Sonntag, 19. Februar 2012
sie wissen schon, kurze Pause...
Diese kurze Werbepause konnte nur dank der freundlichen Unterstützung von ... (sorry, aber es sind jetzt einfach zu viele) realisiert werden und gewinnt dank aktueller politischer Geschehnisse - Danke Christian - und des Labels bzw. der Rubrik, in der wir uns hier befinden, geradezu politische Relevanz.
Copyright und Quelle
Siehe dazu auch den letzten Kommentar von kunstlich.com.
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Sonntag, 12. Februar 2012
Vorsicht schon wieder Falle: Von Ratten, Robotern und Computerpionieren
Verstellungskünstler und Philosoph Nietzsche
Während andere Medien vermeintlich humorvoll wöchentlich täglich grüßt das Murmeltier zitieren, um auf die Realitätsschleifen der Jetztzeit hinzuweisen, reisen wir einfach durch die Zeit.
Los geht's
© Ivo Weber
Nein, das hier ist zwar nicht Turing aber dennoch ein Zeitgenosse und wohl auch Freund im Geiste: Es ist der durchtriebene Tüftler Rotwang, seine attraktive Robotor-Maria wird Pandoras Büchse öffen und folglich Metropolis versinken...
In diesem Sinne heisst es, Turing habe zu den meisten seiner Mitmenschen ein gestörtes Verhältnis gehabt und - I-Robot lässt grüßen - sein Interesse und Zutrauen galt den - sich während seiner Zeit ähnlich schnell wie heute wandelnden und stets omnipräsenter werdenden - Maschinen.
List und Verstellung als höchste Kunst des menschlichen Geistes, diese Idee des oft als Zyniker missverstandenen Philosophen Friedrich Nietzsche führte Turing zeitgemäß fort. Sie führte ihn zu der vor allem mit dem Namen Alan Turing verbundenen Idee, die bis heute Forscher im weiten Feld der künstlichen Intelligenz antreibt:
Wenn es eine Maschine schaffe, sich im Dialog mit einem Menschen als einer von ihnen zu tarnen, den Menschen also über seine wahre Existenz zu täuschen, so sei seine Intelligenz bewiesen. Bis zum Jahr 2000 werde es solche Maschinen geben, prophezeite bzw. täuschte sich Turing selbst.
Ausgangpunkt ist der ''Das Phantom'' genannte kurzweilige Artikel über Alan Turing von Frank Thadeusz. Turing gilt wie Konrad Zuse oder auch der eher unbekannte Herman Hollerith zu den Pionieren des Computerzeitalters. Zum 100. Geburtstag Turings nähert sich eine Ausstellung dem Leben des - wie es sich gehört - unter tragischen Umständen umgekommenen Genies und Theoretikers.
Auch Hans Magnus Enzensberger widmete sich 1975 - also drei Jahre nach dem Erscheinen der Grenzen des Wachstums - in seiner Balladencollage Mausoleum Turing und schildert ihn - das Klischee von Genie und Wahnsinn tatkräftig unterstützend - wie folgt:
"Fest steht, dass er nie eine Zeitung gelesen hat; dass er sich seine Handschuhe selber strickte; dass er fortwährend Koffer, Bücher, Mäntel verlor; und dass er, sofern er bei Tisch sein hartnäckiges Schweigen brach, in ein schrilles Gestotter verfiel oder krähend lachte."
Schweigen und schrilles Gestotter - einfach genial!
Auch Hans Magnus Enzensberger widmete sich 1975 - also drei Jahre nach dem Erscheinen der Grenzen des Wachstums - in seiner Balladencollage Mausoleum Turing und schildert ihn - das Klischee von Genie und Wahnsinn tatkräftig unterstützend - wie folgt:
"Fest steht, dass er nie eine Zeitung gelesen hat; dass er sich seine Handschuhe selber strickte; dass er fortwährend Koffer, Bücher, Mäntel verlor; und dass er, sofern er bei Tisch sein hartnäckiges Schweigen brach, in ein schrilles Gestotter verfiel oder krähend lachte."
Nein, das hier ist zwar nicht Turing aber dennoch ein Zeitgenosse und wohl auch Freund im Geiste: Es ist der durchtriebene Tüftler Rotwang, seine attraktive Robotor-Maria wird Pandoras Büchse öffen und folglich Metropolis versinken...
Apathie, List und Misstrauen
In diesem Sinne heisst es, Turing habe zu den meisten seiner Mitmenschen ein gestörtes Verhältnis gehabt und - I-Robot lässt grüßen - sein Interesse und Zutrauen galt den - sich während seiner Zeit ähnlich schnell wie heute wandelnden und stets omnipräsenter werdenden - Maschinen.
Von wegen cogito... ich täusche also bin ich... intelligent
List und Verstellung als höchste Kunst des menschlichen Geistes, diese Idee des oft als Zyniker missverstandenen Philosophen Friedrich Nietzsche führte Turing zeitgemäß fort. Sie führte ihn zu der vor allem mit dem Namen Alan Turing verbundenen Idee, die bis heute Forscher im weiten Feld der künstlichen Intelligenz antreibt:
Wenn es eine Maschine schaffe, sich im Dialog mit einem Menschen als einer von ihnen zu tarnen, den Menschen also über seine wahre Existenz zu täuschen, so sei seine Intelligenz bewiesen. Bis zum Jahr 2000 werde es solche Maschinen geben, prophezeite bzw. täuschte sich Turing selbst.
