Dienstag, 29. Januar 2013

Last minute: Judith Röder - Projektionen bis 3. Februar

Schöner Kontrast und zugleich interessante Parallele zu Hockney im Ludwig: Röders Projektionen III genanntes Werk in Köln. © Judith Röder, Fotografie Helge Articus

Kurz vor Schluss liefern wir endlich die versprochene Rezension, siehe hier.

Freitag, 25. Januar 2013

Herrlich: Genuss und Verlangen - KAMAKOMA

Willkommen, Schubladen durchwühlen erlaubt © schoenswetter
Neulich beim Flaniern in Wien fanden wir einen unscheinbaren Tempel: Zwei ungewöhnlich schmale, die Tür flankierende Schaufenster, waschechte Auslagen, sie machten uns neugierig...

Hereinspaziert entdecken wir, dass der Laden an der Hernalser Hauptstraße ein wahrhaftiges Kleinod ist: Ein schuhkastlartiger Raum - eine Wunderkammer? - gefüllt mit herrlich opulenten Möbeln, darin verborgene Kostbarkeiten, die es zu entdecken gilt. Dahinter stecken kreative Köpfe, ein kleines Kollektiv, das seine Waren gemeinsam ausstellt.

Handgemachte Postkarten von Frau Thekla © schoenswetter
Und da es sich dabei ausschließlich um Unikate - egal ob Kleid oder Postkarte - handelt, kann man durchaus von featured artists sprechen, wie es die Betreiber auf der auskunftsfreudigen Seite tun. Zu erwerben sind Fotografien, Schmuck- und Kleidungsstücke sowie Accessoirs aller Art, vom gepimpten Kopfhörer bis zum Hut.

Top von urban Romantic © schoenswetter
Modewellen: Nachdem sich jahrelang die Kopfhörer verkleinerten, in die Ohren saugten, sich verbargen und ungewollte Ohrreinigungen mit sich ans Licht brachten, sind seit geraumer Zeit nun wieder die voluminösen, ohrwärmerartigen Varianten en vogue. Seltsam. Doch da in Wien von Beissattacken auf die Ohren bisher nichts bekannt ist, finden wir die folgenden, scheinbar zuckersüßen Ohrflüsterer sooo schön...

Zucker auf die Ohren - Versüßte Kopfhörer von sweet ticket © schoenswetter
Und weil diese angenehme, wahrhaft wienerische Mélange uns gefallen hat, empfehlen wir diesen Ort zum plauschigen Verweilen, Stöbern und finalen Konsumieren. Mögen die stellvertretend hier ausgewählten Werke dem Namen des Kleinods gerecht werden und auch Ihr Kama fördern...  
 
Gerahmte Fotografien von schoenswetter © schoenswetter
Service:
KAMAKOMA.CO.UK 
Hernalser Hauptstraße 49
1170 Wien
 

Öffnungszeiten:
Mo-Fr 10:00 - 18:30 Uhr

+43/650/6465085

Donnerstag, 24. Januar 2013

Jetzt aber: Suffe, poppe, danze und Kunst kaufen?

Robert Elfgen kehrte schon vor einiger Zeit ins Rheinland zurück, er hat Karneval und Kunstverein lieb und spendet sogar ein Werk: Great Tit, 2012, Mischtechnik hinter Glas © Robert Elfgen

Nur noch wenige Tage bis zum totalen und tollen Wahnsinn: Viele werden fliehen, doch noch mehr kommen: Der Karneval im Rheinland ist eine ganz eigene Art des Feierns und Protestierens seit die blauen Montage abgeschafft wurden. 

Einleitend sei allen NICHT-Karnevalisten und anderen militanten Spaßverweigerern der Geisterzug empfohlen, eine ungewöhnliche und noch immer nicht ganz kommerzialisierte Alternative. Es handelt sich hierbei um eine durchaus politische Tradition, die trotzdem Sapß macht...

Der Kölsche - dat muss man jetzt so sagen - Kunstverein dagegen möchte an lokale Tradition anschließen und lädt mit den folgenden - nur leicht veränderten und gekürzten - Zeilen ein: In den 20er Jahren traf man sich im DEKKE TOMMES in der Glockengasse zum traditionellen Lumpenball. 

