Freitag, 7. Juni 2013

Büttners gemeine Wahrheiten: Niemals aufgeben, niemals!


Stellvertretend für Büttnersche Motive und Titel aus den 1990ern: Der Künstler im Zeitalter der Fernbedienung, Nach getaner Vertreibung und Gelobt sei das Flutlicht und die Massen und die Nacht.

kunstlich.com hatte bereits im April (siehe hier) über die famose Retrospektive auf das Werk von Werner Büttner hingewiesen. Es sind ja noch ein paar Wochen bis zum Ende der Laufzeit. Und jetzt halten wir unser Versprechen und liefern als Köder - Schritt für Schritt - einige Bilder nach...

Motive und Titel aus den 2000ern

Wachschafe, Eisvogelattacken, bluffende Bäcker, gesichtslose Sänger, angeschwemmte Nudelhölzer und Enden namens Eigenheim...

Büttners Titel und Motive sind einleuchtend und kryptisch zugleich, doch man sollte sich hüten, schnellen Schlüssen nachzugeben. Sein Humor ist - wie das Leben - teils hinterhältig und die Polke-Feuerschlucker-Anekdote aus den 1970ern kann dem Rezipienten durchaus als Warnung vor dem listigen Maler dienen.   


Kunst und Sucht als Notwehr: Gewisse Aspekte dieser Welt muss man sich einfach schönsaufen

Weitere Motive und Titel aus dem eben begonnenen 3. Jahrtausend 

Neben dem darbenden Sozialstaat - spannend wäre auch eine detaillierte Analyse von Büttners Sozialstaatimpression und Kippenbergers Sozialkistentransporter - und den Frage nach dem Wesen Moderner Kunst haben auch die viel zu lange unterschätzten Probleme des Minigolfs Büttner in den 1980er Jahren umgetrieben.  


Herrlich klare Titel: Arbeit ist eine Droge, Stillleben mit Obst und Erzeugerdenkmal, Kot-Tafel mit Spiegel und Spiegelung und die beiden unteren Werke heißen Architekten bzw. Schattenmalerei (alle 1985)

Architektenschelte, Arbeit als Droge und Kot - vieles scheint vertraut bzw. aktuell. Und so können die Themen durchaus als interessante Parallele zum momentanen popkulturellen Revival des Jahrzehnts gelesen werden. Unser Tipp in diesem Kontext, nochmal ' Buch lesen oder die gelungene, gleichnamige Verfilmung von American Psycho schauen...


Düstere Aussichten oder Innenansichten des Malers? Sozialstaatimpression (1980), Moderne Kunst, Moderne Kunst I, die beiden unten links: Moderne Kunst II und Moderne Kunst III (alle 1981)

 Sozialstaatsimpressionen mit Affen und moderne Kunst als Vanitas-Stillleben - Büttner zu Beginn der 1980er
 

Verweigerung, Kritik oder Hommage? Büttners Serie über ''Die Probleme des Minigolfs in der europäischen Malerei'', hier Nr. 4, 6 und 9 (alle 1982).

Fazit: Büttners Retrospektive könnte ebenso im Bonner Haus der Geschichte präsentiert werden bzw. wäre eine Gegenüberstellung von inzwischen zunehmend vom Vergessen bedrohten Phasen der BRD mit seinen Bildern wohl erhellend. 

Zurück in die Zukunft?

Doch der wache Geist kann sich anhand des wunderbar umfangreichen, wie vielseitigen Katalog dieses Ausstellungskonzept imaginieren. Der Künstler als Chronist, geradezu klassisch anmutend am Puls der Zeit, ein Kommentator? Und zum Glück zugleich ironisch so distanziert, dass er weder im Tagesgeschäft noch im Selbstreferentiellen des Kunstbetriebs zu versinken droht.  

Service:
Werner Büttner: Gemeine Wahrheiten
bis 22. September

ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe
Tel: ++49[0]721-8100-0
info@zkm.de


Öffnungszeiten:

Mi−Fr 10−18 Uhr
Sa−So 11−18 Uhr
 

Lobenswert: Freitags ab 14 Uhr ist der Eintritt frei.  

Links: 
- Büttner im Katalog rattus norvegicus bei kunstlich.com
- Die Pressebilder des ZKM für Neugierige

- Die DLF-Rezension von Christian Gampert zum Hören oder Lesen

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