Montag, 27. September 2010

Aktualisiert: Ausschreibungen, Calls, Wettbewerbe

Aktualisierte Ausschreibungen und Wettbewerbe findet man bei kunstlich.com wie gewohnt unter der Rubrik Bewerben.

Da kann man nichts machen, der Rubel muss rollen, deshalb erstmal

Diese kurze Werbepause konnte nur dank der freundlichen Unterstützung von D. Eimert, H. Letsch, J. Mentrup, P. Schlickum und U. Schmitz, realisiert werden. Dank an die großzügigen Sponsoren und herzlichen Glückwunsch.

'Mir tut der Unsinn leid, dass er bislang so selten künstlerisch geformt wurde',
das schrieb einer, der wahrhaft eine Menge erdulden musste und doch nie den Humor verlor, in diesem Sinne herzlichen Dank an Kurt Schwitters.

Samstag, 25. September 2010

Ungewöhnliche Begegnung: Der Kampfhund in der Kunst des Mittelalters und der Gegenwart

Diese fürs heutige Auge ungewöhnliche Kampfhunddarstellung zeigt einen gepanzerten, doggenartigen Hund, Ende 15. Jh., Quelle und ©: A complete History of Fighting Dogs, Mike Homan, Ringpress Books, Gloucestershire 1999. ISBN 1-58245-128-1, Bildunterschrift:"War armour (Albert du Hamel, 1449 - 1509). Suit of splinter plates secured with leather straps."

Das Thema Spiegel - Reflexion - Dopplung steht im Zentrum der neuen Ausgabe der DFG-geförderten, kunstwissenschaftlichen online-Fachzeitschrift kunsttexte.de. Alle Texte zum Thema stehen dort auch kostenlos als PDF zur Verfügung.

In diesem Kontext hat Gerd Mörsch - ähnlich seinem Vortrag im Frankfurter MMK anlässlich der Slominski-Ausstellung im Juni - die von ihm sogenannten (Kunst-)Fallen in den Kontext von Kunst als Spiegel von Gesellschaft und Rezipient gestellt.

Hier der Teaser von kunsttexte.de und weiter unten wie gewohnt die Links zum weiteren Texten und der Vollversion des Textes:

"Anhand einer Kampfhundfalle und zwei Aktionen des als Fallensteller in der Kunstwelt berühmt gewordenen deutschen Künstlers Andreas Slominski (*1959) wird der Aspekt von Spiegelung und Reflexion in seinem Werk aufgezeigt. Während seine performativen Aktionen als Reflexionen über und subtil-ironische Kommentare zu aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen vorgestellt werden, können seine Fallen-Objekte wie die surrealistischen Plastiken Alberto Giacomettis als Spiegel für die Psyche des Rezipienten gelesen werden."

Links:
- kompletter Text als PDF
- kunstexte.de
- Bericht über die Slominski-Ausstellung auf kunstlich.com
- Buchtipp zum Thema auf
kunstlich.com
- Kampfhunde - Eine Literaturstudie - (Dissertation von Andrea Steinfeldt, Wolfenbüttel) Hannover 2002 als PDF

Donnerstag, 23. September 2010

Schön dunkel: Auf Leben und Tod im Kölner WRM

Mit diesem wunderbar zwiespältigen Motiv wirbt das WRM für die aktuelle Kölner Ausstellung 'Auf Leben und Tod'. Das Bild zeigt übrigens die Tochter des Fotografen und heisst schlicht 'Bag, November 2007' (C-Print auf Dibond, 108x87 cm)
© Hendrik Kerstens,
Teutloff Photo + Video Collection Bielefeld, WRM

Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum (WRM) - das sich leider nur noch Wallraf nennt, so dass sich der Stifter Johann Heinrich Richartz wohl im Grabe dreht, denn er stiftete einst den Museumsbau - hat sich nach den deutschen Impressionisten erneut auf eine große - alles in allem gelungene - Überblicksschau konzentriert.

Ein Blick in den ebenso gelungenen Katalog der Ausstellung, der den gewünschten Raumillusionismus deutlich macht, denn Fotografieren ist wie immer leider verboten © WRM und transportdesign Köln

Die ungewöhnliche Ausstellung, die Motive aus Malerei (natürlich und günstig aus den Beständen des WRM) und Fotografie (die Sammlung Teutloff) gegenüber- bzw. nebeneinander stellt, ist nicht zuletzt aufgrund des gelungenen Ausstellungsdesigns ein Muss.