Kamer te hure - die attraktive Dame bietet Gästen nicht nur ihr Zimmer an. Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Gemäldes 'Jonge vrouw met muizeval' (1682) von Abraham Snaphaens. Standort und © Stedelijk Museum 'De Lakenhal', Leiden
Roboter müssen lügen und lieben dürfen
Roboter müssen lügen und lieben dürfen
Das Thema List und Falle als kunst- und kulturhistorischer Dauerbrenner - im Fachjargon longue durée genannt - wurde an dieser Stelle schon mehrfach besprochen und sei hiermit wieder in seiner Relevanz bestätigt.
''Noch 24 Stunden Arbeit und kein Mensch (...) wird den Maschinen-Menschen von einem Erdgeborenen unterscheiden können!'' frohlockt Rotwang.
Oder etwas handgreiflicher betrachtet: Die prähistorische Falle gilt - wer anderen eine Grube gräbt oder ein Loch als solche verwendet - im Sinne einer Maschine als der erste von Menschenhand gebaute Roboter und wird somit zu Recht als ein wesentlicher Wegbereiter (und -begleiter) der menschlichen Zivilisationen angesehen.
''Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen...''
Film-Still Rutger Hauer in Blade Runner
© 1982 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved
Dass Roboter wie Roy Batty irgendwann die Hand gegen ihre Schöpfer erheben könnten, fürchtete schon Isaac Asimow - Stichwort Robotergesetze.© 1982 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved
It's too bad she won't live, but then again, who does...
Daher lassen letztere sich wiederum wunderbar mit Blade Runner und Rudger Hauers Robotertod verlinken: Denn Batty rettet seinem Erzfeind, dem Roboter-Killer Rick Deckard nicht nur das Leben (siehe hier). Nein, er überzeugt ihn dank seiner Taten und Poesie zugleich von der Fragwürdigkeit seiner Grundsätze, seines Lebens.
Aber jetzt erst mal aus die Maus
und Klappe und Falle zu, also zurück zur Einleitung: Das Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn hat im Januar die Ausstellung Genial & Geheim eröffnet, mit der Alan Turings 100. Geburtstag begangen wird.Im ersten Teil steht die deutsche Chiffriermaschine Enigma und der U-Bootkrieg im Atlantik im Mittelpunkt, im zweiten Teil - ab 15. Februar - dann die Arbeit von Turing in Bletchley Park.
Weiter gehts das ganze Jahr über, von Turingtests und -maschinen zu deep blue bis hin zu computergenerierten Liebesbriefen - was wiederum zu Rotwang und seiner Roboter-Maria sowie Blade Runner passt...
Ohm sweet ohm wie Kraftwerk so schön summte - 1975 als Enzensberger seine Balladen über den Fortschritt schrieb...
Alle Informationen zur Ausstellung gibt es hier
Sonntag, 5. Februar 2012
gefällt mir
Revolutionär wider Willen?
Obwohl wir uns nicht nur an dieser Stelle ganz bewusst fern von der vermeintlich rheinländischen jefällt-mia-Kultur halten, muss angesichts der spannenden wie dialektischen Verstrickungen und Tendenzen der politischen Kultur in Ägypten - denn nicht nur die 'echten' Revolutionäre sind bein Gesichtsbuch - auch hier einmal diese postmoderne Befindlichkeits-Ikone eingeblendet werden - sorry.
Denn wir gönnen es jenen ja durchaus und schließen uns der Sloterdijkschen Sehnsucht nach Großzügigkeit an, wobei man den eben erst geschaffenen Myschkin-Preis nicht gleich wieder belanglos machen sollte. Also Daumen hoch, wie man früher sagte, ohne sich an die scheußlichen Szenen aus Rom zu erinnern!
Der Grund, warum kunstlich.com sich dem unverhohlen seine Orwellschen Züge präsentierenden - timeline - Internetgiganten widmet, ist ganz einfach: Es ist der Facebook-Auftritt des wohl nicht zu unrecht umstrittenen ägyptischen Militärrates!
Natürlich sind schon andere echte und vermeintliche Schurken und ebensolche Institutionen auf die Idee gekommen, mit Hilfe des digitalen Daumens und der entsprechenden Seite viele Freunde zu gewinnen und somit ihr Image nachhaltig zu verbessern.
Vladimir Putin führt - unbestätigten Umfragen zufolge - mit weitem Abstand die Liste der vermeintlichen, noch unter uns weilenden Polit-Schurken mit den meisten virtuellen Freunde an, während Assad mächtig aufholt und unser kreideknabbernder Wulff ganz weit unten weilt.
Doch weil wir trotz unserer eben erst erwähnten Großzügigkeit und Toleranz nicht bei der freiwilligen Totalüberwachung mitmachen, können wir hier an dieser Stelle auch keine weiteren tollen Bilder und Zitate von der revolutionären Seite des Militärrates einbauen.
Wir müssen ganz klassisch Verweise, virtuelle Fußnoten - also Links einbauen:
Die Welt: Der Aktivist Wael Ghonim und die ägyptische Revolution
Das Goethe Institut über die Revolution
Ein Kommentar vom NDR
Pssst: Und für alle Freunde der Kritik in diesem Sinne der Hinweis: Bald wird hier auch die nicht mider Orwellsche Gesichtsserkennung und - avantgardistische künftige Kunsthistoriker und -wissenschafter werden diese und verwandte Bilderkennungswerkzeuge wohl häufiger nutzen - polemisch kommentiert...
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