Freitag, 20. Januar 2017
Essen: Emil Siemeister - Vom Rufen zum semiotischen Fallenstellen - noch bis zum 19. Februar
Der Titel der Ausstellung macht neugierig. Hat Museumsleiter Tobia Bezzola etwa das Thema Falle aus seiner Züricher Zeit mitgebracht? Wie auch immer. Der österreichische Totalkünster Siemeister ist immer für eine (humorvolle) Überraschung gut.
Seine beiden Manifeste, das Manifest zur 'Verdrängung der Kunst durch eine Nähmaschine' von 1974 und das Fest-Manifest von 1975, wurden beide als Performances vollzogen und kündeten schon früh von der für Siemeister typischen Medien- und Ausdrucksvielfalt.
Wir werden uns die Essener Ausstellung etwas genauer ansehen, denn das semiotische Fallenstellen trifft ein an dieser Stelle regelmäßig wiederkehrendes Thema, die Falle in der Kunst. Hier folgen vorab nun ein paar Zeilen von der Website des Folkwang Museums zur Ausstellung, mehr in Kürze...
"Siemeisters Plakate sind zumeist – wie seine Fotos auch – integraler Bestandteil seiner Performances, Ausstellungen und Filmprojekte. Damit sind sie von Anfang an Teil eines Gesamtkonzepts und selten „nur“ Werbefläche. Seine Gestaltungen stehen oftmals auch in diametralem Gegensatz zur allgemeinen Lehrmeinung, etwa wenn es um die Frage geht, wodurch man Wirkung im öffentlichen Raum erzielen kann. Damit bewegt er sich spielerisch pendelnd zwischen Werbefläche und Kunstprodukt.
Siemeister bedient sich dafür einer ganzen Palette von Möglichkeiten: Gedruckte Kleinauflagen werden individuell grafisch weiterbearbeitet, so dass aus einer Auflage gleichartiger Blätter eine signierte und nummerierte Serie von Varianten wird. Gleiche Motive werden auf verschiedene Materialien gedruckt, die zum Teil vorher händisch eingefärbt wurden. Zu einer Ausstellung werden verschiedene Motive in kleiner Auflage hergestellt, in reiner Handarbeit oder als individuelle Überarbeitungen gedruckter Motive. Mittels Siebdruck, Offsetdruck, Digitaldruck und Belichtungen auf Reprofolie, mit Kugelschreiberpaste, Blei- und Farbstiften werden die Motive auf verschiedene Trägermaterialien gebracht; neben unterschiedlichen Papieren (vom Löschkarton bis zum Transparentpapier) sind dies z. B. auch PVC-Folien. Dabei steht die Verständlichkeit der Botschaft nicht im Vordergrund.
Es scheint fast so, als wolle Siemeister mit dem „Massenmedium“ Plakat die „Masse“ eher ausschließen als einbeziehen. Für das einfache oder schnelle Aufnehmen einer Botschaft oder als Assoziationsfläche sind seine Plakate nicht gedacht. Sie verstecken mehr als sie preisgeben, fordern Aufmerksamkeit und Einlassung und verweigern letztlich doch den Zugang über das Nötigste hinaus. In diesem Sinne befreit Emil Siemeister seine Plakate weitgehend von ihrem medialen Zweck und widmet sich in der Gestaltung überwiegend der freien Form – damit sind sie fast so etwas wie die „Antiplakate“ unter den Plakaten.
Erstmals überhaupt widmet sich eine Ausstellung dem Plakatwerk von Emil Siemeister. Seine extreme Positionierung des Plakats als Teil seiner freien Kunst besetzt eine ebenfalls extreme Randposition dessen, was ein Plakat leisten kann."
Service und Links
- die Website zur Ausstellung Emil Siemeister - Vom Rufen zum semiotischen Fallenstellen, hier
- Das Buch von Gerd Mörsch 'Die Falle in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Täuschung, List, historische Fallen und Fanggeräte – Motivgeschichtliche Wurzeln des Fallenstellens', hier
- Kein moralischer Zeigefinder mehr? kunstlich.com über das Buch Die Falle in der Kunst des 20. Jahrhunderts über die Falle, hier
- ein recht aktuelles SWR2 Matinee zur Falle, hier
- SWR2 Feature von Claudia Friedrich über die Falle in der modernen Kunst, hier
- kunstlich.blogspot.de über das Buch Die Falle in der Kunst des 20. Jahrhunderts, hier
- kunsttexte.de: Spiegelung im Werk von Andreas Slominski – Gerd Mörsch über eine Kampfhundfalle des Künstlers, hier
- kunstlich.blogspot.de über die Frankfurter Slominski-Ausstellung (2010), hier
- das Buch Die Falle in der Kunst des 20. Jahrhunderts bei ART-Dok, hier
- Tipp: alles zum Verhältnis von Kunst und Falle auf kunstlich.blogspot.de findet man über die Suchfunktion im blog
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