend vom eisernen Vorhang getrennte, west- und osteuropäische Künstler gemeinsam mit südamerikanischen Kollegen ihre Werke unter diesem Begriff.

Künstlerischer Schulterschluss über den eisernen Vorhang

Op Art, Kinetische Kunst und Lichtkunst waren und sind bis heute Begriffe, mit denen der gemeinsame Ansatz dieser Künstler beschrieben wird. Teil der Neuen Tendenzen waren neben ZERO auch Künstlergruppen wie Effekt aus Deutschland, Grav aus Frankreich, Gruppo N und Gruppo T aus Italien und Exat 51 aus Jugoslawien.

In Wien sind noch bis Ende August im 21er Haus unter dem Titel Rück – Blick: Kinetika 1967 rund 25 Meisterwerke der Neue Tendenzen zu sehen, darunter finden sich Arbeiten von Marc Adrian, Antonio Asis, Martha Boto, Gianni Colombo, Toni Costa, Günter Frühtrunk, Gerhard von Graevenitz, Lily Greenham, Richard Kriesche, Julio Le Parc, Heinz Mack, Enzo Mari, Koloman Novak, Hermann J. Painitz, Helga Philipp, Nicolas Schöffer, Ed Sommer, Joel Stein, Jean Tinguely, Grogerio Vardanega, Victor Vasarely und Yvaral a.k.a. Jean-Pierre Vasarely.

Wien ist immer eine Reise wert. Die zugegebenermaßen sehr überschaubare Ausstellung bietet einen guten Überblick über Arbeiten aus dem Kontext der Neuen Tendenzen und die seltene Gelegenheit, die Werke in Aktion zu erleben. Also auf nach Wien, zurück in die so optimistische Vergangenheit der Neuen Tendenzen.

Service 

21er Haus
Arsenalstraße 1
1030 Wien
T +43 1 795 57 770
public@21erhaus.at

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