Montag, 5. September 2016

Wo stehst Du (mit Deiner Kunst)?

Ein Screenshot von Helmut Draxlers Artikel 'Wo stehst Du Kollege?' zu 20 Jahren Texte zur Kunst. Statt Pop Art oder Land Art oder gar Concept Art raus auf die Straße? Jörg Immendorfs Bild von 1973 bringt die Frage, wie politisch können, sollen oder müssen (?) Kultuschaffende sein, auf den Punkt. © Jörg Immendorf, VG Bild-Kunst

Es sind spannende Zeiten, global wie lokal … Daher wollen wir uns an dieser Stelle kurz dem Tagespolitischen zuwenden, Verbindungen deutlich machen oder zumindest auf interessante Berichte verweisen und so zum Nachdenken anregen.
 

Der Kampf um die Frage, wie politisch Kunst sein darf und soll ist – ehrlich gesagt – nicht so neu. Sehr schön, bringt dies Immendorf mit seiner Arbeit ‚Wo stehst Du mit Deiner Kunst, Kollege?‘ von 1973 auf den Punkt. Auch Immendorfs Café Deutschland Serie verdeutlicht dies sehr schön, die zum Teil im Kölner Museum Ludwig zu sehen. Aprospos, dort geht es gerade auch recht politisch her.

3500 Werke in einer weltbekannten Kunstsammlung, aber nur 11% davon von Künstlerinnen


Am letzten Samstag haben die auch nicht so neuen, aber mit ihren Analysen leider noch immer peinlich aktuellen Guerilla Girls im Kölner Museum Ludwig einen recht frontativen Vortrag gehalten, ja Involvierte können sagen, eigentlich nichts neues, aber für Köln, für eine Institution wie das Museum Ludwig ist dies eine durchaus mutige Aktion, denn…

Von den (finanziellen) Vorteilen eine Kunststiftung zu gründen...


Die Guerilla Girls, die manche zu sehr an Michael Moore erinnern, obwohl sie doch viel früher als dieser begannen, ironisch, subversiv peinliche, um nicht zu sagen skandalöse Zustände öffentlich zu machen, legten wie gewohnt den Finger in die Wunde. Auch die vor kurzem an dieser Stelle beworbene, vor 40 Jahren in Berlin realisierte Aktion Ulays – der Raub von Hitlers angeblichen Lieblingsbild und seine Entführung nach Kreuzberg – würde heute noch gut funktionieren.

Die starke Hand der heiligen Mutter, ein Ausschnitt aus Max Ernsts  ‚Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem Maler‘ (1926) © Max Ernst, VG Bild-Kunst
Skandal: Nackter Jesuspo in Moschee

In Köln könnte man etwa das sicher lokalpatriotisch bedeutsame, im Museum Ludwig befindliche Bild von Max Ernst ‚Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und dem Maler‘ (1926) rauben und in einer der Hinterhofmoscheen der Stadt für ein Wochenende präsentieren, bevor man es – natürlich unbeschadet – medienwirksam dem Museum zurück gibt.
 

Das dürfte – bei geschickter Inszenierung – in den heutigen Zeiten mindestens bundesweite Medienresonanz hervorrufen… Wir haben an dieser Stelle genug gesagt und möchten im Folgenden mit einer zum Thema passenden Linksammlung zum Nachhören und -lesen für eine engagierte Diskussion sorgen. Aber Achtung: Aktuellen Prozessen geschuldet wollen und müssen wir an dieser Stelle wohl einschieben, dass dies keine Anleitung zu einer Straftat ist!

Service und Links 


- Helmut Draxler: Wo stehst Du Kollege?, in 20 Jahre Texte zur Kunst, hier
- Henry Bernhard über einen Ästhetiker des Widerstands - Peter-Weiss-Lesung beim Kunstfest Weimar, hier
- Kathrin Hondl über den Rücktritt von Martin Roth (Victoria&Albert-Museum, London) nach dem Brexit, hier
- Christian Werthschulte über den Auftritt der Guerilla Girls in Köln, hier
- subversiver Kunstraub, Berlin vor 40 Jahren, Ulay raubt Spitzwegs Poeten, hier
- aktuelle, peinliche Tatsachen im Kunstbetrieb, hier

- Politikwissenschaftler, Publizist und Jurist Albrecht von Lucke über den aktuellen Angstdiskurs, hier

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