Ein weiterer Blick in den Katalog der Ausstellung. Der gewünschte Raumillusionismus wird neben den Linien auch von der - für die verschiedenen Werke und deren Schutz unverzichtbaren - differenzierten Beleuchtung betont. © WRM und transportdesign Köln

Mit Hilfe von schlicht anmutenden (aber aufwendig realisierten) perspektivischen Zeichnungen auf den Wänden täuscht das Ausstellungsdesign verschiedene Raumtiefen vor - ein klassischer Trompe-l’œil-Effekt. Auf diese Weise gelingt es, den Kunstwerken trotz ihrer überwältigenden Anzahl (rund 120 Werke) den angemessenen Raum zu geben.

Malerei und Fotografie als Memory-Spiel?

Mehr und detailiertere Eindrücke von der Ausstellung 'Auf Leben und Tod' folgen wie gewohnt in Kürze. Als Köder oder neudeutsch Teaser sollten diese Zeilen und vor allem die Bilder jedoch erstmal genügen.

Diese treue Dame stammt aus dem Bestand des WRM. Es handelt sich um ein Werk von Bartholomäus Bruyn (der Ältere), das sogenannte 'Bildnis einer jungen Frau mit Nelke' (1537-39). Beim Memory-Spiel würde man sie wohl der oben gezeigten Tochter des Fotografen zuordnen, oder?

Hier vorab ein Pressetext:
(Quelle: kunstaspekte.de)

Auf Leben und Tod – Der Mensch in Malerei und Fotografie
Die Sammlung Teutloff zu Gast im Wallraf

Helmut Newton & Ingres, Nan Goldin & François Boucher, Jürgen Klauke & Tizian, Paul McCarthy & Wilhelm Leibl oder Jack Pierson & Bartholomäus Bruyn d. Ä. – So heißen fünf der rund fünfzig ungewöhnlichen Dialoge, die das Wallraf inszeniert.

Unter dem Titel „Auf Leben und Tod. Der Mensch in Malerei und Fotografie“ treffen herausragende Stücke der TEUTLOFF PHOTO + VIDEO COLLECTION auf ausgewählte Werke der Kölner Gemäldegalerie. Im Fokus der Ausstellung stehen Glanz und Elend der Gattung Mensch. Die Fotografien und Gemälde oszillieren zwischen den Polen Geburt und Tod, Glück und Leid oder Zuversicht und Verzweiflung.


Alte Bildformeln und Traditionsbrüche

Der direkte Vergleich zwischen Malerei und Fotografie zeigt, wie die alten Bild-, Kompositions- und Pathosformeln bis in die aktuelle Gegenwart fortdauern. Die Zitate in den Arbeiten von Anna und Bernhard Blume oder Boris Mikhailov belegen dies besonders eindeutig.

Gleichzeitig fallen aber auch die formalen und inhaltlichen Traditionsbrüche ins Auge, die bestimmte Foto-Arbeiten der Sammlung Teutloff auf teils schockierende Weise kennzeichnen. Sie legen eine Spur zu existentiellen Themen wie „Körperbewußtsein“ oder „Sexuelle Identität“, die in der alten Kunst so explizit dargestellt nicht denkbar gewesen wäre.


Insgesamt stellt das Wallraf rund 80 Exponate aus der thematisch wie qualitativ beeindruckenden Kollektion von Lutz Teutloff (Foto- und Videokunst des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts) rund 50 selten gezeigten Meisterwerken der eigenen Sammlung (europäische Malerei vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert) gegenüber.

Service:
Auf Leben und Tod
Der Mensch in Malerei und Fotografie - Die Sammlung Teutloff zu Gast im Wallraf
bis 9. Januar 2011
Wallraf-Richartz-Museum und Fondation Corboud
Martinstraße 39
50667 Köln

Öffnungszeiten:
Di bis Fr: 10 - 18 Uhr
Do auch: 10 - 22 Uhr
Sa - So: 11 - 18 Uhr

Lobenswert:
Freier Eintritt in der ständigen Sammlung für:

- Kölner Kinder bis 18 Jahre,
- alle Schulklassen (nur mit Anmeldung und Lehrern)
- KölnPass-Inhaber
- Geburtstagskinder mit Wohnsitz Köln ;-)
- alle Kölner am 1. Donnerstag im Monat (ausgenommen Feiertage)

