Freitag, 27. Januar 2017
Buchtipps: Ulrich Beck, Elfriede Brüning und Martin Luther King - anregende Positionen
Lesen hilft oft weiter. Und der hörenswerten Literatursendung 'Andruck - Das Magazin für Politische Literatur' von Deutschlandfunk verdanken wir die folgenden, inspirierenden Buchtipps. Denn wir sind ja bekanntlich wie Jörg Immendorf der Meinung, dass Kunst per se politisch ist und liefern in diesem Sinne an dieser Stelle Material für nachhaltige Aufklärung...
Was Kunst ist, wird ja meist in Seminaren und Großveranstaltungen wie der diesjährigen documenta immer wieder neu verhandelt. Und dass es sich bei der diesjährigen, der 14. Ausgabe der 1955 erstmals in Kassel ausgerichteten documenta um eine recht politische Ausstellung handelt, dafür sprechen viele Zeichen. Nicht zuletzt das 'learning from Athens' genannte Leitmotiv.
Wir sind gespannt und freuen uns schon jetzt auf die bald mögliche, nur alle 10 Jahre so vorkommende Kunstgrandtour von Kassel nach Münster und dann - dank dem genannten Leitmotiv der documenta 14 - über Venedig nach Athen. Jetzt aber zu dem angekündigten Lesestoff, wobei zuletzt noch betont werden sollte, dass auch die Kunst der Rezension von Literatur eine hohe ist. Davon zeugen die hier nur kurz zusammengefassten Rezensionen der Autoren Katja Ridderbusch, Günter Kaindlstorfer und Tom Göller.
Martin Luther King: Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. Reden. Frisch aus der Druckerei, jetzt im Edition Nautilus
Katja Ridderbusch rezensiert die häufig zitierten, in zahlreichen Songs gesampelten und in vielen Collagen als Fragment vorhandenen Reden des wortgewaltigen Predigers Martin Luther King. Jener Visionär und Friedensnobelpreisträgers, der in den 1960er-Jahren die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung als deren zentraler Protagonist anführte und von konservativen Kreisen und Nachrichtendiensten zum gefährlichsten Mann Amerikas gekürt wurde.
I have a dream...
Die Reden der 1968 erschossenen Ikone des Freiheitskampfes haben eine noch heute wirkmächtige Aktualität und traurige Brisanz. Einige seiner Reden erscheinen dank der Edition Nautilus nun zum ersten Mal auf Deutsch, sie zeigen, so Katja Ridderbusch, eine bislang weniger bekannte Seite des wortgewaltigen Baptistenpredigers. Sie sind besonders vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen in den U.S.A. geradezu unheimlich aktuell.
Ulrich Beck: Die Metamorphose der Welt, druckfrisch beim Suhrkamp Verlag
Die Welt ist aus den Fugen, so zitiert Beck einleitend Hamlet und fährt wie folgt fort: In diesem Buch versuche ich zu verstehen und zu erklären, warum wir die Welt nicht mehr verstehen. Globale Katastrophen und Krisen zeigen deutlicher denn je, das der Nationalstaat nicht der Lösungsansatz für globale Probleme sein kann. Gerade in der den aktuellen Debatten und politischen Tendnezen tut diese klare Ansage gut. Doch Beck ist kein Freund von einfachen Antworten, er ist weder ein Freund von Zukunftseuphorikern noch von Dystopikern.
...take your towel and remember: don't panic!
So wie die Raupe nicht weiß, dass aus ihr ein Schmetterling wird, weiß momentan niemand, wohin sich die Welt entwickeln wird, formuliert Beck und bevorzugt angesichts der nicht absehbaren Prozesse den Begriff der Metamorphose, um den notwendigen, grundlegenden Wandel zu kennzeichnen. Die überzeugende Mittlerposition des 2015 verstorbenen Soziologen Ulrich Beck in seinem letzten, von Co-Autoren vollendeten Buch über die globalen Transformationsprozesse, regt an und macht Mut.
Sabine Kebir: Frauen ohne Männer? Selbstverwirklichung im Alltag. Elfriede Brüning (1910-2014), just erschienen im Aisthesis Verlag.
Eine Frau, die alle politischen Systeme Deutschlands im 20. Jahrhundert erlebte, das Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich der Nationalsozialisten, die DDR und die gegenwärtige Bundesrepublik, ein spannendes Buch. Dank den ausführlichen Interviews der Autorin Sabine Kebir liefert dieses Buch eine fast 1000 seitige, dennoch kurzweilige Biografie, der es gelingt Brüning den Lesern so nahe zu bringen, als hätten sie Brüning selbst kennengelernt, lobt der Rezensent Tom Göller.
Eine visionäre Kämpferin für Frauen- und Kinderrechte und überzeugte Sozialistin
An ihrem 100. Geburtstag nach wesentlichen Erfahrungen befragt, antwortete Brüning wie folgt: Sollten mich junge Leute fragen, was meiner Meinung nach das Wichtigste im Leben ist, so würde ich sagen…das Wertvollste ist, neben einem gesunden Körper, eine Arbeit, die Befriedigung gibt, die kann beglückender sein als die Liebe, ist beständiger als die Leidenschaft und niemals so quälend wie die Eifersucht…
Service und Links
- die Website der Literatursendung Andruck - Das Magazin für Politische Literatur von Deutschlandfunk, hier
- Katja Ridderbusch rezensiert die Neuerscheinung von Martin Luther Kings Reden, hier
- mehr über Martin Luther King, hier
- Günter Kaindlstorfer rezensiert Ulrich Becks Buch Die Metamorphose der Welt, hier
- mehr über Ulrich Beck, hier
- Tom Göller rezensiert Sabine Kebirs Buch: Frauen ohne Männer? Selbstverwirklichung im Alltag. Elfriede Brüning, hier
- mehr über Elfriede Brüning, hier
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