Martin Honert: Foto, 1993 © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 / MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Foto: Axel Schneider
Als das Kind noch Kind war... philosophiert einer der Engel in Wim Wenders wunderbarem, doch aus heutiger Perspektive recht pathetischem Film Der Himmel über Berlin. Und Martin Honerts noch rund einen Monat in Berlin zu sehende Auseinandersetzung mit seiner eigenen Kindheit ist eine surreale Wanderung durch die junge BRD...
Honert inszeniert großzügig, manchmal etwas zu aufwendig daherkommend Momente, Fragmente seiner kindlichen, eindeutig west-deutschen Biografie. Der Künstler setzt sie in raumgreifende, teils koonshafte Installationen und Plastiken um. Hinter jedem Objekt steht eine Geschichte, die von den Phantasien, ambivalenten Gefühlen und Erlebnissen eines Kindes geprägt ist - eine sehr persönliche Geste.
Martin Honert: Feuer, 1992 © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 / MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Foto: Axel Schneider
Laternen, Mutproben, Ritterschlachten und Riesen
Die Werke fügen sich perfekt in den weiten, herausgeputzt wirkenden Ausstellungsraum ein. Denn die helle, noch immer herausgeputzt wirkende Industriehalle aus dem 19. Jahrhundert harmoniert mit den surrealen Bildern und Figuren Honerts, die in der Summe ihrer Details eindeutig aus dem späten 20. stammen.
Messdiener und die Herren der Fliegen
Zwei von jenen knien in Gewändern lustigerweise zur Zeit auch im K20 in der interessanten Düsseldorfer Bildhauer-Ausstellung. Aber zurück in die Hauptstadt. Dort erklärt Honert das in seinem Werk zentrale Thema Kindheit wie folgt: "Für mich ist Kindheit bestimmt nicht deswegen ein Thema, weil ich meine, auf eine sehr ereignisreiche oder schlimme oder tolle Kindheit zurück blicken zu können. Meine Kindheit war bestimmt genauso fade und langweilig wie alle Kindheiten. Für mich ist es wichtig herauszu- finden, was zwar weit zurückliegt, aber für mich immer noch Bestand als Bild, als Erinnerung hat."
Begegnung der anderen Art - Besucher im Dialog mit Honerts Gruppenfoto Präfekten, 2012
© Gerd Mörsch
Vorbildlich und recht persönlich wie die Kindheitsfragmente und -bilder ist das kleine Begleitheft. Der Künstler selbst beschreibt darin recht detailliert in knappen Texten alle 29 Werke, so dass der interessierte Besucher recht viel über seine Technik(en) und Motivation erfahren kann. Diese Worte erleichtern den Zugang enorm und sind ein mutiger, ungewöhnlich offener Dialog des Künstlers mit dem Rezipienten.
Service:
Martin Honert: Kinderkreuzzug - noch bis zum 7. April
HAMBURGER BAHNHOF - MUSEUM FÜR GEGENWART - BERLIN
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin
Tel.: 030 / 39783411
hbf@smb.spk-berlin.de
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin
Tel.: 030 / 39783411
hbf@smb.spk-berlin.de
lobenswert:
ein kleines, aber feines Begleitheft hilft denen, die sich den Katalog sparen müssen und es gibt kostenlose Führungen:
Di - Fr 12 und 16 Uhr
Sa - So 14 Uhr
Di - Fr 12 und 16 Uhr
Sa - So 14 Uhr
free public guided tours:
Sa - Su 12 p.m
Sa - Su 12 p.m
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