Links:
Vorab-Kritik von Michael Kohler in der Stadtrevue

Mittwoch, 22. September 2010

PKK - Kunstkritik zum Mitmachen X: WHITE BOUNCY CASTLE, Deichtorhallen Hamburg

Diesmal handelt es sich eigentlich um eine PK - eine PosterKritik! Großartige Idee - vielen Dank an Ulrike Bock:


Poster zur Ausstellung "WHITE BOUNCY CASTLE", © Alois Aurelle, Queens-Design und Deichtorhallen, Hamburg



Rückseite des Posters zur Ausstellung "WHITE BOUNCY CASTLE", Kritik: Ulrike Bock

Service:

Mittwoch, 1. September 2010

Haus der Photografie - Deichtorhallen, Hamburg


Doppelausstellung: Sergey Bratkov - "Heldenzeiten" UND Nobuyoshi Araki - "Silent Wishes"

Eigentlich eine gelungene Idee, zwei so unterschiedliche Künstler zu verbinden, die eine große Gemeinsamkeit haben: Sie erlauben einen kulturellen Einblick in zwei der unseren westlichen Realität so fremde Welten.
Dennoch ist diese Ausstellung auch nicht viel mehr als ein kultureller Einblick. Zugespitzt könnte man formulieren, der dokumentarische Charakter beider Ausstellungen überwiegt dem künstlerischen - was prinzipiell nichts Schlechtes ist, nur wahrscheinlich nicht die Intention der Ausstellungsmacher.

"Silent Wishes" - Sehr persönliche Wünsche

© Nobuyoshi Araki

Die Fotografien des japanischen Künstlers Nobuyoshi Araki bieten einen Eindruck der japanischen Kultur, im Allgemeinen und eben dieser Kultur der 70er und 80er Jahre im Speziellen. Des Weiteren zeigt der Künstler, das Klischee der japanischen Bigotterie (in unseren westlichen Augen), also der Prüderie in der Öffentlichkeit und dem Gegenteil im Privaten. Dabei bildet er eben nur die Realität ab und verpasst es dem Betrachter eine Kritik, eine Erklärung oder einen Denkanstoß zu bieten.

Für den westlichen Betrachter bleibt die Ausstellung somit auf einer dokumentarischen Ebene, auch wenn es sich teilweise um sehr persönliche Fotografien handelt. Der japanische Betrachter dürfte an diesen Arbeiten noch viel weniger interessantes finden, da ihm die eigene Kultur ja bekannt sein dürfte.

"Heldenzeiten" - Wie einer, der will und kann nicht

Courtesy Regina Gallery, Moskau

Das Haus der Photographie in den Deichtorhallen zeigt ca. 300 Arbeiten des russisch-ukrainischen Künstlers Sergey Bratkov. Bei den meisten handelt es sich um Fotografien, aber auch 2 Videoarbeiten sind zu sehen.

Die Idee, sich postkommunistischer Klischees zu bedienen, ist nichts Neues, Bratkovs Arbeiten stammen jedoch meist aus den 90er Jahren und sind damit sozusagen aus der 1. Generation der Bedienung dieses Klischees. Das mach die Arbeiten jedoch nicht interessanter oder hochwertiger - Brakov sucht scheinbar offensichtliche Stereotype, die im Westen schocken, oder sich gut verkaufen: als Lolita fotografierte kleine Mädchen, Boxer mit zerschundenen Gesichtern und ein Video dessen belangloser Inhalt mit einem scheinbar sozialkritischen Lauftext artifiziert werden soll.

Seine Fotografien kommen oft hölzern und ungelenk daher, wirken inszeniert -
nur einige seiner Arbeiten können einen gewissen Effekt erheischen, wenn sie auf ein großes Format aufgeblasen werden. Im Prinzip wäre gegen seine Methode, seine Inhalte, seine Motivauswahl, auch die Inszenierung nichts einzuwenden, wenn er es schaffen würde den Besucher mitzureißen. Er bleibt oberflächlich, halbdokumentarisch, der einen Russen wohl eher langweilen würde. Somit bleibt nur der kulturelle und historische Einblick in eine vollkommen andere Welt - der auf jeden Fall interessant ist.


Service:
18.06-29.08.2010
Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstraße 1 - 2
20095 Hamburg