Vom Lumpen- zum Vintage-Look

Die Künstlergruppe der Kölner Progressiven feierte Karneval. Mit dabei waren August Sander, Franz Wilhelm Seiwert, Heinrich Hoerle, Otto Freundlich, Raoul Hausmann, Anton Räderscheidt, Gottfried Brockmann und viele andere. Auf den Fotos von August Sander erkennt man einige Narren wieder.
 

Jecke in Aktion © August Sanders / Galerie Feroz

Seit 2009 findet jedes Jahr eine Neuauflage des Lumpenballs im Kölnischen Kunstverein in der 'Brücke' statt. In diesem Jahr wird der Kölner Künstler Albrecht Fuchs auf dem Lumpenball ein Fotostudio einrichten. Die Gäste des Lumpenballs können sich dort im Kostüm fotografieren lassen und das Werk erwerben.

Et hät noch emmer joot jejange

Im Foyer des Kunstvereins präsentieren die RaumZeitPiraten eine Lichtinstallation und Tobias Daemgen und Moritz Ellerich sind auch dabei: Sie nutzen optische Effekte, arrangieren chemische und physikalische Prozesse, entwickeln kinetische Objekte und erfinden analoge Klangerzeuger, um die jecken Karnevalisten in raumfüllende Klangbildwelten eintauchen zu lassen - ob das bei dem anzunehmenden Alkoholpegel so schwer ist, sei mal dahin gestellt...

Kleine aber feine Ausstellung 2012 © August Sanders / Galerie Feroz

Der Künstler Robert Elfgen stellt eine besondere Arbeit - siehe oben - für den Ball zur Verfügung, die an diesem Abend für schlappe € 2.500,- verlost wird, jeck!
 
PS: Auch in den frühen 1930ern feierte man noch bei Tommes: Das letzte Fest gilt als das wildeste. Niemals zuvor soll es so voll gewesen sein wie in dieser Nacht, in der in Berlin der Reichstag brannte, es war der 27. Februar 1933....  

Service:
Geisterzug, Spendenmöglichkeit, Strecke und Geschichte

Nix Karneval, Kunst: Ben Cotrell - DRIFTER

© Ben Cotrell
Wer sich noch an die fantastische Installation des Wahlberliners Ben Cotrell in der Kölner Simultanhalle erinnert, dürfte auch das sehen wollen: In der Kölner Galerie Warhus Witterhaus ist der nicht nur aufgrund seiner Motive definitiv unheimliche Zeitgenosse zu Gast. 

Schaut man sich die Plastiken - denn es sind keine Skulpturen und darauf werden wir noch öfters eingehen und bestehen müssen - Cotrells bei Warhus Witterhaus in der Maybachstraße an, wird deutlich, dass der Künstler sich, seinen Themen und Techniken treu geblieben zu sein scheint...

Rotten Sun, 265 x 200 x 8 cm, Wood, varnish, stain and oil, 2010 © Ben Cotrell

Service:
Überblick: Aktuelle Werke Cotrells

Cologne Contemporaries Gallery Tour:
25.01.2013: 18–22 h
26.01.2013: 12–18 h

You are cordially intvited to our Cologne-Contemporaries-Party:
Friday, 25.01.2013,
22 h at Nachtigall,
Körnerstrasse 65
Cologne

Panik in der Kulturlandschaft: Wolfs kommt ins Rheinland

'Warnung vor falschen Lehrern'-Szene in einer 'Leien-Bibel',



1540, Holzschnitt, Straßburg Quelle PPO







Neulich in Bonn: Kulturstaatsminister Bernd Neumann nutzt die Eröffnung der Ausstellung "Nur hier" - sie zeigt Werke der Bundeskunstsammlung, also auf nach Bonn, wenn Sie sehen wollen, wofür Ihre Steuermilliarden ausgegeben werden -  gleich für einen anderen guten Zweck. 

Nach Jahren der teils skandalumwobenen Debatten um die Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland wagt man den Neuanfang: Als neuer Intendant wurde der bisher am Kasseler Fridericianum tätige, aufgrund der letzten dOCUMENTA temporär zwangsbeurlaubte, Rein Wolfs vorgestellt.

