Mittwoch, 3. Mai 2017

Die Gedanken sind frei - Medienschaffende nicht immer - Tag der Pressefreiheit

Gutenberg sei Dank. Mit Hilfe seiner mobilen Lettern begann Mitte des 15. Jahrhunderts eine wirkmächtige Medienrevolution. Das Foto stammt von Willi Heidelbach. 
CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=154912

Da wir zuletzt - zumindest in der Überschrift - die Einheit von Kunst und Kommunikation postulierten, können und wollen wir den Tag der Pressefreiheit nicht einfach so übergehen. Denn es gibt viele Gründe dafür, sich dem Thema zu widmen... 

Auch wir müssen für die Pressefreiheit kämpfen, wachsam sein und deutlich Position beziehen. Fernab von der Tatsache, dass Deutschland auf der aktuellen Pressefreiheit-Ranking-Liste recht gut abschneidet. Presse- und Meinungsfreiheit sind von zentraler Bedeutung. Zum einen, weil auch in unserer Gesellschaft - nicht nur verbunden mit der Lügenpresse-Vokabel oder dem NSU-Skandal - kritische Berichterstattung erschwert wird. Zum anderen, weil Enthüllungsjournalismus nach außen hin zwar geschätzt, nach innen aber alles dafür getan wird, dass fragwürdige oder rechtlich problematische Maßnahmen verschwiegen werden.

Hiermit sind nicht nur die vermeintlichen oder echten Skandale in Wirtschaft und Politik - Stichwort Edward Snowden oder Diesel-Gate - gemeint. Sondern auch die Vielzahl jener Fälle, die uns allen mehr oder weniger bekannt sind, weil wir es selbst erlebten oder Freunde davon berichteten. Aber kaum einer wagt es, an die Öffentlichkeit zu gehen...

Von Edward Snowden zu Brigitte Heinisch

Denn der Druck, den der Ausschluss und der folgende soziale Abstieg durch Arbeitslosigkeit ausüben, reicht meist aus, um skandalöse Zustände und Praktiken unter den Teppich zu kehren oder in den Mantel des Schweigens zu hüllen. Und die Liste der mit dem Internationalen Whistleblower-Preis ausgezeichneten Menschen macht deutlich, wie omnipräsent und nahe uns das Thema ist.

Korpsgeistähnliche Mechnismen gibt es nicht nur in der Bundeswehr. Doch neben dem Mut, über skandalöse Zustände und illegale Praktiken im eigenen (beruflichen) Umfeld zu sprechen oder diese anzuzeigen, bedarf es einer vielfältigen Medienlandschaft und sensiblen wie professionellen Journalisten, um die Fälle in die Öffentlichkeit zu bringen. Häufig ist neben betriebsinternen, korpsgeistähnlichen Hierarchien auch eine unheimliche Verbindung von Lokalblatt und -politik vorhanden, die eine kritische Berichterstattung erschwert oder verhindert.

Nicht nur bei Erdogan, Putin und Trump, sondern auch hier, um die Ecke... 

Natürlich ist es eine internationale Debatte. Aktuell stehen Personen wie Deniz Yücel und die Entwicklung in der Türkei im Zentrum der (europäischen) Diskussion um die Pressefreiheit. Doch nach den einleitenden Gedanken sollte deutlich geworden sein, wie sehr uns alle das Thema betrifft. Daher begnügen wir uns im Folgenden mit Hinweisen auf aktuelle Berichte über die Pressefreiheit. Wie gewohnt sind es Links zum Nachlesen und -hören. 

Zum Schluss bleibt der Wunsch, dass es zunehmend mehr Menschen wie etwa Brigitte Heinisch gibt, die sich trauen, das Schweigen zu brechen und zumindest am Ende Recht bekommen. Denn auch das muss gesagt werden: Von dem in politischen Sonntagsreden häufig bekundeten, echten Whistleblower-Schutz sind wir noch sehr weit entfernt...

Service und Links 
- Reporter ohne Grenzen: Pressefreiheit-Ranking 2016, hier 
- Amnesty International fordert Solidarität für Medienschaffende, hier
- die UNO-Position zum Tag der Pressefreiheit, hier
- die aktuelle Situation der Pressefreiheit in den USA, hier
- Reinhard Baumgarten über die Pressefreiheit in der Türkei, hier
- Pressefreiheit: Wer bedroht, wer verteidigt sie? - Diskussion mit Bernd Gäbler, Stefan Koldehoff, Christian Mihr, Ebru Tasdemir, Moderation: Sabine Adler, hier
- Hintergrund: Funktion und Situation der Medien in der Bundesrepublik, hier 
- Liste der Gewinner des Internationalen Whistleblower-Preises, hier 

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