Dienstag, 28. April 2020

Köln: Kunst im (halb-)Öffentlichen Raum: China Syndrom

Das Foto zeigt die Plakat-Intervention des Künstlers Ivo Weber bei Nacht. © Ivo Weber

Kunst im Öffentlichen Raum war vor dem fragwürdigen, weil verwirrenden Wettbewerb um die schlagzeilenwirksamsten Lockerungen der Corona-Einschränkungen für viele Kulturschaffende eine notwendige Alternative. 

Auch wenn wir noch weit von Normalität entfernt sind und die Frage, was denn bitteschön Normalität (nicht erst im Jahre 2020) sein soll, aktueller denn je erscheint, ist das hier im Folgenden beworbene Plakatwand-Konzept des Künstlers Ivo Weber bemerkenswert. 

Wie wäre es, wenn alle Werbeflächen in einem (Kultur-)Staatsstreich für die Kunst gekapert würden? Kunst-Räte würden die rotierende Bespielung der Säulen, Bildschirme und Plakatflächen bestimmen und statt trister oder hohler Werbemotive wäre der Öffentliche Raum voller künstlerischer Interventionen.

Immerhin. Die Stadt Köln hat einige alte Litfaßsäulen für die Kunst gerettet. Traurige 25 von 200... Diese werden regelmäßig - so regelmäßig, wie das in Köln halt geht - von Kulturschaffenden bespielt. Warum aber bespielt ein kunstschaffender Mensch eine Plakatwand? Weil der Kunstjury-Klüngel wie der Kunstmarkt an sich recht elitär bzw. exklusiv ist? 

Subversiv? Listig oder illegal?

Oder weil er - wie zahlreiche andere vor ihm - die kommerziellen Flächen im Öffentlichen Raum für die ernste Kunst kapern will? Weber verneint Spekulationen wie diese. ''Man könnte sagen,'' antwortet der Künstler listig auf unsere Fragen, ''dass eine Plakatwand mehr immer besser ist.'' Hat er sich also dem Kommerz verschrieben? Totaler Ausverkauf und horrende Plakatmieten für die brotlose Kunst? 

Nein, keine Sorge. Der Künstler hat schlicht und ergreifend selbst die Initiative ergriffen. Er hat diese Plakatwand für sich geschaffen. Hier kann man nun mit Weber - in angenehm ruhiger Atmosphäre mit einem inspirierenden Getränk - über sein Werk, die Kunst und das Leben philosophieren. Auch schön. Das ist ein Experiment im Ausstellungswesen, werden einige nun wohl kunsthistorisch kategorisierend sagen. Oder hat er doch ein slominskieskes Werk geschaffen, dass nur vorgibt eine Plakatwand zu sein?

Ist das Kunst oder Kommerz? Bitte fragen sie den Künstler...

Wir haben bereits über ein Projekt des Kölner Künstlers Weber berichtet, in dessen Kontext er auch Werbeflächen am Kölner Ebertplatz bespielte. Scheinbar hat diese Erfahrung Spuren hinterlassen... Und jetzt, Anfang Mai startet die nächste - also nicht die erste - Plakatkunst-Aktion des Künstlers in Köln, natürlich Corona-gerecht. Mit den folgenden Worten lädt der Künstler dazu ein:    

''Liebe Freunde,
die Plakatwand hat gewechselt.
Zu sehen ist meine Arbeit China Syndrom.

Leider diesmal - Coronabedingt - ohne eine Eröffnung.
Ich möchte Sie/euch einladen, die Plakatwand zu besichtigen.
Bei Anmeldung gerne auch auf einen Kaffee oder Wein - mit Abstand.''



Das Foto zeigt die Plakat-Intervention des Künstlers Ivo Weber mit 4 Corona-gerechten Sitzmöglichkeiten. © Ivo Weber


Service und Links:
Öffnungszeiten: Tag und Nacht von Mai bis Ende Juli
Ort: Hinterhof - Nikolausstraße 69-71 - 50937 Köln

Kontakt: 0170 - 444 62 54 - info@ivoweber.de - www.ivoweber.de

- Infos zum Litfaßsäulen-Kunstprojekt der Stadt Köln, hier