Wir hoffen, dass dem Wolf(s) im Rheinland ein besseres Los als seinen - zumindest sprachlichen Artgenossen - beim Vormarsch im Westen beschieden sein wird und wünschen alles Gute!

Service:
Pressemitteilung der Bundesregierung
Bonner Generalanzeiger zum Neuanfang 
Wolfs' Programm in Kassel - Rückblick

Samstag, 19. Januar 2013

Endlich wieder da: Wörter, von Industriespionage und anderen herrlichen Anekdoten

Ein teutonischer Laubfrosch in Schwarzweiß © Unbekannter Meister
Zugegeben, die Rubrik Wörter widmete sich ursprünglich eben nur jenen. Doch wir wollen das mal nicht so eng sehen und Ihre Aufmerksamkeit - durchaus der Wörter-Rubrikidee verwandt - stellvertretend auf eine wundersame, scheinbar recht junge Redewendungen lenken: Das Selbe in Grün.

Ja, das könnte man auch sagen, wenn Rubrik-Puristen sich in eben jene, oben einleitend erwähnte Diskussion vertiefen. Aber machen wir an dieser Stelle mit diesen scheinbar dialektischen Spitzfindigkeiten mal einen Punkt. Denn es geht um das herrliche Autobil oben, ein Opel! 

Die Wiege des Fuchsschwanzes? Von wegen Adam...

Unter der Typenbezeichnung 4/12PS brachte Opel im Frühjahr 1924 diesen Wagen auf den Markt, ein Modell, eine Farbe: Grasgrün. Wohl nicht nur aufgrund jener Farbe wurde das sehr erfolgreiche Produkt - bis 1931 wurden über 119. Tausend verkauft - vom Volksmund liebevoll als Laubfrosch bezeichnet. 

Die andere Seite © Unbekannter Meister
Und somit zeigt sich auch hier wieder die Rechtmäßigkeit dieses Artikels, denn wer, wenn nicht der Volksmund, bringt Wörter hervor? Ja und wer wird in Kürze - wohl leider im wahrsten Sinne des Wortes - den schon heute selten anzutreffenden grünen Genossen noch kennen?

copy and paste

Aber zurück zum Thema und nun endlich kommen wir vom Wort zur Redewendung: Weil in Frankreich nur wenige Jahre vor Opels Typ4 der Citroën Typ C - auch bekannt als Citroën 5 HP bzw. Citroën 5 CV - auf dem Markt kam und dort ebenso erfolgreich - 1922-1926 rund 80. Tausend - verkauft wurde, hat der listige rheinländische Volksmund wieder seinen neologistischen Genuis aufblitzen lassen und sprach: 
Dat iss doch dat Selbe inn Schrün!

Frankreich versus Schopenhauer?

Dasselbe in Grün also? Viele dachten das wohl und so entstand die Legende vom Ursprung der grünen Redewendung, die auf deutscher Industriespionage bzw. einem bekannten Urheberrechtsstreitfall zu beruhen schien. Allerdings gibt es viele Indizien für einen anderen Ursprung bzw. solche, die eindeutig belegen, dass die Formulierung schon vorher populär war. Sehen Sie selbst:

Joseph Herrmannsdörfer, 1903, Beiblatt der Fliegenden Blätter 1903, Nr. 3045 (23) Fünftes Blatt, München, den 4. Dezember 1903, 119. Band
Und fernab vom Datum eröffnet Herrmannsdörfers fliegendes Blatt eine weitere Deutungsebene: Ein prädixhafter Snob steht mondän vorm Fahrkartenschalter. Da er zum selben Ort, wie der - wesentlich symphatischere und doch nicht minder wohlhabend dargestellte - Passagier vor ihm, der eine Fahrkarte dritter Klasse erwarb, reisen möchte, bestellt er wie folgt: „Dasselbe in Jrün!“ 

Nur Gelb ist gelber als Gelb selber

Schon Goethe philosophierte ja gern über Farben, aber jetzt zurück zu Herrmannsdörfer und der nächsten Erklärung: Kurz und knapp - wenn auch mit etwas rheinländischen Einschlag - zeigt der feine Herr mit diesem Spruch an, dass er eine - grüne - Fahrkarte für die teurere zweite Klasse möchte. War der Laubfrosch also nur die Snob-Variante - weil kostspieligere - vom französischen Torpedo? 

Wer hat's erfunden? Die Philosophenmama war's!

Wir sagen: Diese knifflige Frage sollen Automobilhistoriker klären. Denn wieder andere sagen, der Spruch "das Selbe in Grün" stamme von den Schopenhauers. Was wir viel überzeugender finden, denn allein über die Frage, ''Dasselbe'' oder ''Das Selbe', also das Selbst?'', kann man ewig philosophieren. 

Verhalten sich VW und Skoda wie Torpedo und Laubfrosch zueinander? 

Und auch bei den Philosophen zeigt sich wieder sozialpolitischer Sprengstoff. Um 1800 berichtet Johanna Schopenhauer folgende Anekdote: Eine der französischen Sprache nicht vertraute Hausangestellte bestellt Textilien mit jenen folgenreichen Worten: „Dieselbe Couleur, aber in Grün“ und gibt dem Verkäufer ein rosarotes Band - das Stoffmuster - wieder zurück. Den Rest können Sie sich jetzt denken...

Warhol oder was? © Unbekannter Meister

Donnerstag, 17. Januar 2013

BUCHTIPP Don Thompson: The $12 Million Stuffed Shark. (...)

Don Thompson: The $12 Million Stuffed Shark. The Curious Economics of Contemporary Art, London 2008, 268p.


Foto © Iven Paschmanns

Natürlich ist der Zusammenhang zwischen Kunst und deren Vermarktung seit den großen Coups der Damien Hirsts, Charles Saatchis und Larry Gagosians der Branche ein großes Thema. Jeder krittelt an der Vermischung der eigentlich getrennt gehörenden Rollen von Künstler, Sammler und Händler, aber alle wollen auch wissen, wie die großen der Szene es schaffen ein Produkt zu kreieren, Angebot, Nachfrage und den Preis scheinbar ohne Einwirkung von Aussen zu steuern.

Thompson erklärt Zusammenhänge, nennt Zahlen und veranschaulicht an Beispielen wie sich Werte entwickeln und wer aus welchem Grund zu dieser Wertentwicklung beigetragen hat. 
Dieses Buch klärt ein paar Fragen, die selbst Kenner überraschen können und wer nicht überrascht wird, wird auf jeden Fall gut unterhalten, denn Thompson spart nicht an Anekdoten und Geschichtchen aus der Kunstwelt.

FAZIT: Ein lehrreiches und gleichzeitig unterhaltsames Buch, nicht nur für Kunstinteressierte


Service:
Man kann das Buch im Buchhandel in der englischen Orginalversion als Print- oder Kindleversion bestellen, von einer deutschen Ausgabe ist uns bis dato nichts bekannt


Dienstag, 15. Januar 2013

Judith Röder - Projektionen

© Judith Röder, Fotografie Helge Articus
Noch bis zum 3. Februar sind in der Kölner Kunststation St. Peter die Arbeiten der Künstlerin Judith Röder zu sehen. Vorab sei grautliert: Die wunderbare Leere des versteckt am Neumarkt gelegenen, spätgotischen, seltsam entrückt wirkenden Sakralbaus harmoniert mit den gezeigten, filigranen Arbeiten. Es ist inmitten der Stadt ein Ort der Stille der zur Reflexion einlädt.

Die Kirche ist aufgrund ihrer Renaissance-Fenster, den präfaschistischen Deckenmalereifragmenten, ihres Rubens und nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlichen Orgel einen Besuch wert. Doch nun widmen wir uns ihrem aktuellen Gast, Judith Röder, die wie wenige ihrer Generation mit dem Medium Glas arbeitet. 

''Die 1981 geborene Künstlerin Judith Röder zeigt Skulpturen aus Glas, Licht und Videoprojektionen, die unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum auf den Kopf stellen'', warb die Kölner Kunststation für ihre Mitte Januar eröffnete Ausstellung. Und trotz widriger Wetterverhältnisse lauschte ein gewohnt umfangreiches Publikum den einleitenden Worten und finalen Orgelklängen von Dominik Susteck.

Kunstwissenschaftliches...

Doch - soviel Kritik an der gelungenen Ausstellung darf sein - muss anfangs zunächst betont werden, dass es sich bei den ausgestellten Kunstwerken keineswegs um Skulpturen handelt. Es sind Plastiken, denn Röder schafft ihre Objekte durch das Zusammenfügen, ein Collagieren diverser Materialien, anstatt deren Form wie Skulpturen aus Holz oder Stein ''harauszuschälen.'' Genug davon, entschudligend sei angemerkt das der internationale Kunstmarkt zu vielem verallgemeinernd sculptures sagt...

Der Blick in den Chor. Der Atem der Künstlerin thront wie auf einem Altar 
© Judith Röder, Fotografie Helge Articus

Die in St. Peter gezeigten Werke Röders fügen sich sehr stimmig in den Raum. Sie fallen im positiven Sinne nicht auf, scheinen wie für den Ort geschaffen. Besonders deutlich zeigt sich dies an einer wahrhaft hauchdünnen Glasarbeit, die zentral positioniert ist. Aber wo, wenn nicht nahe dem Chor, sollte auch die Mein Atem genannte filigrane Arbeit an diesem Ort stehen?


In Glas eingefrorener Atem. Die Arbeit trägt den lapidaren Titel Mein Atem und nennt die exakte Zeitspanne, die Sekunde, in der Röder ihren Hauch in Glas blies.
© Judith Röder, Fotografie Helge Articus

Aber würden die Werke Röders fernab von der gelungenen Positionierung nicht an sich bereits eine Ruhe und Aura der Zurückhaltung verbreiten, schien diese bedeutende Positionierung geradezu vermessen. Ihre Aura der Zurückhaltung erlaubt den Pathos. Und so gewinnt die milchige Plastik in der gelungenen, weil unscheinbaren Vitrine eine in ihrer Schlichtheit eindringliche Präsenz von wahrhaft sakraler Schönheit. 

Form finden, Leben einhauchen

Der Atem und die Seele sind nicht nur im Christentum eng miteinander verbunden, viele Kulturen hauchen Leben ein. Und wenn man das Objekt unter Ausblendung des Vorwissens bzw. Titels betrachtet, erinnert es zugleich auch vage an ein Herz. Die Idee der Unsterblichkeit, der ewigen Bewegung und des immerwährenden Werdens - all diese geistesgeschichtlich nicht unbedeutenden Assoziationen finden in sich in dieser schlichten Form, in der Positionerung nahe des Altars, dem Herz der sie umgebenden Architektur.

    Eine geisterhafte Projektion - Pli - auf einer bettdeckenartigen, semitransparenten Platte, die sich an die Wand lehnt. © Judith Röder, Fotografie Helge Articus

Betrachtet man die Arbeit Pli genauer scheint man eine sich wie im Schlaf wälzende Figur zu erkennen. Pli wie wie Plumeau?  © Judith Röder, Fotografie Helge Articus


Ein an Wasseroberflächen erinnerndes Spiel mit Reflexionen findet sich auch im Erdgeschoss, Röder durfte diese Arbeit schon vor der Weihnacht installieren. Lumen heisst das wie Pli aus Beamer, Film und Glas als Projektionsfläche bestehende Werk. Es strahlte wie das Licht der Welt - wie ihr Atem - an einem besonderem Ort. Und weil seine Erscheinung sich so stimmig in die Funktion des Ortes fügte, integrierte die Gemeinde das recht abstrakte Kunstwerk in seine Rituale.

Stetige Reflexionen und das Licht der Welt


Lumen, leider nur eine Detailansicht. © Judith Röder, Fotografie Helge Articus

Neben Pli, Lumen und dem Atem zeigte Röder noch die Arbeit Projektion III, eine Schichtung von schneinbar gefalteten Projektionsflächen, die nahe den Fenstern der Kirche positioniert mit einem Video bespielt wurden, das sich im Winde wiegende Bäume zeigt.

Licht, Bewegung, Stille


Schon hier mag so mancher an die verspielten Videocollagen Hockneys im Museum Ludwig gedacht haben, doch das Motiv, Röders Naturstudien, findet sich auch in dem kleinen Raum im Emporengeschoss wieder. Auf Glasplatten und einem hypnotischen Schwarz-Weiß-Video widmet sich die Künstlerin dem Rauschen des Waldes, das im Kopf der Betrachters erklingt, sobald er die Werke sieht. So wie sich beim Betrachten von Meer- und Strandbildern stets auch das Meeresrauschen einstellt.

Ein Blick auf Projektion III © Judith Röder, Fotografie Helge Articus

Die Fragilität der Bildträger bzw. Projektionsflächen spiegelt sich auch in der wacklig anmutenden Konstruktion von Projektion III. Neben den an das Staunen der Impressionisten erinnernden Themen Licht(-reflexion), Wasser(-oberflächen) und dem Rauschen der Bäume ist es vor allem an Funktionalität orientierte, schlichte Präsentation der Werke, die überzeugt.

Die Kunst des Staunens

Wissenschaftliche Neugier, Naturstudie und - auch philosophisch-religiöses - Staunen finden zusammen, denn der verspielt zarte Atem hat viel mit dem sich stets neu brechenden Licht, dem Wind und den Millionen Blättern des Baumes gemein...

Service:
 - Informationen über die Kunststation St. Peter
- Homepage der Künstlerin Judith Röder

Tipp:
An jedem ersten Sonntag im Monat erklingt um 19.30 Uhr die Orgel.

Freitag, 11. Januar 2013

Es ist nie zu spät: Alles Gute für 2013

© Gerd Mörsch
Liebe Leserinnen und Leser, wir hoffen doch sehr, dass Sie nicht mehr dizzy sind vom Jahreswechsel und wünschen Ihnen alles Gute. Bitte halten Sie sich fern von offenen Fenstern und lassen Sie sich auch nicht - wie Kafkas Maus - in die Münder von hinterlistigen Katzen leiten. In diesem Sinne, alles wird gut und auf bald!  

Dienstag, 8. Januar 2013

Tipp - Museu Fundación Juan March, Palma de Mallorca

Für Besucher von Palma ein Muss, genau wie in den nahe gelegenen Markthallen ein paar Austern, Berberechos oder Miesmuscheln zu einem Glas Verdejo oder Muscat zu geniessen.

© Iven Paschmanns
Die Fundación Juan March befindet sich in einem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert auf einer der beliebtesten Einkaufsstrassen im Zentrum Palma de Mallorcas. Juan March kaufte es 1916 und es wurde zunächst als Bankhaus genutzt. Trotz der unterschiedlichen Bau- und Renovierungsphasen, behielt das Gebäude einen einheitlichen Charakter und ist heute als Museum nicht nur eine Herberge für einen kunsthistorischen Schatz, sondern selbst ein Kunstwerk.


© Fundación Juan March


Fußbodendetail, © Fundación Juan March


Die Fundación Juan March beherbergt eine ausgewählte Sammlung an Kunst des 20. Jahrhunderts. Vor allem spanische und speziell katalanische und balearische Künstler stehen im Mittelpunkt.  Es sind zahlreiche Werke Picassos, Dalís, Mirós, Tàpies, Barcelós, Chillidas, Palzuelos oder Cuixarts ausgestellt - unmöglich alle Künstler zu nennen!


Modest Cuixart: Pintura, 1959, © Fundación Juan March

Antoni Tàpies: pintura-collage rosada, 1964 © Fundación Juan March


Es handelt sich inhaltlich um eine exquisite Sammlung in einem fantastischen Gebäude, der Eintritt ist gratis - es gibt nicht mehr dazu zu sagen, es ist schlicht ein Muss für jeden Palma-Besucher!

Service
http://www.march.es/arte/palma
Eintritt gratis
Mo-Fr 10:00-18:30
Sa 10:30-14:00
So u. Feiertags geschlossen