Sonntag, 16. Oktober 2011

Plastik in der Kunst des 20. Jahrhunderts oder Freiheit am Boden?

In Kassel wurde die vorerst letzte Ausstellung vor der documenta 13 eröffnet: Der 36jährige Niederländer Danh Vo belastet den erwürdigen und historisch so bedeutenden Museumsbau - das Fridericianum ist das erste der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Museum auf dem europäischen Kontinent - glänzt mit Tonnen von teils hochpoliertem Kupfer.


Politkunst, Formenvielfalt und Konsumkritik zugleich

Ob man die Schau rein visuell als - ungewollte ? - Überblicksausstellung der Formen der Plastik des 20. Jahrhunderts liest oder den politisch konzeptuellen Hinweisen des Künstlers und der Arbeit folgt sei jedem überlassen. Eins ist jedoch sicher: Die Ausstellung der in 267 Eintelteile ''zerlegten'' Kopie der Statue of Liberty, die der Künstler in China (!) in Auftrag gab hinterlässt Spuren.

Provokation oder Größenwahn?

Als Symbol für die nicht nur interpretatorische Freiheit des Rezipienten hat Vo einige Tonnen des für die exakte Kopie notwendigen Materials zum Glück - und zur Freude von nicht nur Kindern, die sich in der glänzenden Metalloberfläche spiegeln - unverarbeitet auf den Transportpaletten gelassen und diese geschickt vor Fenstern positioniert - Kunst spiegelt Welt und umgekehrt.

Liberty made in Shanghai

Die abgesehen den gigantischen Fingern, Zehen und teils abstrakt anmutenden Einzelteilen der eigentlich 46 Meter hohen Statue leer wirkenden, monumentalen Ausstellungsräume scheinen frische Luft aufzusaugen - ein Symbol für die anstehende Räumung?

Die Dialektik von Aufbau und Zerstörung?

JULY IV MDCCLXXVI

Vo betitelte die Ausstellung mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigskeitserklärung und präsentiert über die zuvor genannten Elemente noch ein weiteres, wenn auch jünger doch geschichtsträchtiges Objekt. Seine Ausstellung ist auf jeden Falle die Reise nach Kassel wert und erscheint - trotz der Assoziation der zerstörten, verstümmelten Ikone der Freiheit - in Zeiten von globaler Demonstrationen erfrischend zeitgemäß.

Service:

Kurzkritik
''Freiheit am Boden'' - Der Spiegel 39-2011

Kunsthalle Fridericianum

Friedrichsplatz 18

D-34117 Kassel

Tel. +49 561 707 27 20

Fax +49 561 707 27 75
office(at)fridericianum-kassel.de

ÖFFNUNGSZEITEN

Mittwoch bis Sonntag 11-18 Uhr


EINTRITTSPREISE

5 Euro
ermäßigt*: 3 Euro
bis 12 Jahre Eintritt frei

Lobenswert : Mittwochs ist der Eintritt für alle Besucher/innen frei!

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