Ende Mai hatten wir bereits eine Vorankündigung an dieser Stelle zur Wiener Hommage an die erste internationale Op-Art-Ausstellung in Österreich, die noch drei Wochen zu sehen ist. Die kleine aber feine Ausstellung ist eine Referenz an die Kinetika genannte Ausstellung, 1967 im Museum des 20. Jahrhunderts, der Vorgängerinstitution des heutigen 21er Haus, stattfand. Werner Hofmann, damaliger Direktor des Wiener Museum für das 20. Jahrhundert, konzipierte eine Gruppenausstellung, welche internationale, avantgardistische Kunstströmungen der 1960er Jahre, die ihren künstlerischen Ausgangspunkt in der Ratio und nicht im Genius sahen, erstmals in Wien versammelte. Die im deutschsprachigen Raum vor allem durch die Zero-Gruppe – also Mack, Piene und später auch Uecker – zuletzt wieder prominenter beworbene und präsentierte Kunstströmung spiegelt mit ihren Lichtspielen, optische Täuschungen, kinetischen Objekten und Wahrnehmungsmaschinen den Fortschrittsglauben der Nachkriegsjahrzehnte.
Schöne neue Kunst als Flucht vor der Realität?
Die
ursprünglichen ZERO-Gründer, Heinz Mack und Otto Piene, wandten sich von
vorherrschen Strömungen der Nachkriegskunst ab. Sie lehnten vorherrsche
Richtungen wie Informel und Tachismus als überfrachtet ab. ZERO heißt bei Null anfangen. Kritische Zeitgenossen
dagegen lehnten die Lichtspiele als kommerzielles, inhaltloses Geplänkel ab. Aber
diese Idee eines radikalen Neustarts war natürlich kein deutsches Phänomen.
Fusion von Kunst, Technik und Wissenschaft
Und so war ZERO Teil der sog. Neue Tendenzen (Nouvelles Tendances). Mit dieser Bezeichnung
werden avantgardistische internationale Künstlergruppen aus den 1960er
und 1970er Jahre zusammengefasst. 1961 in Zagreb und 1964 in Paris
präsentierten zunehmend vom eisernen Vorhang getrennte, west- und
osteuropäische Künstler gemeinsam mit südamerikanischen Kollegen ihre Werke
unter diesem Begriff.
Künstlerischer
Schulterschluss über den eisernen Vorhang
Op Art, Kinetische Kunst und Lichtkunst waren und sind bis
heute Begriffe, mit denen der gemeinsame Ansatz dieser Künstler beschrieben
wird. Teil der Neuen Tendenzen waren neben ZERO auch
Künstlergruppen wie Effekt aus Deutschland, Grav aus Frankreich, Gruppo N und Gruppo T aus Italien und Exat 51 aus Jugoslawien.
In Wien sind noch bis Ende August im 21er Haus unter dem Titel Rück –
Blick: Kinetika 1967 rund 25 Meisterwerke der Neue Tendenzen zu sehen, darunter
finden sich Arbeiten von Marc
Adrian, Antonio Asis,
Martha Boto, Gianni Colombo, Toni Costa, Günter Frühtrunk,
Gerhard von
Graevenitz, Lily
Greenham, Richard
Kriesche, Julio Le Parc, Heinz Mack, Enzo Mari, Koloman Novak, Hermann J.
Painitz, Helga
Philipp, Nicolas
Schöffer, Ed Sommer,
Joel Stein, Jean Tinguely, Grogerio Vardanega,
Victor Vasarely
und Yvaral a.k.a. Jean-Pierre Vasarely.
Wien ist immer eine Reise wert. Die zugegebenermaßen sehr überschaubare Ausstellung bietet einen guten Überblick über Arbeiten aus dem Kontext der Neuen Tendenzen und die seltene Gelegenheit, die Werke in Aktion zu erleben. Also auf nach Wien, zurück in die so optimistische Vergangenheit der Neuen Tendenzen.
Service
21er Haus
Arsenalstraße 1 1030 Wien T +43 1 795 57 770 public@21erhaus.at |
Mittwoch, 3. August 2016
Wien: RÜCK - BLICK Kinetika 1967 - noch bis zum 28. August
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