Franziska Aigner, Eliza Douglas in Anne Imhof, Angst II, 2016. Photography: Nadine Fraczkowski. Courtesy: The artist, Isabella Bortolozzi Galerie, and Galerie Buchholz. Graphic Design: Zak Group |
Aus aktuellem Anlass werfen wir einen Blick auf den Kunstsommer 2017. Die Kunst-Grand-Tour von Kassel über Münster nach Venedig und Athen, also von der Kassel-documenta, zu den Münster-Skulptur-Projekten, zur Venedig-Biennale und der Athen-documenta, nimmt Formen an.
Wir hatten zuletzt über die ersten Projekte der documenta 14 berichtet und hier folgt nun die aktuelle Pressemeldung des Deutschen Pavillons auf der 57. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia:
Anne Imhof wird 2017 den deutschen Pavillon auf der 57.Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia gestalten. Eigens für
den Pavillon entwickelt Imhof seit Mai dieses Jahres eine raum- und
zeitgreifende Arbeit. Ihr Werk umfasst malerische, skulpturale, installative
wie performative Arbeiten.
Blicke treffen sich, aber keine Kommunikation entsteht. Sie
nehmen einen wahr, aber erkennen einen nicht an. Nach Gender, individuell und
eigen, zugleich aber stereotyp erscheinen die Menschen in Anne Imhofs Malereien
und Szenarien. Geräusche, Klang und Kompositionen rhythmisieren wie
synchronisieren Raum und Körper in einer gedehnten Zeit, welche sich lose durch
Narrationen gliedert. Das Geschehen ist kontingent, alles kann in jedem Moment
auch anders sein. Die Bewegungen changieren zwischen zäher Alltäglichkeit und
rätselhaften Ritualen, zwischen fremdbestimmten wie schematisierten Abläufen
oder individuellen Fehlfunktionen, Uniformität und Punk. In der Gruppe
formiert, bleibt die ziellose Individualität bestehen. Auch wenn sie gemeinsam
singen, singen sie vom Ich.
Auf Matten und Schlafsäcken, mit Boxsäcken,
Baseballschlägern und Rasierern bewegen sich die Performer im Trainingscamp der
kapitalisierten Körper und des optimierten Lebens. Zum Bersten gespannt oder erschlafft,
erscheinen die dressierten und fragilen Körper wie von unsichtbaren
Machtstrukturen durchzogenes Material. Den Bio-Techno-Körpern ist ihre mediale
Vermittlung bereits inhärent. Sie scheinen sich permanent in konsumierbare
Bilder zu verwandeln; sie wollen zum Bild werden, zur digitalen Ware.
Anne Imhof begegnet der Brutalität unserer Zeit mit einem
harten Realismus. In ihren Szenarien vergegenwärtigt sie, wie der Körper in
materiellen und diskursiven, in technologischen, sozio-ökonomischen und pharmazeutischen
Grenzziehungen konstituiert wird. Anne Imhof macht so den Raum zwischen Körper
und Realität sichtbar, in dem unsere Persönlichkeit überhaupt erst entsteht.
Kommissarin: Susanne Pfeffer
Josh Johnson, Eliza Douglas in Anne Imhof, Angst II, 2016.
Photography: Nadine Fraczkowski.
Courtesy: The artist, Isabella Bortolozzi Galerie, and
Galerie Buchholz. Graphic
Design: Zak Group |
Anne Imhof (* 1978) graduierte 2012 an der Städelschule in
Frankfurt am Main. 2015 wurde Imhof mit dem Preis der Nationalgalerie
ausgezeichnet und produzierte daran anschließend die Oper Angst, die 2016 in
drei Akten in der Kunsthalle Basel, dem Hamburger Bahnhof in Berlin und auf der
Biennale de Montréal gezeigt wurde. Ihre Performance-Zyklen Deal (2015), Rage
(2014), Aqua Leo (2013) und School of the Seven Bells (2012) waren u.a. in
Einzelausstellungen im MoMA PS1, New York (2015), dem Carré d’Art – Musée d’art
contemporain de Nîmes (2014) sowie im New Jerseyy, Basel und dem Portikus,
Frankfurt am Main (2013) zu sehen. In internationalen Gruppenausstellungen
wurden ihre Arbeiten u.a. im Palais de Tokyo, Paris, dem Centre Pompidou, Paris
(2015) und dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main (2014) gezeigt.
Anne Imhof war 2015 Gastprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste
München. 2013 erhielt sie ein Atelierstipendium der Hessischen Kulturstiftung
in Paris.
Susanne Pfeffer (*
1973) ist Kunsthistorikerin und Kuratorin. Seit 2013 ist sie Direktorin des
Fridericianum in Kassel, wo sie u.a. die Ausstellungen Inhuman (2015), nature
after nature (2014) und Speculations on Anonymous Materials (2013) sowie
Retrospektiven zu Tetsumi Kudo (2016), Marcel Broodthaers (2015) und Paul
Sharits (2014) kuratierte. Auf der 56. Internationalen Kunstausstellung – La
Biennale di Venezia kuratierte sie den Schweizer Pavillon mit einer
Einzelpräsentation von Pamela Rosenkranz. Zuvor war sie Chefkuratorin des KW
Institute for Contemporary Art in Berlin (2007–2012) sowie Kuratorin und
Beraterin des MoMA PS1 in New York. Von 2004 bis 2006 arbeitete sie als
künstlerische Leiterin des Künstlerhauses Bremen.
Die Pressekonferenz sowie die Eröffnung des deutschen Pavillons finden am 10. Mai 2017 statt. Die 57. Internationale Kunstausstellung– La Biennale di Venezia eröffnet am 13. Mai 2017 und läuft bis zum 26. November 2017.
Service und Links
press@deutscher-pavillon.org
www.deutscher-pavillon.org
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen