Dienstag, 17. August 2010

Achtung - Datenkraken - Auch wer nicht will, ist schon dabei...

Diese antike Krakendarstellung stammt aus Pompeji. Das Mosaik (Casa del Fauno VI 12.2, triclinium) befindet sich im Archäologischen Nationalmuseum Neapel. Neben verschiedenen Meerestieren wird der Kampf zwischen Krake und Languste gezeigt. Datierung 140 - 110 v.Chr. oder in Worten späthellenistisch.

Sicher, es sind nicht nur facebook und google, die sich mit den oft naiv eingestellten Daten ihrer User ein goldenes Näschen verdienen oder diese gar damit pudern. Doch wer regelmäßig statt Ego-Shooting Ego-Googeln betreibt und die bereits verschlungenen, mit seiner Person verbundenen Daten im Netz sucht, findet nicht selten erstaunliches...

Angesichts der nun anstehenden Einführung von google-street-view und den Ergebnissen der Ego-Recherchen der Redakteure von kunstlich.com muss auch hier mal darauf eingegangen werden. Denn schließlich ist das Motto von kunstlich.com ja Kunst und deren Präsentation, und weil wir doch alle potentielle Künstler sind...

Hurra, ich werde verschleiert

Achtung! Jeder kann sein Haus oder auch die Sicht auf seine Wohnung 'sperren' lassen, d.h. vermeintlich sichere Verschleierungsfilter werden an entsprechender Stelle über die eigene Villa gesetzt. Dasselbe gilt auch, wenn man zufällig beim Pinkeln in die Hecke, Knutschen mit der Frau des Nachbarn und ähnlich peinlichen Dingen gefilmt wurde... Kam eigentlich schon mal jemand auf die Idee, dass die technisch so verzerrten Bilder mit Hilfe derselben Mittel wieder entschleiert werden können...

Eine neue Arbeit der als Princess Hijab bekannt gewordenen Künstlerin aus Paris. Sie verfremdet Werbeplakate und wurde mit ihren zwangsverschleierten Models zum Star der jüngeren, konsumkritischen Street-Art-Szene © Princess Hijab und Christophe Meiries (Foto)

Ärger mit dem Nachbar, der Ex oder dem Kollegen?

Auch interessant ist die Frage, wie man sich bzw. das kompromitierte Ich denn im Netz entdecken soll. Einfach warten, bis die Erpresser-E-Mail mit den kompromitierenden Bildern kommt? Unser Tipp: Einfach mal zwei Wochen Urlaub machen und die eigene Stadt digital erkunden! Wer sich mit Pizza und Cola so richtig nerdmäßig ein paar Wochen einschließt und sucht, kann zum einen billig Urlaub machen und wird zum anderen sicher eine Menge entdecken und lernen. Aber bitte: Alles dreifach sichern und für alle Fälle als Foto ausbelichtet in den Safe legen...


Die digitale Burka für alle

Aber nein, es gibt doch Einspruchsmöglichkeiten, die sind doch nett. Natürlich kann man NEIN sagen und durch den gewünschten Widerspruch freiwillig alle Daten an google senden. Also wenn diese nicht bereits durch das zuletzt bekannt gewordene, illegale Ablesen der Daten aus W-LAN-Netzen sowieso schon bei google, facebook etc. sind...

Das kann passieren, wenn man sich bei facebook anmeldet. Möchte man sich abmelden, werden zunächst die Fotos der über das Verschwinden bei facebook traurigen 'Freunde' eingeblendet. Dann folgt nach der Bestätigung des gewünschten Löschvorgangs eine Meldung, ähnlich der Folgenden: Lieber Nutzer, schade, sie haben sich angemeldet, aber kein Problem, sollten sie sich wieder anmelden, sind alle Daten noch da. Nach Monaten kommt dann eine E-Mail, wie die hier als Screenshot eingebaute.

Sisyphos lässt grüßen...

Also, wer trotz der an
Orwells Überwachung und die an den antiken Helden erinnernde Widerspruchsmöglichkeit protestieren will, dem sei der Link zur staatlich geprüften Variante empfohlen. Die Frist für elektronische Widersprüche endet bereits am 15. September 2010. Widersprüche können elektronisch nur unter Nutzung des google-online-tools vorgenommen werden, so ein Zufall... Eine E-Mail reicht nicht und die Stundenlöhne für Leser und Übersetzter von handgeschriebenen Briefen aus aller Welt hat Google leider nicht. Sie wissen doch, die Krise...

Unser Tipp

So viel Widerspruch, Schutz und Datenmüll produzieren wie möglich, ein Beispiel: Wie soll das seit Jahren praktizierte, automatisierte Durchforsten von Kommunikation im Internet z.B. nach Terroristen und anderen fiesen Menschen funktionieren, wenn sich etwa in 75 % der gesendeten E-Mails die entsprechenden 'Schlagwörter' finden?
In diesem Sinne ein zugegebenermaßen klischeehaftes und unvollständiges Beispiel: Kokain, TNT, Heroin, Bombe, Waffen, Präsident, Soldaten, Atom, schmutzige Bombe, Ungläubige, Öl, Sex, Drugs and Rock 'n' Roll und natürlich Bin Laden...

Psssst

Programme wie
Tor und PGP schaden bestimmt nicht... Und dann gibt es noch die natürlich ganz uneigennützig von Personensuchmaschinen wie yasni oder 123people beworbene Methode des Eigenmarketings: Um sich vor fiesen, kompromitierenden Inhalten zu schützen, muss man einfach alles, also die ganze Wahrheit über sich (samt Foto) bei yasni oder 123people einstellen. Alles klar?

Hauptmann von Köpenick remixed

Wem das hilft, dem sei hiermit geholfen. Wer nicht glaubt, das System so mit den eigenen Waffen schlagen zu können, der sei an ein altes Experiment erinnert: Einfach mal Kreuzworträtsel mit Prof. Dr. etc. unterschreiben und abwarten, was die Post dann in den nächsten Wochen so alles für den Prof. Dr. mitbringt. Tolle Werbegeschenke warten auf Sie!

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