© Foto und Kunstwerk: Friedrich von Hülsen |
Diese Fotografie ist der Abschluss einer Reihe von Aufnahmen des Kölner Künstlers Friedrich von Hülsen an dieser Stelle. Sie ist besonders geeignet, um die Mannigfaltigkeit der Dimensionen der Interpretation und die Genese eines Kunstwerks exemplarisch zu veranschaulichen.
Das Foto zeigt das Werk vor einem schwarzen Vorhang. Scheinbar inszeniert? Aber was macht die Hand da? Ein Schnappschuss? Aber warum ist die Hand bzw. der zu ihr gehörige Körper dann so zurückhaltend? Auch die aus dem schwarzen Ärmel vor dem schwarzen Hintergrund wahrhaft erscheinende Hand scheint nicht zufällig...
Die Aufnahme verdeutlicht zum einen das ungeheure Potential der Inszenierung eines Kunstwerks. Der Vorhang deutet auf Theater bzw. Präsentation oder ist es nur ein möglichst neutraler Hintergrund? Zum anderen wird in den folgenden Zeilen deutlich, wie sehr die Geschichte, das Geschichten erzählen, Teil unseres Kunstverständnisses bzw. der Kunstgeschichte ist.
In einem Gespräch mit dem Künstler über seine hier gezeigte Arbeit berichtet er, der Ausgangpunkt für diese Arbeit sei zunächst die Frage 'Wer spielt denn wen?' gewesen.
Eine kleine Druckplatte ist der Ursprung dieser Plastik mit dem Titel “am seidenen Faden“ aus dem Jahre 2019/20. Von der kleinen Druckplatte wuchs die Idee zu einer raumgreifenden Arbeit die 2,2 x 2,2 x 2,2 Meter misst. Die Idee zum Thema Puppenspieler evozierte zunächst eine teils monströs anmutende, geschweisste Hand.
Schließlich gesellte sich ein der Dimension der Hand entsprechendes Holzkreuz dazu. Dann folgten Stoff, Gaze und Fäden. Und am Ende ruhte die Plastik auf Stangen. Diese Spannung intensivierte der Künstler, in dem er im Rahmen einer Tour sein Werk vor dem Hintergrund des Braunkohletagebaus Hammbacher Forst inszenierte. Auf Weiß folgte Schwarz.
Die Geschichte dieser Arbeit verdeutlicht sehr anschaulich den (Bedeutungs-) Wandel einer Arbeit. Das vielfältige Potential eines Werks, von einer Idee ausgehend, zunächst nur Bild im Kopf eines Menschen. Es wurde zum ersten Mal 'real' in Form einer ersten Skizze. Und diese schließlich mündete in einer Druckplatte, welche wiederum nur der Ausgangspunkt für ein 'in Form bringen', ein Um-Setzen der Idee in eine andere Dimension ist. Doch hier endet die Metamorphose des Werks noch lange nicht.
Der andere Blick, den das Medium Fotografie mit sich bringt, und der Kontext des 'Hintergrunds' für die Inszenierung des Werks eröffnen weitere Dimensionen der Erschließung, der Bedeutung des Kunstwerks.
Und schließlich ruft das Werk vor dem Hintergrund des im Gedächtnis der betrachtenden Menschen gespeicherten Wissens, ihrer Emotionen und 'Bilder im Kopf' einen ganzen Kosmos an Interpretationen hervor...
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