Zum einen
bietet die Kunstsammlung
NRW – wenn man denn in kunsthistorische Arbeit investieren würde – spannende
Anknüpfungspunkte, mit denen interessante Dialoge, also Kunst-Geschichten,
zwischen den beiden Sammlungen entwickelt werden können. Zum anderen ist die
Düsseldorfer Mäzenin wesentlich an der Erweiterung
des K20 beteiligt gewesen. Auch vor diesem Hintergrund musste die erste Henkel-Sammlung-Präsentation
außerhalb der Konzernräume hier stattfinden, um nicht Vermutungen über ein Zerwürfnis
zu provozieren.
Leverkusen, WDR und Co. - NRW blamiert sich auf breiter Front
Aber es gibt
leider auch einiges zu kritisieren, zu hinterfragen. Warum etwa hat man der Sammlerin
nicht kunsthistorischen Sachverstand zu Seite gestellt? Ein öffentliches Museum
ist auch in Zeiten des nach wie vor stattfindenden Ausverkaufs von Sammlungen,
die mit Steuergeldern - Stichwort
WDR - erworben wurden, und den immer wieder auftauchenden Schließungsdebatten
um renommierte Institutionen - Stichwort
Leverkusen - immer noch eine Bildungsinstitution.
In diesem Sinne hätte man der Sammlerin respektvoll, höflich aber bestimmt zur
Seite stehen müssen.
Wo ist der Ausstellungskatalog
oder das Ausstellungsbegleitheft, das Hintergründe zu den Werken und zur
Sammlungsgeschichte liefert? Sogar in der sicherlich nicht wohlhabenden Stadt
Wuppertal leistet sich das städtische Von der Heydt-Museum
ein Begleitheft zur Tony Cragg Retrospektive,
dass es Interessierten erlaubt, auch ohne den Kauf des umfangreichen Katalogs
ein wenig Hintergrundinformationen zu den Werken und dem Künstler zu erhalten.
Präsentation statt Information?
Die
Ansammlung der Gemälde von Delaunay, Ozenfant, Kelly, Heilmann, Stella, Richter, Klapheck, Knoebel und Co. wirkt ohne
sinnstiftende, die Auswahl begründende Begleittexte für viele beliebig. Und
auch der im Pressetext beschriebene, ‚spannungsvolle Dialog mit der
faszinierenden, oft abstrakten Ornamentik
außereuropäischer Textilien‘ bleibt ohne Audioguides oder Texte für viele
interessierte Besucher nur eine Behauptung. Von den kaum vorhandenen Informationen
auf den Tafeln zu den Textilien ganz zu schweigen…
Auch von einem
Sammlungskatalog, der die kunstwissenschaftliche Aufarbeitung der Henkel-Sammlung
als ein sicher für beide Seiten gewinnbringendes, zukunftsweisendes Projekt zwischen
der Kunstsammlung NRW
und dem Unternehmen
Henkel symbolisieren könnte, fehlt jede Spur. Und das traurige daran ist, am
Geld kann das eigentlich nicht liegen. Der Umsatz des Henkel-Konzerns lag 2015
bei rund 18 Milliarden EUR.
Pleite oder Portokasse? Es war einmal die Unabhängigkeit...
Oder muss der Henkel-Konzern sich doch aus finaziellen Gründen von Werken trennen und
präsentiert diese nun so prominent, um sie anschließend gewinnbringender
veräußern zu können? Carl Friedrich
Schröer lässt in seinem Lobgesang für die Düsseldorfer Ausstellung und deren
Kuratorin Gabriele Henkel (KUNSTZEITUNG, Mai 2016,
S.15) leider keinen Platz für Kritik oder Zweifel an dieser One-Woman-Show.
Uns geht es
hierbei nicht um eine persönliche Kritik an der Mäzenin, die sich - so Schröer
- schon für den Aufbau der Henkel-Sammlung in den 1970er freie Hand wünschte und von
Art Consultern nichts hält. Es geht vielmehr um das Verhalten des Gastgebers,
die Wünsche oder besser formuliert, die für ein so renommiertes Museum wie das K20
so seltsam bescheidenen Auflagen.
Von einem Dialog auf Augenhöhe zeugt diese
Ausstellung nicht. Ex-Gallerist Jörg Johnen beschreibt
diese und ähnliche Situationen in einem Gespräch (Die Zeit, Nr. 55, S. 50) mit Weltkunst-Redakteur Tim Ackermann wie folgt:
Der
allseits zunehmende Größenwahn hat auch damit zu tun, dass die Sammler für das
Kunstsystem immer wichtiger geworden sind und sich selbst auch sehr viel
wichtiger nehmen: Sie haben das Geld, die Macht, den Einfluss. Die Museen sind
schon lange außen vor.
Leider scheint Johnen mit der Analyse der Situationen richtig zu liegen…
Zum Schluss der Pressetext des K20 zur Ausstellung:
''Erstmals gibt die Ausstellung Henkel – Die Kunstsammlung einen Einblick in die von der Düsseldorfer Mäzenin und Sammlerin Gabriele Henkel über Jahrzehnte kenntnisreich zusammengetragene Kunstsammlung. Im Fokus der im K20 zu sehenden Präsentation steht eine abstrakte Malerei, die sich beispielhaft in Werken der klassischen europäischen Moderne sowie der amerikanischen Kunst finden lässt. Ausgewählt hat Gabriele Henkel hierfür Gemälde von Robert Delaunay, Amédée Ozenfant, Ellsworth Kelly, Mary Heilmann oder Frank Stella ebenso wie Werke von Gerhard Richter, Konrad Klapheck oder Imi Knoebel. Diese Kunstwerke stehen im spannungsvollen Dialog mit der faszinierenden, oft abstrakten Ornamentik außereuropäischer Textilien. Sie sind Belege für den offenen, grenzüberschreitenden Blick der Sammlerin.
Bisher war die Kunstsammlung, die hochkarätige Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler sowie ethnografische Exponate aus der ganzen Welt umfasst, nahezu ausschließlich für Mitarbeiter und Besucher der Düsseldorfer Konzernzentrale sichtbar. Der international agierenden Sammlerin, Kunstkritikerin, Professorin, Künstlerin und Mäzenin junger Kunst, die mit vielen der Künstler befreundet ist, war es immer wichtig, diese Kunstwerke allen Mitarbeitern zugänglich zu machen und damit wie selbstverständlich in die Arbeitswelt zu integrieren. Die für die Ausstellung im K20 ausgewählten Werke hängen bis heute in wechselnden Konstellationen in den Büros, Fluren, Treppenhäusern oder Konferenzräumen im Düsseldorfer Hauptsitz des weltweit tätigen Unternehmens, ermöglichen so auf ganz besondere Weise einen Zugang zur Kunst aus der ganzen Welt.
Die von Gabriele Henkel selbst kuratierte Ausstellung stellt im K20 in einer großzügigen räumlichen Offenheit mit rund 40 Werken die Höhepunkte der Sammlung vor. Das alles verbindende Leitmotiv ist dabei die Abstraktion in Verbindung mit dem Ornamentalen.''
Service:
K20 GRABBEPLATZ Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Grabbeplatz 5
40213 Düsseldorf
service@kunstsammlung.de
Öffnungszeiten:
- dienstags bis freitags 10.00-18.00 Uhr
- samstags, sonntags, feiertags 11.00-18.00 Uhr
- lobenswert: KPMG-Kunstabend, jeden 1. Mittwoch im Monat, Eintritt frei ab 18.00, geöffnet bis 22.00 Uhr
Links:
- WDR über die Henkel-Kunstsammlung in Düsseldorf
- Die Welt über die Ausstellung der Henkel-Sammlung im K20 und das Verhältnis Privatsammlung-Museum
- Die Ruhrnachrichten über Henkel - Die Kunstsammlung in der Kunstsammlung NRW
- Die Rheinische Post über die Kunstmäzenatin Gabriele Henkel und ihre Sammlung
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